Ebola-Patient in Hamburg:"Wir sind die richtige Einrichtung"

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

Die Isolierstation im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE): Hier soll ein Ebola-Patient behandelt werden.

(Foto: dpa)

Ein WHO-Mitarbeiter hat sich in Westafrika mit dem Ebola-Virus infiziert. Er soll in Hamburg behandelt werden. Bei einer Pressekonferenz haben die Ärzte erläutert, wie der erste Ebola-Patient in Deutschland behandelt werden soll.

  • Ein an Ebola erkrankter Mitarbeiter der WHO wird in Hamburg im Uniklinikum Eppendorf behandelt.
  • Auf einer Pressekonferenz haben die behandelnden Ärzte nun den Behandlungsplan für den Patienten dargelegt - sie setzen vor allem auf stabilisierende Maßnahmen. Experimentelle Wirkstoffe sollen zunächst nicht eingesetzt werden.
  • Die UN kritisieren die Einschränkungen im Flugverkehr nach Westafrika - so werde es erschwert, Helfer und Hilfsgüter in die betroffenen Regionen zu bringen.
  • In Nigeria geht die Schule erst einen Monat später wieder los, in der Zwischenzeit sollen Vorsichtsmaßnahmen gegen eine weitere Verbreitung der Seuche ergriffen werden.

Ebola-Patient in Hamburg eingetroffen

An diesem Vormittag ist in Hamburg ein Jet mit einem Ebola-Patienten an Bord eingetroffen. Der erkrankte Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll im Universitätskrankenhaus in Hamburg-Eppendorf behandelt werden.

Das Flugzeug wurde von einem Infektionsrettungswagen der Hamburger Feuerwehr erwartet, der speziell für hochinfektiöse Patienten ausgelegt ist. Mit einem Konvoi mehrerer Feuerwehrfahrzeuge und unter Polizeischutz sollte der Epidemiologe aus dem Senegal zum UKE geleitet werden. Er wurde zuvor in Sierra Leone behandelt.

Der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt, betonte, für die Menschen in Hamburg gebe es keine Gefahr: Eine Ansteckung sei nur im direkten Kontakt mit einem Patienten möglich - etwa durch Körperflüssigkeiten. Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt.

Pressekonferenz in Hamburg

In einer Pressekonferenz äußerten sich die behandelnden Hamburger Ärzte zum ersten Ebola-Patienten in Deutschland. "Der Patient ist in einem Zustand, der tatsächlich auch hoffen lässt, dass er von unseren therapeutischen Optionen profitieren kann", sagte der Tropenmediziner Stefan Schmiedel. "Wir glauben, dass wir die richtige Einrichtung sind, um ihn zu betreuen - gegebenenfalls auch über einen längeren Zeitraum." Die Ärzte wollen den Patienten mit einer Basis-Behandlung versorgen. Dazu gehöre unter anderem "eine vernünftige Schmerztherapie, Elektrolyte und Fiebersenkung." Laut Schmiedel lässt sich die Sterblichkeit von Ebola-Patienten durch diese Maßnahmen deutlich senken. Nur wenn diese konservative Behandlungsmethode ihre Wirkung verfehle, denke man darüber nach, weitere Optionen in Betracht zu ziehen und möglicherweise auch experimentelle Wirkstoffe einzusetzen.

Zu der Entscheidung, den Patienten in Deutschland zu behandeln, sagte Schmiedel, die Ärzte seien von der WHO angefragt worden und man sei nach kurzer Beratung mit dem Krisenstab davon überzeugt gewesen, ihn gut betreuen zu können. Die Isolierstation hat dieselbe Ausrüstung einer Intensivstation - mit dem Unterschied, dass die Räume durch ein aufwändiges Luft-Austausch-System hermetisch abeschlossen sind. Auf der Isolierstation können sechs Patienten gleichzeitig betreut werden. Insgesamt gibt es in Deutschland neun Zentren, die dafür geeignet sind, hochansteckende Patienten zu behandeln. Die Kosten der Behandlung übernimmt die WHO.

WHO zieht Mitarbeiter aus Labor ab

Die Infektion des WHO-Mitarbeiters in Sierra Leone hat auch vor Ort Konsequenzen: Die WHO hat ihre Helfer aus einem Labor in dem westafrikanischen Land abgezogen. Bevor sie zurückkehren, solle geklärt werden, wie es zu der Infektion kommen konnte, teilte der WHO-Koordinator für Sierra Leone in Freetown mit.

Der Mann hatte sich nach WHO-Angaben in einem Laborzentrum in der Stadt Kailahun nahe der Grenze zu Guinea mit Ebola infiziert. Seit diesem Vorfall hätten die anderen Helfer "eine traumatische Zeit" durchgemacht, erklärte der Koordinator. "Nach wochenlangem heroischen Einsatz für Patienten mit Ebola sind sie erschöpft. Wenn dann noch eine solche Stresssituation hinzukommt, erhöht sich das Risiko von Unfällen."

Beispiellose Infektionsrate unter Helfern

Die sich ausweitende Ebola-Epidemie stellt die Weltgesundheitsorganisation vor enorme Probleme. Denn auch viele Helfer infizieren sich mit dem gefährlichen Virus. Bislang hätten sich mehr als 240 Ärzte, Pfleger und andere Helfer angesteckt, von denen etwa 120 gestorben seien, teilte die WHO mit. Für die ungewöhnlich hohe Infektionsrate unter Helfern nannte die WHO etliche Gründe: Oft sei die Ausstattung mit Schutzausrüstung wie Spezialkleidung, Mundschutz oder Handschuhen unzureichend. Zudem seien viele Helfer mit der chaotischen Situation vor Ort völlig überfordert, was das Infektionsrisiko erhöhe. "Überlastetes Personal ist anfälliger für Fehler", erklärte die WHO.

Nigeria verschiebt Schulbeginn um einen Monat

Nigeria hat wegen Ebola den anstehenden Schulstart um einen Monat verschoben. Der Unterricht werde statt Mitte September erst Mitte Oktober wieder aufgenommen, erklärte Bildungsminister Ibrahim Shekarau. "Alle öffentlichen und privaten Schulen bleiben bis zum 13. Oktober geschlossen." In der gewonnenen Zeit sollten "Vorsichtsmaßnahmen" ergriffen werden, um die Schüler vor Ebola zu schützen. Eigentlich hätte die Schule landesweit am 15. September wieder beginnen sollen. In Nigeria wurden bislang 13 Fälle der Krankheit bestätigt.

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