Dominik Graf im Oscar-Rennen:"Schiller goes to Hollywood!"

Florian Stetter mit Hannah Herzsprung (links) und Henriette Confurius in die "Die geliebten Schwestern"

Gefährliche Liebschaft mit zwei Frauen: Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter) mit Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung, links) und Charlotte Lengefeld (Henriette Confurius) bei den Dreharbeiten zu "Die geliebten Schwestern".

(Foto: dpa)

Bei der Berlinale ging Dominik Graf mit seinem Liebesdrama "Die geliebten Schwestern" noch leer aus. Doch jetzt soll er Deutschland mit der Geschichte, die von einer Ménage-à-trois des Dichters Friedrich Schiller im Jahr 1787 handelt, bei der Oscar-Verleihung 2015 vertreten.

  • Deutschland schickt das historische Liebesdrama "Die geliebten Schwestern" von Dominik Graf in das Oscar-Rennen.
  • 16 Filmemacher, darunter Edgar Reitz, gehen leer aus.
  • Deutsche Oscar-Aspiranten seit 2005.

Dominik Graf nimmt mit "Die geliebten Schwestern" die erste Oscar-Hürde

Die Dreiecksgeschichte "Die geliebten Schwestern" von Dominik Graf geht für Deutschland ins Rennen um die Oscars. Das auf wahren Begebenheiten beruhende Kino-Epos schildert die gefährliche Liebschaft des Dichters Friedrich Schiller mit zwei Frauen.

Graf habe mit persönlicher Handschrift eine bewegende Liebesbeziehung einfühlsam inszeniert, begründete die Jury der Auslandsvertretung des deutschen Films, German Films, in München die Entscheidung.

Regisseur Graf reagierte begeistert: "Großartig! Ich freue mich sehr! Schiller goes to Hollywood!"

Die nächste Hürde für den Kostümfilm, der seit 31. Juli im Kino läuft, ist nun die offizielle Nominierung. Am 15. Januar gibt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles bekannt, welche fünf Filme in die Endauswahl für den besten nicht-englischsprachigen Film kommen. Die Oscar-Verleihung ist am 22. Februar.

Produzentin Uschi Reich dankte der Jury: "Ich bin überglücklich, das der Film jetzt auf so einem tollen Weg ist", sagte sie. In den USA werde der Film am 24. Dezember ins Kino kommen. "Jetzt müssen wir uns alle zusammen Mühe geben und schauen, dass der Film bekannt wird." Bei der diesjährigen Berlinale war "Die geliebten Schwestern" leer ausgegangen.

Edgar Reitz geht leer aus

Einige Kritiker hatten unter anderem die Länge von 139 Minuten bemängelt. Andere dagegen hatten euphorisch gelobt, Graf habe die prächtig ausgestattete Geschichte poetisch und kunstvoll in Szene gesetzt.

Während sich der 61-Jährige Graf über seinen Erfolg freuen kann, gehen 16 Filmemacher leer aus, die ebenfalls ihre Werke eingereicht hatten. Viele dieser Filme hatten traditionell historische Bezüge, so etwa "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht" von Edgar Reitz über zwei Bauernjungen im 19. Jahrhundert, die davon träumen, nach Brasilien auszuwandern.

Reitz hatte dafür beim Deutschen Filmpreis im Mai die Goldene Lola erhalten. In Pepe Danquarts Kriegsdrama "Lauf Junge lauf" flieht ein jüdischer Junge vor den Nazis. Im Gegensatz dazu stand die Heimatfilm-Persiflage "Im weißen Rössl", die sich ebenfalls als deutscher Oscar-Beitrag beworben hatte. Der deutsche Beitrag für den Oscar-Wettbewerb 2014, das DDR-Drama "Zwei Leben", hatte es schließlich nicht auf die Shortlist der Academy geschafft.

Seit Dienstag hatte eine Jury die Werke gesichtet. Unter den Juroren waren etwa die Regisseurin Sherry Hormann oder der Produzent Peter Herrmann, der den deutschen Oscar-Gewinner von 2003, Caroline Links Epos "Nirgendwo in Afrika", produziert hat.

Filme, die von German Films seit 2005 ins Oscar-Rennen geschickt wurden.

  • 2005: "Der Untergang" von Oliver Hirschbiegel (der Film mit Bruno Ganz als Adolf Hitler wurde schließlich auch offiziell für den Oscar nominiert)
  • 2006: "Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marc Rothemund (Oscar-Nominierung)
  • 2007: "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck (Oscar)
  • 2008: "Auf der anderen Seite" von Fatih Akin (keine Nominierung)
  • 2009: "Der Baader Meinhof Komplex" von Uli Edel (Oscar-Nominierung)
  • 2010: "Das weiße Band" von Michael Haneke (Oscar-Nominierung)
  • 2011: "Die Fremde" von Feo Aladag (keine Nominierung)
  • 2012: "Pina" von Wim Wenders (keine Nominierung als Auslandsfilm - dafür allerdings in der Kategorie Dokumentarfilm)
  • 2013: "Barbara" von Christian Petzold (keine Nominierung), dafür gewann die deutsch-österreichische Koproduktion "Liebe" von Michael Haneke den Oscar.
  • 2014: "Zwei Leben" von Georg Maas (keine Nominierung)
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