Umweltverschmutzung durch Schiffe:Gesundheitsrisiko Kreuzfahrt

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Abgase von Kreuzfahrtschiffen sind weiter ein Problem. (Foto: NABU/Hapke)

Kinos, Eislaufbahnen, Pools - aber keine ausreichende Abgastechnik: Kreuzfahrtschiffe gehören zu den größten Dreckschleudern der Welt, zeigt ein Ranking des Naturschutzbundes. Das kann auch für die Passagiere zum Problem werden.

Von Kristina Läsker, Hamburg

Die Warnung ist klar: Lungenkranke, die auf Kreuzfahrt gehen, sollen das Heck des Schiffs meiden und sich hinter dem Schornstein aufhalten, rät die Deutsche Lungenstiftung. Der Grund: Wenn Asthmatiker giftige Schiffsabgase einatmen, könne dies "eine gravierende Verschlechterung ihres Gesundheitszustands" bewirken, sagt Stiftungschef Harald Morr.

Was Mediziner wissen, ist Passagieren längst nicht klar: Kreuzfahrtschiffe gehören zu den größten Dreckschleudern der Welt. Weil sie gesetzlich schwach reguliert sind, stoßen sie weit größere Mengen an Schwefeldioxid, Rußpartikeln und Stickoxiden aus als Lkw oder Privatwagen.

Wie träge die Touristik-Branche beim Umweltschutz ist, zeigt das neue Kreuzfahrt-Ranking vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Es vergleicht die Abgastechnologien von 28 bestellten Kreuzfahrtschiffen weltweit - und kommt zu einem verheerenden Schluss: Bei elf georderten Luxuslinern wird keinerlei innovative Umweltwelttechnologie eingesetzt. Betroffen sind auch Schiffe der Firma Royal Caribbean, deren jüngster Dampfer Quantum of the Seas just von der Meyer Werft fertiggestellt wurde. Auch die Betreiber Viking Ocean und Princess vermeiden Top-Technologien. "Umweltschutz wird bei diesen Reedereien nicht groß geschrieben", sagt Nabu-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger.

Der Kreuzfahrtverband Clia wehrt sich. Mittlerweile seien etliche umweltfreundliche Technologien als Prototyp verfügbar, sagt Helge Grammerstorf, Direktor von Clia Deutschland. "Wir hätten manches auch gerne schneller, doch es braucht einfach Zeit." Insbesondere in Europa habe Umweltschutz in der Kreuzfahrt einen hohen Stellenwert, sagt er. Spitzenreiter bei der Analyse sind tatsächlich die deutschen Reedereien Aida und Tui Cruises. Sie wollen ihre Schiffe mit einem besonderen Abgasreinigungssystem (Scrubber) und einem Anschluss für Landstrom ausstatten. Das neue Mein Schiff 3 von Tui verwendet einen Scrubber, doch der Prototyp läuft nicht richtig: An Deck kommt es immer wieder zu Rußregen.

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Die "Mein Schiff 3" will umweltfreundlicher sein als alle andere Kreuzfahrtschiffe - und versucht, so viel wie möglich an Bord zu entsorgen. Von all dem kriegen die Gäste aber wenig mit. Das Ambiente ist elegant, mit nordischem Chic und Retro-Design.

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Was Naturschützer aber ärgert: Die deutschen Betreiber wollen weiter mit hoch giftigem Schweröl statt mit umweltfreundlicherem Marine-Diesel fahren, weil das billiger ist. Die Deutschen sind Europameister beim Urlaub auf See. Dieses Jahr gehen 1,9 Millionen Bundesbürger an Deck. Die Schiffe werden größer und teurer. Weltweit gibt es 560 Luxusliner, momentan liegt der Bestellwert im Schnitt bei 650 Millionen Euro pro Schiff. Auch die Ausstattung wird immer ausgefeilter. Es gibt Wasserrutschen, Kinos und sogar Eislaufbahnen. "Alle kommen mit irgendwelchen Gimmicks - und das alles verbraucht Energie", sagt der Umweltexperte Axel Friedrich. Er könne nicht verstehen, dass Reedereien lieber eine neue Brauerei einbauten als ein Abgassystem.

© SZ vom 29.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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