Putschversuch in Lesotho:Regierungschef auf der Flucht

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"Das ist illegal", sagt Lesothos Regierungschef Tom Thabane über den angeblichen Putschversuch.

(Foto: AFP)

Der Ministerpräsident von Lesotho ist nach eigenen Angaben ins benachbarte Südafrika geflohen. Es soll einen Putschversuch des Militärs gegeben haben. Der Regierungssprecher dementiert jedoch.

Der Regierungschef des südafrikanischen Königreichs Lesotho ist nach eigenen Angaben wegen eines Militärputschs ins benachbarte Südafrika geflohen.

Er habe sich aus Angst um sein Leben am Samstagmorgen in den Nachbarstaat Südafrika abgesetzt, sagte Tom Thabane dem britischen Rundfunksender BBC. "Ich wurde nicht vom Volk von der Macht verdrängt, sondern von bewaffneten Streitkräften", sagte Thabana. "Und das ist illegal." Thabane war als erster Oppositionspolitiker Lesothos durch Wahlen an die Spitze der Regierung gelangt.

Soldaten hatten mehrere Regierungs- und Polizeigebäude in der Hauptstadt Maseru umstellt, darunter die Residenz des Premiers. Es seien auch Schüsse gefallen, meldete der südafrikanische Nachrichtensender eNCA unter Berufung auf Diplomaten.

Dementi des Regierungssprechers

Sportminister Thesele Maseribane, Chef der an der Regierung beteiligten Basotho National Party, musste nach eigenen Angaben ebenfalls fliehen. "In unserem Land ist dies ein Putsch", sagte er. Das Militär suche unter anderem nach ihm selbst sowie nach Regierungschef Tom Thabane und wolle sie zu König Letsie III. bringen. Wo sich Thabane aufhielt, wollte er nicht angeben.

Regierungssprecher Ramakhula Ramakhula dementierte hingegen die Putschberichte. Die Regierung von Ministerpräsident Thabane sei weiter an der Macht. Es handele sich um ein "Missverständnis zwischen Polizei und Militär". Die Flucht des Ministerpräsidenten nach Südafrika wollte er weder bestätigen noch dementieren.

In dem südafrikanischen Land gibt es seit längerem politische Spannungen. Regierungschef Thabane hatte im Juni das Parlament ausgesetzt, um einem Misstrauensantrag aus den Reihen seiner Koalition zu entgehen. Seine Koalitionspartner warfen ihm vor, eigenmächtig zu handeln. Zudem soll es zum Bruch zwischen ihm und Armeechef Tlali Kamoli gekommen sein. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1966 hat es in Lesotho bereits mehrere Militärputsche gegeben.

In Südafrika löste die Entwicklung in der Enklave Sorgen aus. Das Land bezieht aus Lesotho, das in etwa so groß ist wie Nordrhein-Westfalen, Wasser und Strom. Umgekehrt ist das Königreich völlig von der Wirtschaft Südafrikas abhängig. Wegen seiner Gebirgszüge wird es auch "Königreich im Himmel" genannt. Staatsoberhaupt ist König Letsie II. Textilfabriken und Diamantenminen sind die einzigen größeren Industriezweige, die meisten der rund zwei Millionen Einwohner leben in großer Armut.

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