Pakistan:Demonstranten besetzen staatlichen Fernsehsender

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Szene im Regierungsviertel in Pakistans Hauptstadt Islamabad: Die Demonstranten werfen Premier Sharif Wahlfälschung vor.

(Foto: AFP)

Eskalation in Pakistan: Regierungskritische Demonstranten haben den Sitz des Staatsfernsehens gestürmt. Bei Protesten gegen Premier Sharif sind Menschen getötet worden.

  • Regierungskritische Demonstranten haben in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad den Sitz des Staatsfernsehens gestürmt.
  • Bei den Protesten kommen drei Menschen ums Leben.
  • Die Armee beruft eine Krisensitzung der Streitkräfte ein. Seit zwei Wochen belagern Tausende Anhänger der Opposition das Regierungsviertel in Islamabad und fordern den Rücktritt von Premier Sharif, dem sie die Fälschung der Parlamentswahl im Mai 2013 vorwerfen.

Demonstranten stürmen Staatsfernsehanstalt

Bei den Protesten gegen die Regierung in Pakistan haben Demonstranten den staatlichen Fernsehsender PTV in Islamabad gestürmt. Sie hätten die Angestellten als Geiseln genommen, sagte Verteidigungsminister Khawaja Asif laut der Nachrichtenagentur dpa. Das Militär sei gerufen worden, um die Eindringlinge aus dem Sendergebäude zu entfernen, hieß es weiter. Radio Pakistan berichtete über Twitter, der Sendebetrieb von PTV sei eingestellt worden.

Hunderte Verletzte und drei Tote

Nach Angaben der Polizei kam es am Montag etwa einen Kilometer von der Residenz von Premierminister Nawaz Sharif entfernt zu Zusammenstößen von etwa 3000 Demonstranten mit den Sicherheitskräften. Am Wochenende waren bei heftigen Zusammenstößen im Regierungsviertel von Islamabad nach Angaben der Rettungskräfte drei Menschen getötet worden. Die beiden wichtigsten Krankenhäuser in Islamabad teilten mit, sie hätten mehr als 480 Verletzte behandelt, unter ihnen etwa 90 Polizisten. Manche der Verletzten schwebten in Lebensgefahr.

Belagerung des Parlaments, Tränengas und Gummigeschosse

Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, als nach Angaben des Innenministeriums etwa 15 000 Demonstranten in der Nacht zum Sonntag versuchten, das Haus von Premier Sharif zu stürmen. Die vom Oppositionspolitiker Imran Khan und dem Geistlichen Tahirul Qadri angeführten Demonstranten fordern Sharifs Rücktritt. Die Proteste dauern seit dem Unabhängigkeitstag am 14. August an. Sharif lehnt einen Rücktritt ab.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Rauchschwaden in Islamabad aufstiegen und schreiende Demonstranten versuchten, sich vor dem Tränengas der Polizei zu schützen. Krankenwagen brachten Verletzte in Krankenhäuser. Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, setzten die Demonstranten Steinschleudern und Schlagstöcke gegen die Polizei ein. Islamabads Polizeichef Khalid Khattak sagte, die Polizei habe sich zurückgehalten, doch seien die Demonstranten mit Äxten und Hämmern bewaffnet gewesen. Die Regierung hat nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa mehr als 40 000 Sicherheitskräfte eingesetzt, um das Regierungsviertel zu schützen. Seit mehr als zwei Wochen harren die Demonstranten vor dem Parlament aus.

Wahlbetrugsvorwürfe, Dringlichkeitstreffen der Streitkräfte

Die Eskalation der Gewalt nährt Sorgen vor einem Einschreiten des Militärs, das in der Vergangenheit mehrfach in Pakistan geputscht hat. Ein Armeesprecher kündigte ein Dringlichkeitstreffen von Kommandeuren der Streitkräfte an diesem Montag an. Khan und Qadri riefen ihre Anhänger dazu auf, auszuharren. "Wir werden nicht zurückgehen, ohne Sharif zum Rücktritt gezwungen zu haben", sagte Khan am Sonntag. Qadri äußerte sich ähnlich.

Khan wirft Sharif vor, die Parlamentswahl im Mai vergangenen Jahres durch Betrug gewonnen zu haben. Qadri fordert den Rücktritt der Zentral- und der Provinzregierungen. Dann soll eine Übergangsregierung das Wahlsystem reformieren und Neuwahlen ausrufen.

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