Türkei:Verhaftung nach Doppelmord von Alanya

Vom Urlaubsparadies zum Tatort: Die Polizei nimmt einen Mann fest, der ein deutsches Paar in einem Ferienort erschlagen haben soll. Sein Komplize ist noch auf der Flucht.

Von Christina Kufer

Die Türken nennen Alanya scherzhaft "Klein-Deutschland". Denn viele Deutsche machen dort nicht nur einfach Urlaub - mehr als 10 000 meist ältere Bundesbürger verbringen den ganzen Sommer in der südtürkischen Stadt. Es gibt deutsche Kneipen, deutsche Geschäfte und sogar eine deutschsprachige Zeitung. Zu der großen Gemeinschaft dort gehörte auch das Auswanderer-Ehepaar Peter und Kerstin H. Mitte August wurden die Leipziger ermordet in ihrer Mietswohnung in Alanya aufgefunden.

Nun haben die türkischen Behörden in dem Fall einen Verdächtigen festgenommen, wie die Bild-Zeitung berichtet. Der 37-jährige Tarkan C. wuchs nach Informationen der Zeitung in Deutschland auf. Weil er mehrere Straftaten begangen hatte, wurde er später in die Türkei abgeschoben. Auch dort ist der 37-Jährige mittlerweile polizeibekannt. Im Jahr 2003 wurde er schon einmal wegen Mordes zu 16 Jahren Haft verurteilt. Im Zuge eines neuen Amnestiegesetzes von 2007 kam er jedoch vorzeitig frei. 2012 war der mutmaßliche Täter in eine Schlägerei verwickelt, wurde aber wegen guter Führung schnell aus der Haft entlassen. Diese Entscheidung könnte dem deutschen Kunstsammler-Ehepaar nun zum Verhängnis geworden sein.

Die türkische Zeitung Today's Zaman hatte berichtet, dass die beiden Deutschen im Juli für ihren Urlaub nach Alanya gekommen waren. Verwandte verständigten die Polizei, nachdem sie den 65-Jährigen und seine 50-jährige Ehefrau längere Zeit nicht erreichen konnten. In dem Apartment entdeckten Polizisten dann die Leichen der beiden, an Händen und Füßen gefesselt. Die Polizei geht davon aus, dass das Ehepaar geknebelt und erschlagen wurde. Am 16. August sollen die beiden Deutschen mit zwei Unbekannten gesehen worden sein, die sie mit in ihre Wohnung nahmen. Peter H. habe in einem nahen Geschäft Bier und Wein gekauft. Später sahen Zeugen, wie die beiden Unbekannten die Wohnung wieder verließen und offenbar die Kleidung der Opfer trugen. Die Fahnder stützen sich vor allem auf die Auswertung von Überwachungskameras.

In die Suche nach den Tätern hatten sich zwischenzeitlich auch die deutsche Staatsanwaltschaft und der türkische Geheimdienst eingeschaltet. "Wir haben ein Rechtshilfeersuchen an die Türkei gerichtet", sagte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig am Montag der SZ. Weitere Auskünfte zu dem Fall könne man aber nicht geben, da in der Sache allein die türkischen Kollegen ermitteln.

Nun scheint also zumindest ein mutmaßlicher Täter gefasst worden zu sein. Ein Geständnis hat er nach derzeitigem Stand jedoch noch nicht abgelegt. Und auch von seinem Komplizen fehlt jede Spur.

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