Deutsche Olympia-Bewerbung:Mühsames Städterennen

Olympische Spiele, DOSB, IOC

Olympia in Deutschland - wirklich?

(Foto: dpa)

Berlin will die Olympischen Spiele, Hamburg auch. Muss der Bürger nun dafür sein? Oder dagegen? Die Frage macht auch deshalb müde, weil die deutsche Sportpolitik ihre jüngsten Bewerbungen versemmelt hat.

Kommentar von Thomas Hahn

Diese Flughafen-Geschichte mit den verfeuerten Steuer-Milliarden und den um Jahre verschobenen Eröffnungstagen geht den Leuten schwer aus dem Kopf. Und das könnte für die Berliner Olympia-Bewerber ein Problem werden. Denn was im ganzen Land zeigt anschaulicher, wie krass man ein öffentliches Großprojekt fehlplanen kann, als der verpatzte Versuch, der deutschen Hauptstadt einen modernen Flughafen ins Gelände zu setzen? Und wenn der Steuerzahler hört, wie Klaus Wowereit, der scheidende Regierende Bürgermeister, die Rückschlüsse kleinredet, die man aus der teuren Flughafen-Blamage für das nächste Großvorhaben Olympia ziehen kann, muss er das nicht vertrauenswürdig finden.

Olympia sei ja was ganz anderes, sagt Wowereit, kein einzelnes Riesenbauprojekt, sondern eines, das sich aus vielen kleinen Baustellen zusammensetze. Außerdem habe Berlin ja schon so oft gezeigt, dass es "in der Lage" sei, Sportveranstaltungen aufzuziehen, sowie "in der Breite aufgestellt". Und davor hat Wowereit darauf hingewiesen, dass es auch anderswo verbaselte Objekte gibt. Zum Beispiel in Hamburg die Elbphilharmonie.

Olympia zu stemmen ist komplexer

Deutschland will wieder Olympia haben, diesmal geht es um die Sommerspiele 2024 oder 2028. Ein neues nationales Städterennen ist ausgerufen, ehe der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 6. Dezember den offiziellen Bewerber benennt. Die Bürger in Hamburg und Berlin sind dazu aufgerufen, den nächsten Versuch gut zu finden, Spiele zu kriegen.

Aber die Frage ist nicht leichter geworden, ob man das gut finden kann. Alles immer abzuwiegeln, bringt Stillstand, auch als bekennender Protestbürger kann man mal die Pro-Argumente abwägen. Andererseits stehen gerade Hamburg und Berlin für den Eindruck, dass es sich nicht immer bewährt, die Politik mal machen zu lassen. Einen Flughafen oder ein Konzerthaus zu bauen, ist in der Tat was ganz anderes, als Olympia stemmen. Letzteres ist im Grunde viel komplexer. Die Risiken sind ähnlich. Was tun also? Für Olympia sein? Oder dagegen?

Die Frage macht auch deshalb müde, weil die deutsche Sportpolitik ihre jüngsten Olympia-Bewerbungen so heillos versemmelt hat. Persönliche Interessen und deutsche Selbstgefälligkeit haben diese Kampagnen geprägt. Ob die aktuellen Bewerber wirklich daraus gelernt haben, kann man vorerst nur auf Verdacht sagen. Aber der Umstand, dass es wieder einen Bewerber-Wahlkampf gibt, macht nicht viel Mut.

Eine Olympia-Bewerbung müsste eine nationale Sache sein. Diese hier sieht aber vorerst aus wie ein kommunales Vorhaben, das unnötig Ressourcen kostet. Lokale Träumereien bringen nichts, Berlin ist die Hauptstadt und gut ausgestattet. Warum sich aufhalten mit dem Rennen zweier Metropolen, nach dem am Ende eine als Verlierer dasteht, statt gleich die Energien zu bündeln? Eines kann man jetzt schon sagen zu dieser nächsten Olympia-Bewerbung, die noch gar nicht richtig angefangen hat: Sie wird mühsamer, als sie sein müsste.

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