Schießerei in Rendsburg:Steuerberater tötete offenbar aus Wut aufs Finanzamt

Ein Steuerberater erschießt in Rendsburg einen Finanzbeamten. Die Ermittler gehen von Mord aus. In einem jetzt entdeckten Brief gibt der Mann der Behörde die Schuld für seine finanziellen Nöte.

  • Nach der tödlichen Schießerei im Finanzamt Rendsburg haben Ermittler einen Brief des mutmaßlichen Täters gefunden. Darin finden sich wütende Äußerungen über das Finanzamt.
  • Ob der Mann die Gewalttat vorher ankündigte, ist allerdings noch unklar.

Brisantes Schriftstück

Im Haus des Todesschützen von Rendsburg hat die Polizei einen Brief gefunden, der wütende Äußerungen über das Finanzamt enthält. In dem Schreiben an seine getrennt von ihm lebende Frau macht der 55-jährige Steuerberater, der am Montag einen Finanzbeamten mit einer Pistole erschossen haben soll, die Behörde für seine finanzielle Misere verantwortlich, hieß es aus Ermittlerkreisen. Mit drastischen Worten attackiere der Mann das Amt.

Ob der Steuerberater, der als Jäger mehrere Waffen besaß, die Gewalttat in dem Schreiben angekündigt hat, blieb zunächst offen. Der Mann soll immer wieder Briefe ans Finanzamt geschrieben haben und in der Behörde mit Beschwerden vorstellig geworden sein.

Staatsanwaltschaft geht von Mord aus

Am Dienstagnachmittag sollte der Mann aus Fockbek bei Rendsburg einem Richter vorgeführt werden, der über den Erlass eines Haftbefehls entscheiden soll. Die Staatsanwaltschaft Kiel geht von Mord aus.

Innenminister Breitner will Sicherheit in Behörden prüfen

Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) will jetzt die Sicherheit in Behörden auf den Prüfstand stellen. "Alles andere wäre geradezu verantwortungslos. Welche Schlüsse wir daraus ziehen, dafür ist es mir zu früh", sagte Breitner. Hundertprozentigen Schutz gegen solche Taten könne es aber nicht geben. "Wir können nur die Gelegenheiten reduzieren, ganz ausschließen können wir es nicht." Es sei ein Spagat, offene, barrierefreie Behörden für die Menschen anzustreben und zugleich mit Schutzmaßnahmen oder Besucherkontrollen für mehr Sicherheit der Mitarbeiter zu sorgen.

Es gehe um die Behörden, die stark eingreifen ins Lebensumfeld von Menschen, sagte Breitner und nannte Jobcenter, Gerichte, Finanzämter und Kommunalverwaltungen. "Unsere Gerichte sind schon recht gut gesichert, aus guten Gründen." Jetzt werde man sich auch der Finanzämter annehmen. "Wenn wir zusätzliche Barrieren aufbauen und Hürden erhöhen, dann geht das natürlich zu Lasten der Bürgernähe - bisher wollen wir das in Schleswig-Holstein nicht."

Finanzamt bleibt am Dienstag geschlossen

Für Breitner handelte es sich in Rendsburg "um eine völlig sinnlose Tat eines Einzeltäters". Das müsse trotzdem Folgen haben, "weil wir nicht wissen, ob es weitere Einzeltäter gibt, die auch so etwas machen würden".

Das Rendsburger Finanzamt mit etwa 200 Mitarbeitern blieb am Dienstag geschlossen. Finanzministerin Heinold wollte den Mitarbeitern Gelegenheit geben, zu Hause zu bleiben oder mit Interventionsteams über das Geschehen zu sprechen.

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