Sparen beim Heizöl:Jetzt schon an den Winter denken

Spekulationen treiben den Ölpreis nach oben

Der nächste Winter kommt bestimmt. Deshalb lohnt es sich, schon jetzt Heizöl zu bestellen.

(Foto: dpa)

Heizöl ist derzeit deutlich billiger als noch vor einem Jahr. Doch der Preis zieht an. Wegen des kühlen Wetters boomt die Nachfrage. Wie sich jetzt Geld sparen lässt.

Von Berrit Gräber

Der Preis ist heiß: Trotz der vielen Krisen weltweit ist Heizöl momentan so günstig wie seit vier Jahren nicht mehr. Ein Liter kostet im bundesweiten Schnitt knapp 80 Cent (bei Abnahme von 3000 Litern). Damit sei Heizöl ganze sieben Cent billiger als noch vor genau einem Jahr, sagt Markus Brunner, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Brennstoff- und Mineralölhandels (BBMV). Ende August 2012 etwa lag der Preis bei 94, 2013 bei immerhin noch gut 87 Cent pro Liter. "Wer jetzt für den Winter nachtankt, spart bei einer Bestellung von 3000 Litern im Vergleich zum Vorjahr über 200 Euro", rechnet Brunner vor. Sehr viel billiger wird es in dieser Heizperiode bestimmt nicht mehr. Davon ist auch Marc Lorbeer überzeugt, Geschäftsführer des Online-Portals Heizöl24.

"Die ganzen Krisen laufen bislang noch am Ölpreis vorbei", so Brunner. Erst seit gut einer Woche klettern die Preise, bestätigt Lorbeer. Beide Experten sind sich einig: Der schwache Euro und die bundesweit sprunghaft gestiegene Nachfrage lassen den Heizölpreis momentan klettern - obwohl die Heizsaison noch gar nicht richtig losgegangen ist. "Die Leute decken sich aber schon ein, der August war sehr kalt, die Temperaturen sind kühl, und viele Heizungen laufen bereits", so Brunner. "Ein Kauf lohnt sich jetzt, wir wissen angesichts der weltpolitischen Lage nicht, was auf uns zukommt", sagt Lorbeer. Zur Orientierung: Mit 3000 Litern kann ein Einfamilienhaus ein bis eineinhalb Jahre lang beheizt werden, je nach Alter der Brenner und Modernisierungsstand des Hauses.

Wann ist der beste Bestellzeitpunkt?

Früher orderten clevere Hausbesitzer stets im Sommer nach. Da gab es kaum Nachfrage, und die Preise waren garantiert besser. Der Trick klappt heute nicht mehr. Günstig Heizöl bestellen ist seit Jahren schon zum Glücksspiel geworden. Der beste Kauftermin ist in Zeiten stark schwankender Rohstoffmärkte nicht mehr wirklich kalkulierbar. Seit Herbst vergangenen Jahres, also über den traditionell umsatzstarken Winter hinweg, sind die Preise beispielsweise kontinuierlich gesunken, von Tagesschwankungen abgesehen. "Das ist ungewöhnlich, zumal andere Energieträger in der Regel teurer wurden", betont Brunner. Sein Tipp: Die Preisentwicklung stets im Auge behalten, das Nachtanken möglichst auf zwei Mal im Jahr zu verteilen, nicht auf einen Schlag vollmachen. "Wer hier geschickt vorgeht, spart richtig viel Geld", sagt auch Lorbeer.

Wie lässt sich noch sparen?

Ähnlich wie an der Tankstelle haben Kunden ebenfalls die Wahl zwischen verschiedenen Heizölsorten. Meist sind zwei im Angebot. Nur: Kaum jemand weiß das. Nehmen Hausbesitzer die bessere Heizölqualität, sogenanntes Premium- oder Super-Heizöl, statt des Standard-Öls, lässt sich der Verbrauch drücken. Die Premium-Variante verbrennt zudem sauberer, nahezu aschefrei, und hinterlässt so weniger Rückstände im Tank. Die Heizung muss weniger gewartet werden. Zusatzplus: Das Super verbreitet nicht mehr den typischen Ölgeruch im Keller, es riecht durch Zusätze eher blumig-fruchtig, so Lorbeer. Der Mehrpreis liegt bei etwa einem Prozent zum Standard-Öl. Wer noch Standard-Restbestände im Tank hat, kann problemlos Super dazutanken.

So rechnet es sich

Der Heizölpreis beinhaltet neben den Kosten für die Förderung des Rohöls auch Transportkosten, Raffineriekosten, Vertriebskosten und vor allem Steuern. Rund 30 Prozent des Heizölpreises resultieren aus Mineralöl- und Mehrwertsteuer. Ein Rechenbeispiel: Bei einem Heizölpreis von 80 Euro pro 100 Liter entfallen auf den Produktpreis 58,13 Euro, auf die Mineralölsteuer 6,10 Euro, auf die Mehrwertsteuer (19 Prozent) 12,77 Euro. Für Transport, Vertrieb und Händlermargen bleiben drei Euro.

Helfen Sammelbestellungen?

In der Regel ja. Heizölkäufer können sich mit Nachbarn zu privaten Einkaufsgemeinschaften beim örtlichen Lieferanten zusammentun. Rabattpotenzial: Bis zu zwei oder drei Prozent, je nach Menge und Anfahrtsweg, hat der Bund der Energieverbraucher berechnet. Das kann etwa bis zu 60 Euro Entlastung für den einzelnen Geldbeutel ausmachen. Doch: Zu große Sammelbestellungen rechnen sich nicht mehr. Ab 32 000 Litern, dem maximalen Inhalt eines Tankwagens, ist Schluss mit Sparen, weil eine zweite Fuhre notwendig wird. Sammelbesteller sollten jeweils bar zahlen oder mit EC-Karte. Wer die Lieferung organisiert und auf Rechnung ordert, trägt sonst ein finanzielles Risiko. Springt ein Nachbar ab oder zahlt nicht, ist der Auftraggeber in der Haftung - und bleibt womöglich auf den Kosten sitzen.

Lohnt sich eine neue Heizung? Extra-Sparpotenzial bietet ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage. Ein Heizungsfachbetrieb stellt sie dabei so ein, dass alle Heizkörper wieder gleichmäßig Wärme abgeben. Der Verbrauch von Brennstoff und Strom für die Umwälzpumpe kann damit um zehn bis 15 Prozent gedrückt werden. Gluckernde Ventilgeräusche oder unterschiedlich warme Heizkörper sind klare Signale dafür, dass der Wasserdruck in der Heizungsanlage nicht mehr stimmt. Der hydraulische Abgleich ist bei jeder Heizung möglich. Bis zu 45 Prozent der Heizkosten lassen sich durch eine komplette Modernisierung einsparen. Allerdings muss vorher in ein neues Gerät mit Brennwerttechnik investiert werden. Allein in Bayern sind etwa 70 Prozent der 1,2 Millionen Ölheizungsanlagen über 20 Jahre alt. Viele dieser alten Geräte sind Energiefresser.

Was können Mieter tun?

Vermieter sind nicht verpflichtet, ständig die Preisentwicklung beim Heizöl zu beobachten und alljährlich den günstigsten Zeitpunkt zum Nachkauf abzupassen. Sie müssen allerdings wirtschaftlich handeln, wie Dietmar Wall vom Deutschen Mieterbund erläutert. Sein Tipp: Mieter könnten ihren Vermieter auf günstige Momente zum Nachtanken aufmerksam machen. Und ruhig auch anregen, dass sich der Hausbesitzer Sammelbestellungen anschließt. Ein Anspruch darauf besteht aber nicht.

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