Kampf gegen IS-Dschihadisten:Bundeswehr fliegt erste Militärgüter nach Erbil

Militärgüter für die Kurden

Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS): Auf dem Flughafen Leipzig/Halle werden Militärgüter für die Kurden im Irak verladen.

(Foto: dpa)

Eine erste Lieferung deutscher Militärgüter ist auf dem Weg zu den Kurden. Etwa 9500 Ausrüstungsgegenstände sollen im Kampf gegen den "Islamischen Staat" helfen. Ob bei Luftangriffen ein Vertrauter des IS-Führers getötet wurde, bleibt unklar.

  • Aus Deutschland ist ein erster Flug mit militärischer Ausrüstung auf dem Weg zu den Kurden im Nordirak. Eine Antonow-Frachtmaschine startete gegen Mitternacht vom Flughafen Leipzig/Halle.
  • Die Lieferung nach Erbil muss einen Umweg über Bagdad nehmen - vermutlich aus politischen Gründen.
  • Ob bei einem Luftschlag in Mossul ein ranghoher IS-Kämpfer getötet wurde, wurde noch nicht unabhängig bestätigt.

Militärlieferung unterwegs nach Erbil

Ein erstes Frachtflugzeug mit defensiven Militärgütern aus Deutschland für die irakischen Kurden ist gegen Mitternacht vom Flughafen Leipzig/Halle gestartet. An Bord waren etwa 9500 nicht tödliche Ausrüstungsgegenstände, wie ein Bundeswehrsprecher bestätigte. Die russische Frachtmaschine vom Typ Antonow An-124 soll am Freitagmorgen in Bagdad landen und nach etwa drei Stunden Aufenthalt nach Erbil weiterfliegen. Dort sitzt die kurdische Autonomieregierung.

In Erbil sollen dann nach Angaben des Bundeswehrsprechers sechs Bundeswehrsoldaten die Ladung in Empfang nehmen und mit den Verantwortlichen vor Ort die Verteilung koordinieren.

Umweg über Bagdad

Aufgrund der politischen Befindlichkeiten in Bagdad, wo die Parteien der Schiiten, Kurden und Sunniten aktuell über die Bildung einer neuen Regierung unter dem designierten Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi verhandeln, muss die Maschine in der irakischen Hauptstadt zwischenlanden. In Bagdad ist eine Inspektion der Fracht geplant.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Geste des Misstrauens, ist nach Einschätzung von Beobachtern vor allem ein Versuch der arabischen Politiker in Bagdad, eine eigenständige Außenpolitik der Kurden zu verhindern.

Lieferung beinhaltet Schutzwesten, Helme und Militärtechnik

Die erste Maschine mit deutscher Militärausrüstung für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bringt neben Schutzwesten und Gefechtshelmen auch Geräte zur Minensuche und zur Munitionsbeseitigung nach Erbil. Transportiert werden sie von der russischen Frachtfluggesellschaft Volga-Dnepr.

Die Bundeswehr hatte in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt im August bereits mit humanitären Hilfsflügen zur Versorgung von Vertriebenen im Nordirak begonnen. Bei diesen Flügen war der Umweg über Bagdad nicht notwendig gewesen. Der Termin für die erste Lieferung deutscher Waffen in den Irak steht indes noch nicht fest. Es ist aber geplant, diese noch im September nach Erbil zu schicken.

Angeblich hoher IS-Kämpfer getötet

Bei einem Luftangriff im Nordirak wurde nach Angaben aus Bagdad ein enger Vertrauter des Topterroristen Abu Bakr al-Baghdadi getötet. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Hadschir al-Suri sei rechte Hand von Al-Baghdadi gewesen, dem Anführer der Terrormiliz und selbsternannten Kalifen, berichtete die Nachrichtenseite Shafaaq News unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Er sei in der Stadt Mossul etwa 400 Kilometer nördlich von Bagdad getroffen worden. Insgesamt seien bei dem Angriff 50 IS-Kämpfer getötet worden.

Lage im befreiten Amerli kritisch

Die humanitäre Lage in der befreiten Stadt Amerli rund 180 Kilometer nördlich von Bagdad ist weiter kritisch. Die Menschen dort bräuchten dringend weitere Hilfe, erklärte das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Amerli war mehr als zwei Monate von IS-Kämpfern eingeschlossen. Am vergangenen Wochenende gelang es der Armee und kurdischen Einheiten, die Blockade zu durchbrechen.

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