Computerspiel "Destiny":"Du wirst vieles sehen, was Du nicht verstehst"

"Halo" trifft "World of Warcraft": "Destiny" soll als Mischung aus Egoshooter und Online-Rollenspiel zum prägenden Titel der aktuellen Konsolengeneration werden. Aber hat die Weltraum-Oper wirklich das Zeug dazu?

Von Matthias Huber

Worum geht es in Destiny?

Die Menschen haben das Sonnensystem erobert. Erde, Mond, Mars, Venus - überall haben sie sich niedergelassen, Kolonien errichtet, Rohstoffe abgebaut. Ein goldenes Zeitalter, heißt es im Vorspann von "Destiny", dem neuen Multiplayer-Shooter der "Halo"-Macher Bungie. All das ist aber lange her. Jetzt ist die Menschheit fast ausgerottet, von einer mysteriösen Bedrohung, die verschiedene außerirdische Zivilisationen gegen die Menschen geeint hat. Die ehemaligen Kolonien sind längst erobert, die wenigen überlebenden Menschen haben sich auf der Erde in der letzten Stadt versammelt. Über dieser Metropole schwebt schützend eine mondgroße Kugel, der sogenannte Reisende. Und er ist es auch, der ein paar Auserwählte, die sogenannten Wächter, mit übernatürlichen Kräften ausstattet, damit sie die Menschheit vor der Vernichtung bewahren können.

Was sieht vielversprechend aus?

Dass Destiny mehr ist als einfach nur der nächste Multiplayer-Shooter. Schon Titanfall machte vor einigen Monaten vor, wie gut es dem Genre tun kann, wenn sich die Entwickler nicht einfach nur auf die ständige Wiederholung der immer gleichen Spielkonzepte verlassen.Destiny fühlt sich wesentlich mehr nach einem MMORPG an, als nach einem Egoshooter - auch wenn aus dem Rollen- jetzt eben ein Actionspiel geworden ist. Destiny fühlt sich wesentlich mehr nach einem Online-Rollenspiel an, als nach einem Egoshooter - auch wenn das Ballern Kern des Spiels ist.. In Destiny ist es wesentlich wichtiger, gemeinsam mit anderen Spielern Missionen zu erfüllen, als sich gegenseitig abzuschießen. Aber die bislang drei verfügbaren Charakterklassen - die schwer gerüsteten Titanen, die flinken und mit Pistolen herumfuchtelnden Jäger und die Blitze und Energiewellen verschießenden Hexenmeister - spielen sich von Beginn an so unterschiedlich, dass sie jeglichen Verdacht im Keim ersticken, es könnte sich bei den Rollenspiel-Elementen nur um ein bedeutungsloses Gimmick handeln. Überall gibt es Gegenstände wie bessere Waffen, Helme oder Körperrüstungen, und ihr Effekt ist immer sofort spürbar. Mit den einigermaßen frei begehbaren Landschaften auf Erde, Mond, Mars und Venus fühlt sich die Welt von Destiny außerdem ausreichend groß an, dass schon allein die Aussicht auf ihre Erforschung viele Spieler lange begeistern dürfte.

Warum sollte man trotzdem skeptisch sein?

Auch wenn man sich immer mal wieder daran erinnern muss, was man hier eigentlich gerade spielt: Destiny ist ein Shooter. Egal wie viele Elemente es aus Multiplayer-Rollenspielen kopiert, wird die Geschicklichkeit und Reaktionsfähigkeit des Spielers immer wichtiger sein, als die Zeit, die er bereits mit dem Sammeln besonders guter Ausrüstung und der Ausbildung seiner Spielfigur verbracht hat. Das könnte aber über kurz oder lang all jene verschrecken, die nicht die Zeit aufbringen wollen oder können, um zu Controller-Scharfschützen zu werden. Genau diese Spieler wird Destiny aber langfristig behalten müssen, wenn es wirklich das Multiplayer-Spiel der kommenden zehn Jahre werden will.

Woran erinnert Destiny?

Dass es funktionieren kann, einen Egoshooter rund um Hunderte verschiedene Waffen und Rollenspiel-Elemente zu stricken, hat bereits die Borderlands-Reihe bewiesen. Destiny tauscht allerdings deren überdrehte Comic-Stimmung gegen eine pathetische Weltraum-Oper nach dem Vorbild von Mass Effect - und siedelt sie in einer offenen Welt an, die hinsichtlich ihrer Größe und den Möglichkeiten, die sie für die Spieler bereithält, mit großen Multiplayer-Titeln wie World of Warcraft mithalten soll.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

Die Erde, ein Trümmerfeld: Verrostete Autowracks, eingestürzte Brücken, überwucherte Straßen. Irgendwo in Russland, verrät ein Untertitel. Eine kleine Roboterkugel mit einem Kameraauge schwebt über die Landschaft, scannt suchend die Umgebung ab. "Da bist du ja" spricht die Kugel mit der unverkennbaren Stimme von Peter Dinklage, Tyrion Lannister aus der HBO-Serie "Game of Thrones", und fliegt auf die Kamera zu. "Du warst sehr lange tot", sagt sie. "Du wirst also vieles sehen, was Du nicht verstehst."

Destiny (USK ab 16) ist seit 9. September für Playstation 3, Playstation 4, Xbox 360 und Xbox One erhältlich.

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