Ärger bei der Allianz:"Hauptsache, es wird nicht am eigenen Gehalt gespart"

Allianz-Hauptversammlung

Kein Bonus für "exzellente Mitarbeiter": Die Allianz-Führung verärgert ihre Mitarbeiter.

(Foto: dpa)

Von wegen "exzellente Mitarbeiter": Weil der Versicherungskonzern Allianz seinen Angestellten zum 125. Firmenjubiläum keinen Bonus zahlt, reagieren diese mit einem Shitstorm im Firmen-Intranet.

Von Herbert Fromme

In manchen Unternehmen gibt es eine schöne Sitte. Feiert die Firma ein Jubiläum, haben auch die Mitarbeiter etwas davon. In Form einer Sonderzahlung zum Beispiel. Auch bei der Allianz war das so, doch die Zeiten sind passé. Mehr als 300 Mitarbeiter haben inzwischen auf den Kommentarseiten des Firmen-Intranets eine Ankündigung des Vorstands der Obergesellschaft Allianz SE zum 125-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr zum Teil sehr bissig kommentiert. Und: Nur wenige Mitarbeiter unterstützen die Entscheidung der Konzernleitung, dass es keine Sonderzahlung geben wird. Die Nicht-Zahlung dürfte im firmeneigenen Intranet das bislang meist diskutierte Thema sein. Altgediente Allianzer können sich nur an einen ähnlichen elektronischen Aufruhr erinnern, als es angeblich rund 250 Diskussionsbeiträge gab. Damals war ein geplanter vegetarischer Tag in der Kantine der Aufreger.

Auslöser des aktuellen Shitstorms war die Mitteilung von Vorstand Werner Zedelius, dass der Konzern zum Jubiläum keine Sonderzahlung für die Angestellten plane, die er als "exzellente Mitarbeiter" bezeichnete. Bereits bekannt war, dass es auch keine Sonderdividende für die Aktionäre geben soll. Man kann darüber streiten, ob Jubiläumszahlungen noch zeitgemäß sind.

"Der Allianz sind die 'Exzellenten Mitarbeiter' nichts mehr wert"

Aus den Diskussionsbeiträgen der Allianz-Mitarbeiter geht hervor, dass es um mehr geht - viele hadern offenbar immer noch mit dem 2006 eingeleiteten rabiaten Umbau der Allianz. Sie fühlen sich seither nicht mehr vom Management geschätzt - und der Ausfall der Sonderzahlung bestärkt sie in dieser Auffassung.

Ein Allianz-Angestellter schreibt: "Ein Weltkonzern mit einem jährlichen Gewinn von zehn Milliarden Euro sollte in der Lage sein, bei seinem 125-jährigen Jubiläum sowohl der Gesellschaft als auch seinen Mitarbeitern etwas zurückzugeben. Von den exzellenten Mitarbeitern wird schon seit Jahren ein Einsatz von 125 Prozent (mindestens) erwartet und auch erbracht. Sonst wäre ein Gewinn in dieser Größenordnung nicht möglich."

Ein anderer Autor: "Der Allianz sind die 'Exzellenten Mitarbeiter' nichts mehr wert, nur die 'niedrigen Kosten'. Der Sparwahn der Geschäftsleitung wird uns doch täglich vorgelebt! Hauptsache, es wird nicht am eigenen (Vorstands)Gehalt gespart..."

Sarkastisch dieser Allianzer: "Der Vorstand der Allianz hat den Wert der Mitarbeiter geschätzt. Ermittelter Wert = 0." Ein anderer moniert: "Bis zum Jahr 2006 war ich sehr stolz, bei der Allianz beschäftigt zu sein. Seither fällt es mir schwer." Ein Mitarbeiter hat in alten Unterlagen gekramt und einen Brief zum 100-jährigen Jubiläum 1990 gefunden.

"Wie schön war es doch, als es in der Mitarbeiter-Information vom 15.12.1989 hieß: Wir freuen uns, dass wir Ihnen damit auch in dieser Weise (100 Millionen DM für den Innen- und Außendienst) eine deutliche Anerkennung zuteil werden lassen für das, was Sie durch Einsatz und Leistung für die Allianz und ihre erfolgreiche Position am Markt beigetragen haben."

Ein anderer schreibt: "Gibt es echt niemand in diesem Konzern, der sich wirklich qualitativ mit dem Thema 'interne Kommunikation' beschäftigt?"

Am Donnerstag mischte sich Deutschlandchef Markus Rieß in die Intranet-Diskussion ein. Er will die Mitarbeiter ernst nehmen und einzelne Fragen individuell beantworten - aber an der Nullrunde zum Jubiläum festhalten.

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