Lange Tafel Dachau:Regenschirme und Luftballons

Die Lange Tafel lockt trotz häufigen Nieselns zahlreiche Besucher auf die Münchner Straße in Dachau. Eine Tanztruppe von der Osterinsel und die Band Orange Fizz begeistern das Publikum.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Auf dem Weg vom Bahnhof zur Münchner Straße merkt man noch nicht viel. Lediglich ein paar bunt geschminkte Kinder mit Luftballons kommen einem entgegen. "Jetzt fängt's auch noch an zu regnen", grummelt ein Familienvater und blickt mürrisch in den grauen Himmel. Je näher man der Münchner Straße kommt, desto voller wird es. Der Geruch von Bratwürsten und gebrannten Mandeln steigt einem in die Nase. Noch um die letzte Ecke - und ein Meer aus Luftballons begrüßt die Besucher der Langen Tafel, die jährlich von der Interessengemeinschaft Münchner Straße veranstaltet wird.

Lange Tafel Dachau: Heiß begehrt waren die Kamelritte. Die Tiere selber schienen wenig beeindruckt: Sie zogen stoisch ruhig ihre Runden.

Heiß begehrt waren die Kamelritte. Die Tiere selber schienen wenig beeindruckt: Sie zogen stoisch ruhig ihre Runden.

(Foto: Toni Heigl)

Ausgestattet mit Regenjacken und Schirmen trotzen die Besucher dem Nieselregen. "Wir lassen uns davon nicht abschrecken", sagt Silvia Knoller aus Dachau. Vor allem auf die Bands am Abend freut sie sich, "auf alles, was so bisserl Rock 'n' Roll ist." Ihre Tochter Romina ist bei der Trachtenmodenschau mitgelaufen. Viele Leute seien trotz des Regens zum Zuschauen da gewesen, erzählt sie. Familie Hechendorfer ist aus Röhrmoos und Großinzemoos zur Langen Tafel gekommen. "Dachau macht schon viel", sagt Oma Johanna Hechendorfer. Der Regen? "Macht uns nichts. Wir haben ja Kapuzen." Zum Kamelreiten wollte die Familie eigentlich mit den zwei Enkeln, aber die Schlange war zu lang. Kein Wunder: Unermüdlich ziehen die Tiere ihre Runden mit winkenden Kindern auf dem Rücken. Nun wartet Familie Hechendorfer auf die Tafelprinzessin. Pünktlich zu ihrem Auftritt hört der Regen auf. "Wir haben königlichen Besuch", kündigt Thomas Schächtl von der Agentur allmender, die die Lange Tafel organisiert, sie endlich an. In einem rosa-weißen Kleid schwebt sie auf die Bühne, die Krone fest auf den blonden Locken. "Die würde mir auch gut stehen", sagt Schächtl.

Lange Tafel Dachau: Viele Blicke zogen auch die Tänzerinnen von KariZma auf sich.

Viele Blicke zogen auch die Tänzerinnen von KariZma auf sich.

(Foto: Toni Heigl)

Aus dem Wunsch, der Langen Tafel ein Gesicht zu verleihen entstand die Idee einer Tafelprinzessin, erläutern Schächtls Kolleginnen von der Agentur. Sie sind begeistert von der großen Besucherzahl. "Von der Bühne aus habe ich gesehen, dass richtig viele Leute da sind", freut sich Katharina Brüggemann. "Es ist wahnsinnig viel los und die Laune der Leute ist super." Direkt neben der Bühne ist der Stand der Klagenfurter Stadtwinzer. Etwa 400 Kilometer sind es von Klagenfurt bis nach Dachau. Extra für die Lange Tafel sind acht Winzer des Kärntner Weinbauvereins Vinum Carinthiae gekommen. Einen ganz besonderen Wein hat Obmann Roland Pulsinger mitgebracht. "Klagenfurt grüßt Dachau", steht auf dem Etikett. "Es ist ein Riesling mit Chardonnay aus dem Jahr 2013, wir haben ihn extra zur Feier der 40-jährige Städtepartnerschaft mit Dachau gekeltert", berichtet er. Die mitgebrachten Weine sind beliebt bei den Besuchern, das merkt man. Immer wieder muss Pulsinger nachschenken. Er ist zufrieden: "Nette Leute sind das hier, und gute Stimmung."

Lange Tafel Dachau: Mit Begeisterung wurde die Combo Orange Fizz von ihren Fans empfangen.

Mit Begeisterung wurde die Combo Orange Fizz von ihren Fans empfangen.

(Foto: Toni Heigl)

Stimmung einer ganz eigenen Art schaffen Heremaohi. Die Tänzer von der Osterinsel erkennt man schon, als sie noch nicht einmal auf der Bühne stehen, sondern noch mitten im Gemenge der Besucher sitzen. Kalt scheint ihnen nicht zu sein, obwohl sie barfuß sind und nur leichte Röcke, Lendenschurz und Federschmuck tragen. "Mit Liebe zusammen bleiben" bedeutet der Name der Gruppe, erklärt einer der Musiker. "Unsere Lieder handeln von Liebe, Krieg und der Natur um uns herum", erklärt er. Viele Besucher bleiben stehen, aber der Applaus kommt anfangs nur zögerlich. Sehr fremd wirken die Klänge und Bewegungen zunächst. Nur die Kinder tanzen vor der Bühne mit. Mit der Zeit lockert sich die Stimmung, die Zuschauer klatschen im Rhythmus mit, am Ende gibt es sogar eine Zugabe. "Das war wirklich schön", sagt ein älterer Herr zu seiner Frau.

Dann kündigt Thomas Schächtl Orange Fizz an, vorfreudiges Gejohle erklingt aus dem Publikum. Bevor es losgeht, kracht es ein paar Mal laut beim Soundcheck. Die Menge wächst, dass die Band viele Fans hat, ist offensichtlich. Als die neun Musiker zu spielen beginnen, gehen die Zuhörer richtig mit. Auf der Bühne herrscht ausgelassene Stimmung, die Bläser tanzen im farbigen Scheinwerferlicht vor dem Orange-Fizz-Banner. Bis 23 Uhr feiern die Besucher noch, am Ende mit Shawn und der Bigband Dachau. "Ein fulminantes Programm", sagt allmender-Geschäftsführer Reinhold Petrich. Rund 8000 Besucher waren es am Ende, statt der erwarteten 13 000. Trotzdem: "Unbedingt", sagt Petrich, war das Fest ein Erfolg. "Für das Wetter waren das richtig viele Leute."

Am nächsten Morgen sieht die Münchner Straße aus, als wäre nichts gewesen. Still und nass vom Regen liegt sie da. Nur an die Brücke gelehnte Absperrschranken lassen erahnen, dass an dieser Stelle vor zwölf Stunden noch gefeiert wurde. Aber die Musik klingt einem immer noch in den Ohren.

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