Nach Sigmar Gabriels Wahlanalyse:Kritik aus der SPD-Spitze

SPD nach Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen

Die SPD-Spitzenkandidatin in Thüringen, Heike Taubert, Parteichef Sigmar Gabriel und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke im Willy-Brandt-Haus.

(Foto: dpa)

Am Wahlabend hatte der SPD-Chef dem Thüringer Landesverband vorgeworfen, mit innerparteilichem Streit und unklaren Koalitionsaussagen für die Wahlniederlage verantwortlich zu sein. Am Tag danach regt sich Kritik am Vorsitzenden. Das sei unsolidarisch gewesen.

Von Christoph Hickmann, Berlin

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat mit seinen Schuldzuweisungen an die Thüringer SPD Unmut unter seinen Parteifreunden ausgelöst. In der Sitzung des SPD-Präsidiums am Montagvormittag kritisierten nach Informationen der Süddeutschen Zeitung mehrere Teilnehmer den Vorsitzenden in dessen Abwesenheit für seine Äußerungen am Wahlabend. Er hatte die Ursachen für die Wahlniederlage der Thüringer SPD klar im Land verortet und unter anderem innerparteilichen Streit im Landesverband sowie "Unklarheiten, wie eine Regierungsbildung aussehen sollte", genannt.

In der Sitzung des Präsidiums ging der brandenburgische Wahlsieger und Ministerpräsident Dietmar Woidke darauf ein: Das sei unsolidarisch gewesen, das könne man so nicht machen, sagte er nach Angaben von Teilnehmern. Ähnlich klar hatte sich vor Woidke bereits der bisherige Thüringer SPD-Landeschef Christoph Matschie in der Sitzung eingelassen.

Matschie und Woidke suchten das direkte Gespräch mit Gabriel

Gabriel aber war zu diesem Zeitpunkt noch nicht anwesend: auf der Anreise aus seinem Heimatort Goslar steckte sein Zug fest. Die Sitzung des Präsidiums begann um zehn, nach Angaben von Teilnehmern stieß Gabriel erst deutlich nach elf Uhr dazu. Am Ende der Sitzung ging es dann nur noch in allgemeinerer Form um die Lage in Thüringen. Unmittelbar im Anschluss suchten Matschie und Woidke jedoch das direkte Gespräch mit dem Parteivorsitzenden.

In der Sitzung selbst meldeten sich auch die stellvertretenden Parteichefs Ralf Stegner und Thorsten Schäfer-Gümbel zu Wort, allerdings nicht mit direkter Kritik an Gabriel, sondern allgemein auf die Lage in Thüringen bezogen. Schäfer-Gümbel forderte nach Angaben von Teilnehmern Solidarität mit der Thüringer SPD. Deren Spitzenkandidatin Heike Taubert soll sich in der Sitzung zurückgehalten haben, wird aber mit der Äußerung zitiert, man überlege sich Dinge wie die offene Koalitionsaussage ja durchaus.

"Es wird von uns überhaupt keine Einflussnahme geben"

Zum Unmut an der Parteispitze dürften auch Berichte beigetragen haben, wonach Gabriel den Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein aufgefordert habe, den Vorsitz der Thüringer SPD zu übernehmen. Gabriel ließ die Berichte als "Blödsinn" dementieren.

Öffentlich wandte sich Gabriel am Montag gegen Vermutungen, er wolle die Koalitionsbildung in Thüringen oder Brandenburg beeinflussen. "Es wird von uns überhaupt keine Einflussnahme geben", sagte er. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke bedankte sich ausdrücklich bei ihm für den Wahlkampf: Man habe "teilweise sogar Rückenwind" von der Bundesebene bekommen.

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