Xabi Alonso beim FC Bayern:Entspannt zwischen den Welten

Xabi Alonso, FC Bayern, Bundesliga, Fußball

"Wir lernen uns immer besser kennen": Bayerns neuer Mittelfeldstratege Xabi Alonso

(Foto: AFP)

Mehr Spielverlagerungen, weniger Kurzpässe: Xabi Alonso verfolgt eine andere Idee vom Fußball als Pep Guardiola. Vor dem Champions-League-Auftakt gegen Manchester City erklärt der neue Stratege des FC Bayern, warum sein Stil mit dem des Trainers trotzdem zusammenpassen könnte.

Von Benedikt Warmbrunn

Auf beiden Beinen läuft Xabi Alonso zur Tür herein, er schlenkert ein bisschen mit den Armen, nickt mit dem Kopf freundlich der Runde zu, er sagt "Servus!", all das macht Xabi Alonso mühelos, selbst das Bairische (wenn auch mit baskisch-englischem Klang, eigentlich sagt er: "Sörwuss!"), er ist also offensichtlich: nicht tot.

Über Alonsos Lebendigkeit war zuletzt am Samstag spekuliert worden, zumindest von dem nie um eine pathetische Übertreibung verlegenen Pep Guardiola. Nach Alonsos erstem Bundesliga-Heimspiel für den FC Bayern hatte der Trainer gesagt, dass die Mannschaft den spanischen Zugang besser unterstützen müsse, sonst sei Alonso, vor bald 33 Jahren in Tolosa im Baskenland geboren, "in einem Monat tot".

Am Montag, zwei Tage später, grüßt ein gut gelaunter Alonso die Journalisten auf Baskisch-Englisch-Bairisch. Wie er sich fühle? "Ein bisschen müde, aber dennoch: gut." Was an Guardiolas Ein-Monats-Prognose dran sei? "Ich hoffe nichts." Ob er, Alonso, ganz sicher am Leben bleiben werde? Alonso zieht die Augenbrauen hoch. "Ich versuche es."

Ein Monat. Auch ohne den Pathos, ohne die Übertreibung bleibt davon: die Bedeutung, die Guardiola dem neuen Mann für sein Spiel schenkt. Einem Mittelfeldstrategen, der in all den Jahren seiner Karriere eine ganz andere Idee vom Fußballspiel verfolgt hat als Guardiola. Am Samstag, beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart, hatte sich das schon angedeutet, der FC Bayern um Alonso spielt mit weniger Kurzpässen, dafür mit mehr Spielverlagerungen.

Zu seiner Aufgabe im Spiel seiner neuen Mannschaft sagt Alonso: "Ich versuche, das zu machen, was ich meine ganze Karriere lang gemacht habe." Er wolle das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff sein, er wolle den Ball von der einen auf die andere Seite bewegen. Einen Konflikt mit dem Pep-Guardiola-Fußball, diesem auf vielen schnellen und kurzen Pässen beruhenden Stil, sieht Alonso nicht. "Pep weiß, was ich liefern kann. Und er fragt mich nach genau dem."

Nachmieter von Toni Kroos

Zur Aufgabe seiner Mannschaft für sein eigenes Spiel sagt Alonso: "Wir lernen uns immer besser kennen." Dass er gegen Stuttgart viel gelaufen ist, fast zwölf Kilometer, stört ihn nicht, "ich hatte das Gefühl, dass ich genug gelaufen bin". Dann referiert er darüber, dass es nicht immer wichtig sei, viel zu laufen und dass es "manchmal besser ist, weniger zu laufen". Wahrscheinlich meinte Mario Götze genau diese Erfahrungen, als er kurz zuvor in der Runde gesagt hatte: "Er ist ein Spieler, von dem wir sehr, sehr viel lernen können."

Götze stand am Samstag mit Alonso auf dem Platz, zumindest 68 Minuten lang, er ist also wie all seine Mitspieler auch für den Zugang aus Spanien gelaufen (oder auch nicht, falls Guardiola nicht übertrieben hat). Dass die Mannschaft Alonso zu wenig unterstütze, glaubt Götze nicht, er sieht das ohnehin andersrum: "Er ist ein sehr, sehr intelligenter Spieler, er kann auch die ganze Mannschaft mitreißen."

Wie sehr sich Alonso und der FC Bayern gegenseitig mitreißen, wird an diesem Mittwoch (20.45 Uhr) erstmals ernsthaft geprüft werden, zum Champions-League-Auftakt gegen Manchester City. Alonso, der einst fünf Jahre lang für Liverpool gespielt hat, spricht am Montag daher auch als Experte des englischen Fußballs.

Er warnt vor David Silva, mit dem er bis zu diesem Sommer für die spanische Nationalmannschaft gespielt hat ("Wenn wir ihn kontrollieren, kontrollieren wir fast die gesamte Mannschaft"). Er lobt den City-Trainer Manuel Pellegrini ("Er hatte schon immer ein angriffslustigen Verstand"). Er sagt das aber mit dem Verstand des Routiniers, der weiß, was in einem Monat alles passieren kann. Und der weiß, dass vieles nach einem Monat besser aussehen wird.

Womöglich wird sich vieles relativiert haben, wahrscheinlich wird Alonso weiter die Abwehr mit dem Angriff verbinden, und wahrscheinlich wird es niemanden mehr interessieren, wo Alonso wohnt: in der Villa, in der bisher Toni Kroos gewohnt hat, der im Sommer von München zu Real Madrid gewechselt ist, zu dem Verein, den Alonso wenige Wochen später verlassen hat. Well, sagt Alonso: "Es ist ein schönes Haus. Und ich wohne gerne in schönen Häusern."

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