Bildungsministerin in Schleswig-Holstein Britta Ernst:Nüchtern bis tough

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Punkt eins auf der Tagesagenda von Neu-Ministerin Britta Ernst: Lächeln für die Fotografen. (Foto: dpa)

Britta Ernst verzichtete nach dem Wahlsieg der SPD in Hamburg auf einen Posten, weil ihr Ehemann Olaf Scholz Bürgermeister wurde. Jetzt ist sie neue Bildungsministerin in Kiel. Und der Gegenentwurf zu ihrer skandalumwobenen Vorgängerin.

Von Thomas Hahn

Das Protokoll des ersten Tages im Amt als Bildungsministerin von Schleswig-Holstein sah für Britta Ernst vor: Fototermin, erste Kabinettssitzung, Empfang der Ernennungsurkunde, Vorstellung in der neuen Dienststelle, Vorstellung bei den Fraktionen, Pressekonferenz. Es ging Schlag auf Schlag, wie die Kieler Landesregierung ja überhaupt ein straffes Tempo vorlegte, nachdem die bisherige Bildungsministerin Waltraud "Wara" Wende den monatelangen Querelen um ihre Person ein Ende gesetzt hatte: Rücktritt am Freitag, Bekanntgabe des Rücktritts am Montag, und am Dienstag war schon die Neue da.

In Zeiten der Unruhe zeigt eine Regierung eben besonders gern, dass sie alles im Griff hat, und nun kann sie es kaum erwarten, dass Britta Ernst, 53, ihres Amtes waltet.

Frieden tut not nach den Turbulenzen um die leicht exzentrische Quereinsteigerin Waltraud Wende, 56, die nicht nur mit ihrer Reformpolitik aneckte, sondern auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Die Art, wie die Literaturwissenschaftlerin ihre mögliche Rückkehr an die Universität Flensburg einfädelte, hat den Anfangsverdacht auf Bestechung und Betrug geweckt. Dass Ministerpräsident Torsten Albig lange zu ihr stand, kam in der eigenen Koalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband nicht nur gut an.

Kein Ehepaar in der Regierung

Aber jetzt ist ja Britta Ernst da, die sozusagen der Gegenentwurf ist zu ihrer parteilosen Vorgängerin: Profipolitikerin, SPD-Mitglied seit 1978, gut vernetzt und derart nüchtern, dass mancher sie "tough" nennt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Eka von Kalben fing die Grundstimmung ein, als sie sagte: "Wir sind erleichtert, dass wir zu Sachthemen zurückkehren können."

Zwei Mal schon hätte Britta Ernst das Bildungsressort einer Landesregierung besetzen können. 2009 gehörte sie in Schleswig-Holstein zum Zukunftsteam des SPD-Kandidaten Ralf Stegner, der die Wahl aber verlor. Und 2011 war sie zwar als Bildungsexpertin in der Hamburger Bürgerschaft dabei, als die SPD die Wahl gewann. Aber da wollte sie nicht aufsteigen, weil ihr Mann Olaf Scholz Bürgermeister wurde.

Britta Ernst hat ein Gespür für die Befangenheiten, die ein Amt schwächen können. Ein Ehepaar in der Regierung, das ging für sie nicht, weshalb sie nach Berlin wechselte und Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion wurde. Auch zum neuen Job gehört eine Verschiebung, damit Privates privat bleiben kann. Das Thema Wissenschaft wandert ins Ressort von Sozialministerin Kristin Alheit. Dadurch muss Britta Ernst nicht ihren Schwager beaufsichtigen. Jens Scholz ist der Chef des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.

Ihr Stil ist anders als der von Waltraud Wende. Aber am Reformkurs rüttelt sie nicht, sie sagt, die Küstenkoalition habe sie "aus der Ferne beeindruckt". Ernst steht für eine Politik, die Bildungswege nicht früh festlegt und Schulformen vereint. Wende-Kritiker werden auch Ernst-Kritiker sein. Britta Ernst sagt: "Es wird hier eine Kontinuität geben.

© SZ vom 17.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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