Düsseldorf:Aufforstung nach dem Sturm

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Ein abgeknickter Baum nach dem Sturm in Düsseldorf im Juni 2014. (Foto: dpa)

Nachdem der Orkan im Juni zahlreiche Bäume beschädigt hat, überlegen die Verantwortlichen der Stadt Düsseldorf, wie man die Alleen und Parks wieder begrünen kann. Hunderte wollen sich an der Wiederaufforstung beteiligen.

Von Bernd Dörries

Vor einigen Wochen noch haben manche Düsseldorfer ihnen den Vogel gezeigt - den Papageien, die auf den Bäumen über der Königsallee saßen und sich einen Spaß daraus machen, Parkbänke und Menschen mit Einkaufstaschen vollzukoten. Das Problem hat sich entschärft. Nach dem Sturm Ela vom Pfingstmontag sind Tausende Bäume in Düsseldorf weg - und viele Papageien auch. Sie sind in umliegende Gemeinden geflüchtet, wo es mehr hohe Wipfel gibt.

Die abgewanderten Vögel sind noch das geringste Problem für Düsseldorf, dessen Stadtbild sich am Pfingstmontag dramatisch veränderte: 30 000 Bäume hat der Orkan zerstört, ganze Alleen knickten um wie Streichhölzer, die Rheinufer sind wie rasiert. Der Hofgarten mit seiner Tradition, den die Menschen so sehr lieben, ist bis heute gesperrt. Eine Stadt wurde entwurzelt. Jetzt soll der Wiederaufbau beginnen: Die Stadt bäumt sich auf, so heißt es nun in Düsseldorf, weil sich so viele beteiligen wollen an der Wiederaufforstung.

Hunderte Bürger wollen helfen

Für Donnerstag hat der neue Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) in den großen Plenarsaal des Rathauses geladen, zum runden Tisch "Neue Bäume für Düsseldorf". Runde Tische werden eigentlich aufgestellt, wenn es Streit gibt und keine Lösung. Ins Rathaus kamen aber Hunderte Leute, die dasselbe wollen: helfen. Sie möchten Baumpatenschaften übernehmen und Versteigerungen organisieren, um zumindest einen kleinen Teil der 80 Millionen Euro zusammenzubringen, die der Wiederaufbau kosten wird.

In Düsseldorf herrscht Aufbruchstimmung. Eine neue Kultur der Beteiligung soll es geben, sagt das neue Stadtoberhaupt Geisel, das nur wenige Tage nach dem Orkan gewählt wurde. Für Geisel sind die Sturmschäden eine gute Gelegenheit, das Bild der Stadt zu verändern. Sein Vorgänger Dirk Elbers (CDU) hatte noch gelästert, bei den Nachbarn im Ruhrgebiet wolle er nicht "tot über dem Zaun hängen", und damit die alten Schickimicki-Klischees bestätigt. Geisel will eine solidarische Stadt, will nicht von oben herab regieren.

Auf der Suche nach Zukunftsbäumen

In den kommenden Monaten sollen die Bürger nun diskutieren. Manche können sich eine "essbare Metropole" vorstellen, das Pflanzen vieler Obstbäume im Zentrum. Andere bevorzugen den englischen Landschaftspark. "Es wird auf jeden Fall weniger Pappeln geben", sagt Doris Törkel, die Leiterin des Gartenamtes. Die Pappel sei ein typischer Nachkriegsbaum gewesen, der in vielen Städten gerne gepflanzt wurde, weil er billig war und schnell wuchs. Die Pappel wird aber meist nicht älter als 80 Jahre, und sonderlich stabil ist sie auch nicht.

"Wir suchen nach neuen Zukunftsbäumen", sagt Törkel. Also Arten, die den veränderten klimatischen Bedingungen besser standhalten, mit Hitze und Stürmen umgehen können. Die gute deutsche Eiche hat ein wenig ausgedient. Japanische Schnurbäume, Magnolien und Amber kommen für Düsseldorf eher infrage.

Aber auch heimische Arten werden weiterhin gepflanzt. Im Herbst sollen die ersten Linden geliefert werden, etwa 500 Stück. Sie kommen aus Baumschulen, sind zwölf Jahre alt und haben einen Durchmesser von 25 Zentimetern. Bis zu 4000 Euro kostet ein neuer Baum mit allem Drum und Dran.

Papageien bevorzugen die Platane. Die steht in Düsseldorf aber nicht ganz oben auf der Favoritenliste.

© SZ vom 17.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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