Sicherheit auf dem Oktoberfest:Vorsicht vor Maßkrugwerfern und falschen Zehnern

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Auch in diesem Jahr werden drei Sperrringe um das Oktoberfest errichtet. (Foto: SZ-Graphik)

61 Wiesngäste benutzten den Maßkrug 2013 zum Werfen oder Zuschlagen. 900 Polizisten und 1800 Ordner versuchen das heuer auf dem Oktoberfest zu verhindern. Doch nicht nur Maßkrugwerfern gilt besonderes Augenmerk.

Von Susi Wimmer

Nach der Wiesn ist vor der Wiesn. Das war schon immer so, und das wird auch immer so bleiben. Nach der Wiesn 2013 haben Polizei und KVR wieder ein bisschen nachjustiert in Sachen Sicherheit und reibungsloser Ablauf. Aber nicht viel, alles in allem wird es so wie immer sein. Insgesamt 900 Polizeibeamten sind auf der Wiesn und rundherum im Einsatz.

Neu ist, dass sich die gut 1800 privaten Ordner in und vor den Festzelten mit Lichtbild-Ausweis und Erkennungsnummer präsentieren müssen, und dass die Polizei nun vom Oktoberfest aus zwitschert. Mit Alkohol hat das nichts zu tun, die Ordnungshüter sind seit Montag via Facebook und Twitter online und wollen in den sozialen Netzwerken Tipps und Infos posten oder auf "herausragende Ereignisse mit Gefahrenpotenzial" hinweisen, wie Vize-Präsident Robert Kopp sagt.

Frauennotruf auf dem Oktoberfest
:Schutz statt Scham

Der Streit mit dem Partner eskaliert oder die Handtasche ist plötzlich weg: Der Security Point ist die Anlaufstelle für Wiesn-Besucherinnen, die in Not geraten. 156 Frauen wurden im vergangenen Jahr betreut - doch viel mehr bräuchten auf dem Oktoberfest Hilfe.

Von Sabine Buchwald

Nein, Grund zur Sorge besteht nicht: "Es gibt keinerlei Hinweise auf eine Bedrohung des Oktoberfestes durch terroristische Gewalttäter", erklärt Kopp. Gleichwohl wird man an den Sicherheitsmaßnahmen festhalten, die nach einer Bombendrohung im Jahr 2009 ergriffen worden waren: Es wird wieder Hochsicherheits-Poller rund um das Festgelände geben, zugleich bleiben auch die Sperrringe, die eine unkontrollierte Zufahrt zur Wiesn verhindern sollen. In den inneren Sperrring, also direkt auf die Wiesn, gelangt nur der, der auto- und personenbezogene Kontrollbelege vorweisen kann.

Polizisten haben auf der Wiesn viel zu tun. (Foto: dpa)

Der mittlere Sperrring wird ganztägig verkehrsfrei gehalten, es dürfen nur Anwohner mit entsprechendem Ausweis einfahren. Der äußere Sperrring ist für Anwohner, Besucher, Lieferverkehr und Kunden geöffnet. An allen Zufahrtsstraßen sind Kontrollposten aufgestellt. Aber Kopp rät ohnehin dazu, lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen und beispielsweise ab dem Hauptbahnhof zu Fuß zur Wiesn zu pilgern. Damit auch jeder hinfindet, hat das KVR die Strecke beschildert. Gleiches gilt auch für den Rückweg zum Hauptbahnhof.

Wiesn-Apps
:Und dann die Handys zum Himmel ...

Ist die Mass fair eingeschenkt? Wie viel Promille habe ich nach wie vielen Getränken? Und wie granteln Wiesn-Besucher richtig? Antworten liefern nützliche Apps fürs Oktoberfest. Unnütze sorgen zumindest für Unterhaltung. Eine Auswahl.

An den Bahnhöfen stehen rund 400 Bundespolizisten unter Leitung von Inspektionsleiter Jürgen Vanselow parat. Sie wollen für einen sicheren Heimweg sorgen und beispielsweise, wenn nötig, an der Hackerbrücke zur "Blockabfertigung" schreiten. Besonders an den Wochenenden platzt der Bahnhof nach Wiesnschluss aus allen Nähten.

Vanselow rät den Wiesnbesuchern, in die erstbeste S-Bahn einzusteigen. Wer eine andere Linie benötige, solle zwei oder drei Bahnhöfe weiter aussteigen und dort warten. "So kann man das Gedränge an der Hackerbrücke etwas entzerren." Auch auf der Wiesn wurde eine Engstelle entschärft: Der Weg zwischen Schützenfesthalle und Winzerer Fähndl wurde um zwei Meter verbreitert.

Wo es eng wird, ob am Bahnsteig oder auch beim Sierra-Madre-Gesang auf den Bierbänken, da sind auch Taschendiebe nicht weit. 19 Videokameras überwachen die Wiesn - und die Bilder haben schon diverse Straftäter überführt. Voriges Jahr etwa überführte die Kriminalpolizei 83 Langfinger; sie wurde unterstützt von Kollegen aus ganz Deutschland, aus Österreich, der Schweiz, Belgien, Norwegen, Ungarn und Spanien.

Temporärer Biergarten zur Wiesn
:Unter scharfer Beobachtung

Einen Bußgeldbescheid und zahlreiche Beschwerden: Zur Wiesn 2013 gab es Ärger um einen Biergarten am Bavariaring. Der Wirt lässt sich jedoch nicht abschrecken und will heuer wieder eröffnen. Eine Genehmigung dafür hat er bislang nicht.

Von Tilman Schröter

Auch die Wiesnstreifen - insgesamt sind 300 Beamte auf der Wiesnwache im Einsatz - werden von italienischen und französischen Beamten begleitet. Sie greifen zwar nicht in das Einsatzgeschehen ein, können aber in ihrer Landessprache deeskalieren. "Gewalt hat auf der Wiesn nichts verloren", ist das Credo von Kopp. Eine entsprechend niedrige Einschreitschwelle gehört zum Konzept. Im vergangenen Jahr benutzten 61 Wiesngäste den Maßkrug zum Werfen oder Zuschlagen, 45 wurden festgenommen.

Freunde sollen auf Freunde achten

Für Verwirrung beim Bezahlen auf der Wiesn könnte die Tatsache sorgen, dass vom 23. September an neue Zehn-Euro-Scheine in Umlauf gebracht werden. Die Polizei hat das Wiesnpersonal schon auf Infoveranstaltungen geschult. Betrüger könnten die Tatsache nutzen, um Falschgeld in Umlauf zu bringen. Wie die neuen Scheine aussehen, zeigt die Europäischen Zentralbank auf einer Internetseite (www.neue-euro-banknoten.eu).

Dass jedes Jahr bis zu 350 000 Personen gleichzeitig auf engstem Raum feiern und trotzdem relativ wenig passiert, schreibt KVR-Chef Winfried Blume-Beyerle der Erfahrung der Veranstalter und Sicherheitskräfte zu. Damit das so bleibt, hier die üblichen Tipps und Hinweise: Bargeld so nah wie möglich am Körper tragen, Freunde sollen auf Freunde achten, das Mitbringen von Glasflaschen auf die Wiesn ist wieder verboten. Und: Eltern sollten ihre Kinder vor der Wiesn in Sachen Alkohol ins Gebet nehmen. 2013 wurde eine 17-Jährige mit 3,4 Promille aufgegriffen.

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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