Epidemie in Westafrika:Bundeswehr bereitet sich auf Ebola-Einsatz vor

Auch Militär soll nach einem Beschluss des EU-Parlament im Kampf gegen die Ebola-Epidemie eingesetzt werden. Die Bundeswehr will bereits in den kommenden Tagen Transportflüge starten.

  • EU-Parlamentarier fordern massive Aufstockung der Ebola-Hilfen. Die Bundeswehr stellt bereits Hilfsmaterial bereit.
  • Sierra Leone bereitet sich auf dreitägige Ausgangssperre vor.
  • Experten warnen vor Hunger und Wirtschaftskrisen in Westafrika.

Mit Luftbrücken und dem Einsatz militärischer Mittel sollte nach Einschätzung des EU-Parlaments der internationale Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika massiv verstärkt werden. Der UN-Sicherheitsrat solle den Einsatz militärischer und ziviler Mittel prüfen, hieß es in einer Entschließung der Volksvertretung. Die EU-Länder wurden aufgefordert, Luftbrücken zu schaffen, um Ärzte, Pfleger und Ausrüstung in die betroffenen Regionen zu bringen. Die EU-Minister sollten auf einem Sondertreffen einen Notfallplan ausarbeiten, um medizinische und humanitäre Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.

Die Bundeswehr will bereits in den kommenden Tagen Transportflüge ins Ebola-Gebiet starten. Die Materialien ständen bereit, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Vorgesehen sei, Hilfsmittel und eine mobile Feldklinik an Hilfsorganisationen zu übergeben.

"Ärzte ohne Grenzen" nennt Hilfen unzureichend

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hält die Maßnahmen für unzureichend. "Ich bin mir nicht sicher, dass man sich hier in Berlin des Ausmaßes dieser Krise wirklich bewusstgeworden ist", sagte Geschäftsführer Florian Westphal im "Deutschlandradio Kultur". Auch der angekündigte Transport einer Krankenstation in das Krisengebiet sei ohne zugehöriges Personal wirkungslos.

Sierra Leone steht vor landesweiter Ausgangssperre

Sierra Leone bereitet sich derweil auf eine dreitägige landesweite Ausgangssperre vor. Von Freitag bis Sonntag sollen Einsatzkräfte von Haus zu Haus gehen, die Bevölkerung über das Virus aufklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig machen. Nach Angaben lokaler Medien wurden rund 21 000 Helfer beauftragt.

Die Seuche zu besiegen, werde aber Zeit brauchen, erklärte der Chef der Notfallbehörde, Steven Gaojia: "Die Situation wird sich wahrscheinlich noch verschlechtern, bevor sie besser wird. Die dreitägige Ausgangssperre ist deshalb als rein psychologische und erzieherische Maßnahme gedacht."

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisierte den Schritt. Es erfordere Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen zu identifizieren. "Entscheidend aber ist: Selbst wenn potenzielle Patienten ausgemacht sind, wird es nicht genug Ebola-Zentren geben, die sich um sie kümmern könnten." Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen habe das ganze Vorhaben keinen Sinn.

Experten fürchten Hungersnot und Wirtschaftskrisen

Für Sierra Leone befürchten Experten nun auch eine Hungersnot. Eine Studie der Welthungerhilfe zeigt, dass sich die Folgen der Ebola-Epidemie in dem westafrikanischen Land weit dramatischer auswirken könnten als die Krankheit selbst. "Ab März rechnen wir hier mit gravierendem Hunger", warnte Landeskoordinator Jochen Moninger.

Grund für die prekäre humanitäre Lage sei unter anderem ein rasanter Anstieg der Lebensmittelpreise im ländlichen Raum, auch weil Transporte nur noch tagsüber zu bestimmten Zeiten erlaubt seien. "Um die Epidemie einzudämmen, wurden ganze Dörfer isoliert, in einigen Epizentren gehen die Nahrungsmittelvorräte zur Neige", hieß es in einer Mitteilung. Außerdem könnten in diesem Jahr nur noch rund 40 Prozent der Felder bewirtschaftet werden.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte, das Virus werde das Wirtschaftswachstum deutlich bremsen. Für alle drei Länder rechnet die Sonderorganisation der Vereinten Nationen in den nächsten sechs bis neun Monaten mit einer Finanzierungslücke von rund 300 Millionen US-Dollar.

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