Beweisantrag im NSU-Prozess:Abwehrsprays und Nachtsichtgerät für lau

Die Nebenklage will im NSU-Prozess beweisen, dass sich die Terroristen im Untergrund auch durch "organisierten Warenbetrug" finanzierten. Ralph H. aus der Chemnitzer Neonazi-Szene soll in den Neunzigerjahren dafür seine Identität zur Verfügung gestellt haben.

Aus dem Gericht von Tanjev Schultz

Die Nebenkläger im NSU-Prozess sind davon überzeugt, dass sich die NSU-Terroristen im Untergrund zeitweise durch "organisierten Warenbetrug" finanziert haben. Sie stellten am Donnerstag einen entsprechenden Beweisantrag. Sie wollen, dass Ralph H. als Zeuge geladen wird, der sich früher in der Chemnitzer Neonazi-Szene bewegte.

Das Trio sei, sagen die Nebenkläger, über das bisher bekannte Maß hinaus von Helfern aus Chemnitz unterstützt worden. Diverse Gegenstände seien für die Untergetauchten bei einem Versandhandel bestellt, dann aber nicht bezahlt worden. Ralph H. soll 1998 oder 1999 seinen Ausweis an einen der Untergetauchten oder dessen Unterstützer übergeben haben. Unter seinem Namen sei eine Wohnung in Chemnitz angemietet, für diese aber keine Miete gezahlt worden.

An diese Adresse sollen verschiedene Waren geliefert worden sein, ohne dass die Rechnungen dafür beglichen wurden, beispielsweise ein Multifunktionstool, Abwehrsprays und ein Nachtsichtgerät. Aus Sicht der Nebenkläger belegt dies, dass die rechte Szene rund um die Organisation "Blood & Honour" noch stärker in die Unterstützung des NSU eingebunden war als bislang bekannt. Ralph H. soll in engem Kontakt zu Mitgliedern von "Blood & Honour" gestanden haben.

Waren im Wert von bis zu 6000 Mark

Seinen Ausweis meldete Ralph H. im Jahr 1999 als verloren. Bei der Polizei sagte er später, unter seinem Namen seien Waren im Wert von 4000 bis 6000 Mark bestellt worden: Möbel, Elektronik und Kleidung. Die Waren seien an eine Adresse in Chemnitz versandt worden. Er sei dort aber nicht der Mieter gewesen.

Die Nebenkläger sind davon überzeugt, dass das alles ein abgekartetes Spiel war, um das untergetauchte Trio zu unterstützen. Im Brandschutt der Wohnung von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurde im Jahr 2011 der alte Ausweis von Ralph H. gefunden.

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