Kampf gegen IS:Frankreich kündigt Luftangriffe im Irak an

Kampf gegen IS: Staatschef François Hollande und US-Präsident Barack Obama während des Nato-Gipfels in Wales: Frankreich folgt den USA und fliegt Luftangriffe gegen die IS-Terrormiliz im Irak.

Staatschef François Hollande und US-Präsident Barack Obama während des Nato-Gipfels in Wales: Frankreich folgt den USA und fliegt Luftangriffe gegen die IS-Terrormiliz im Irak.

(Foto: AFP)

Präsident Hollande kündigt an, dass sich Frankreich mit eigenen Kampfjets an den US-geführten Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak beteiligt. Unterdessen veröffentlicht der IS ein Video mit einer britischen Geisel.

  • Präsident François Hollande kündigt an, dass Frankreich sich an den US-geführten Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak beteiligen wird.
  • Unterdessen rückt IS in Syrien weiter vor und erobert 21 mehrheitlich von Kurden bewohnte Dörfer an der Grenze zur Türkei.
  • Die Extremistengruppe veröffentlicht ein Video, auf dem ein gefangener britischer Journalist zu sehen sein soll.
  • Bei US-Luftangriffen auf Ausbildungslager des IS im Nordirak sterben mindestens 25 Extremisten.
  • In Australien durchsuchten Hunderte Polizisten Wohnungen und Geschäfte - IS-Sympathisanten sollen zu "demonstrativen Tötungen" aufgefordert haben.

Hollande schließt Bodentruppen aus

Frankreich beteiligt sich mit eigenen Kampfjets an den US-geführten Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak. Diese Entscheidung teilte Staatspräsident François Hollande in Paris mit. Hollande sagte auf einer Pressekonferenz, Frankreich werde keine Bodentruppen entsenden. Er stellte gleichzeitig klar, dass es sich um ein militärisches Engagement allein im Irak handeln werde und nicht in Syrien. Die USA hatten erstmals vor sechs Wochen Stellungen der IS im Irak aus der Luft bombardiert.

Nicht nur die Region, sondern Europa und die Welt würden durch den IS-Terrorismus bedroht, warnte Hollande. Die internationale Staatengemeinschaft sei angesichts des Terrors der Miliz passiv geblieben, beklagte der Staatschefs vor etwa 350 Journalisten im Élysée-Palast. Die Hauptbedrohung durch die Terrormiliz zeige sich im Irak und in Syrien. Die Terroristen enthaupteten Geiseln, verfolgten Minderheiten und zwängen Millionen zur Flucht.

IS veröffentlicht Video mit britischer Geisel

Währenddessen hat IS ein Video mit einem gefangen genommenen britischen Journalisten veröffentlicht. Darin kündigt der in einen orangenen Overall gekleidete Journalist im Stil eines Nachrichtenberichts an, er werde in einer Reihe von Programmen die "Wahrheit über Aufbau und Ziele" der Dschihadistengruppe enthüllen. Eine unmittelbare Bedrohung für das Leben des Reporters war in dem Video nicht zu erkennen. Unklar ist, wann es entstand. Allerdings bezog er sich darin auf kurz zurückliegende Ereignisse wie den Vormarsch der Dschihadisten im Juni im Irak.

IS-Extremisten erobern 21 syrische Dörfer

Der Islamische Staat hat im Norden Syriens seine Herrschaft weiter ausgedehnt. Die Extremisten eroberten 21 vor allem von Kurden bewohnte Dörfer an der Grenze zur Türkei. Die Orte rund um die Stadt Ain al-Arab gehören zu einer Enklave, die noch von sogenannten kurdischen Volksschutzeinheiten beherrscht wird. Sollte die Terrormiliz das Gebiet einnehmen, würde sie etwa ein Drittel der mehr als 800 Kilometer langen türkisch-syrischen Grenze kontrollieren.

Die Terrormiliz habe bei ihren Angriffen in der Region Panzer und Artillerie eingesetzt, erklärten syrische Menschenrechtler. Die Stadt Ain al-Arab, die auch unter ihrem kurdischen Namen Kobane bekannt ist, sowie umliegende Dörfer seien eingeschlossen. Die Einwohner könnten nur noch in Richtung Türkei entkommen. Aus Angst vor IS-Massakern seien viele Menschen in benachbarte Gebiete geflohen, hieß es weiter. Die türkische Nachrichtenagentur Dogan sprach von 3000 Flüchtlingen.

Viele Tote bei US-Luftangriffen auf IS-Lager im Nordirak

Unterdessen sind bei US-Luftangriffen auf Ausbildungslager des IS im Nordirak mindestens 25 Extremisten getötet worden. Einwohner berichteten zudem von 20 verletzten IS-Kämpfern. Demnach griffen die US-Kampfflugzeuge die Dschihadisten in Hamman al-Alil rund 25 Kilometer südlich der Anfang Juni von den Extremisten eingenommenen Stadt Mossul an. Die Lager seien völlig zerstört worden. Auf Twitterkonten aus dem Umfeld der IS-Terrormiliz hieß es, die US-Luftwaffe habe insgesamt zehn Angriffe geflogen.

Die Extremisten beherrschen im Norden und Westen des Iraks riesige Gebiete. Die US-Luftwaffe greift seit dem vergangenen Monat regelmäßig IS-Stellungen vor allem im Norden des Landes an. Damit unterstützt sie eine Gegenoffensive, die kurdische Einheiten begonnen haben.

IS ordnete Tötungen in Australien an

Ein Mitglied der Dschihadistengruppe hat nach Angaben der australischen Regierung inszenierte "Tötungen" in Australien angeordnet. Premierminister Tony Abbott sagte, ein Australier, der sich der Gruppe angeschlossen habe, habe derlei Anweisungen an Unterstützer vor Ort gegeben. "Hier geht es nicht um einen Verdacht, sondern um ein Vorhaben", sagte Abbott.

Man habe Hinweise darauf, dass die radikale Miliz "Islamischer Staat" Unterstützer in Australien zu "demonstrativen Tötungen" aufgefordert habe. Mehr als 800 schwer bewaffnete Polizisten waren den Behörden zufolge am frühen Morgen an Razzien in Wohn- und Geschäftshäusern in Sydney und Brisbane beteiligt. Mindestens 15 Personen wurden vorläufig festgenommen.

Mit dem Vorgehen sollten den Angaben zufolge willkürliche Anschläge in der Öffentlichkeit verhindert werden. Der australische Sender ABC berichtete, Gerichtsdokumenten zufolge sollte offenbar ein zufällig ausgewähltes Opfer in Sydney in eine Flagge des IS gehüllt und vor laufender Kamera enthauptet werden.

Die Regierung hatte vor wenigen Tagen erstmals die nationale Terror-Warnstufe auf "hoch" angehoben. Sie hatte auf mögliche terroristische Anschläge von Australiern verwiesen, die im Irak oder in Syrien radikalisiert wurden.

Kritik aus Iran an Nein zu US-Bodentruppen

Der iranische Präsident Hassan Rohani kritisierte die USA für ihre Ablehnung von Bodentruppen im Irak im Kampf gegen den IS. "Haben die Amerikaner Angst vor Verlusten am Boden?", sagte Rohani in einem Interview mit dem US-Sender NBC. Er frage sich zudem, ob es möglich sei, den Terrorismus zu bekämpfen, ohne dass "Mühen" und "Opfer" erbracht würden. Letztlich könne bei allen regionalen und internationalen Konflikten nur derjenige siegen, "der bereit ist, Opfer zu erbringen", sagte der iranische Präsident.

Rohani bezog sich auf Äußerungen von US-Präsident Barack Obama, der im Kampf gegen den IS Bodentruppen im Irak mehrfach abgelehnt hatte. Iran unterstützt den Kampf gegen die radikalsunnitische IS-Miliz. Die öffentlich inszenierten Hinrichtungen von westlichen Geiseln durch den IS stünden im vollen Gegensatz zu den Grundprinzipien des Islam, betonte Rohani weiter. "Das Töten unschuldiger Menschen bedeutet das Töten der gesamten Menschheit", sagte er.

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