Produktionsstandards in der Textilbranche:"Grüner Knopf" gegen Ausbeutung

Gerd Müller

Will eine Art "grüner Knopf" an Textilien, der dokumentiert, dass Näherinnen einen Mindestlohn bekommen zum: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

(Foto: dpa)

Er sei "in der heißen Phase der Verhandlungen" mit der Wirtschaft, sagt Bundesentwicklungshilfeminister Müller und geht davon aus, dass in Deutschland bald Mindestanforderungen bei der Herstellung von Kleidung gelten. Dokumentieren soll das ein neues Textilsiegel. Handelsunternehmen sträuben sich noch.

Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) rechnet damit, dass in Deutschland bald ökologische und soziale Mindestanforderungen bei der Herstellung von Kleidung gelten. Er sei dazu "in der heißen Phase der Verhandlungen" mit der Wirtschaft, sagte Müller der Süddeutschen Zeitung.

Ziel sei letztlich eine Art "grüner Knopf" an Textilien: "Der dokumentiert, dass Näherinnen einen Mindestlohn bekommen zum Überleben, und dass die Kloake der Fabriken nicht ungeklärt in Flüsse und Meere schwappt", sagte Müller der SZ. Noch im Oktober soll ein entsprechendes Textilbündnis entstehen, es soll das Fundament für den "grünen Knopf" sein.

Handelsunternehmen sträuben sich noch gegen einen Textilspiegel

Müller hatte im April einen runden Tisch ins Leben gerufen, an dem Händler, Hersteller, Gewerkschaften und Entwicklungsorganisationen über einen neuen Standard für die Textilproduktion verhandeln. Handelsunternehmen und die Textilwirtschaft sträuben sich zwar noch gegen ein Textilsiegel, sind aber mittlerweile zu einer weitgehenden Zusammenarbeit bereit.

So fordert etwa Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte an Fabrikstandorten in Fernost: "Es müssen sich freie Gewerkschaften entfalten können, die über die einzelnen Firmen hinaus auch Brandschutz, Gebäudesicherheit und Mindestlöhne thematisieren."

Der runde Tisch, das angestrebte Textilbündnis und der "grüne Knopf" sind eine Reaktion auf die Katastrophe in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh. In dem zusammengestürzten Gebäude starben vor eineinhalb Jahren 1127 Menschen.

Nach Informationen der SZ haben bisher nur zwei der fünf damals betroffenen deutschen Geschäftspartner in einen Entschädigungsfonds eingezahlt, den die UNO für Opfer der Rana-Plaza-Katastrophe organisiert hat. Drei der deutschen Firmen, die dort nähen ließen, wollen sich ihrer Verantwortung offenbar nicht stellen.

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