Epidemie in Westafrika:UN-Sicherheitsrat sieht Ebola als Gefahr für Weltfrieden

Der UN-Sicherheitsrat nennt die Ebola-Epidemie inzwischen eine "Gefahr für Frieden und Sicherheit" und bringt eine Mission auf den Weg. In Guinea werden sieben Helfer einer Ebola-Aufklärungskampagne brutal ermordet.

  • Der UN-Sicherheitsrat wertet die Ebola-Epidemie als Gefahr für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit. Der Rat reagiert mit einer Resolution und Sondermission.
  • Sieben Helfer einer Ebola-Aufklärungskampagne werden in Guinea grausam ermordet aufgefunden.
  • Eine infizierte Helferin aus Frankreich wird in ihr Heimatland ausgeflogen. Sie hatte sich in Liberia mit Ebola angesteckt.

Krankheit als "Gefahr für Frieden und Sicherheit"

Der UN-Sicherheitsrat hat die Ebola-Epidemie in Westafrika als "Gefahr für Frieden und Sicherheit der Welt" eingestuft. Mit einer einstimmig beschlossenen Resolution mahnte das mächtigste UN-Gremium bei einer Sondersitzung mehr Hilfe für die betroffenen Länder in Westafrika und das Aufheben von Reisebeschränkungen an. Bei der Epidemie in Westafrika kamen bislang mehr als 2500 Menschen ums Leben.

Der Rat hatte sich in seiner Geschichte zuvor nur zweimal mit Gesundheitsnotfällen beschäftigt, in beiden Fällen war es dabei um Aids gegangen. "Die beispiellose Situation verlangt nach nie dagewesen Schritten, um Leben zu retten und Frieden und Sicherheit zu bewahren", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Sondermission gegen die Epidemie

Die Vereinten Nationen wollen noch im September eine Sondermission zur Bekämpfung der Krankheit auf den Weg bringen. Die UNMEER (United Nations Mission for Ebola Emergency Response) genannte Mission solle sich darum kümmern, den Ausbruch der Epidemie zu stoppen, Patienten zu behandeln, notwendige Versorgung nach Westafrika zu bringen, Frieden und Sicherheit zu bewahren und mögliche weitere Ebola-Ausbrüche zu verhindern.

UNMEER soll auch Helfer in die drei am schwersten betroffenen Staaten - Liberia, Sierra Leone und Guinea - entsenden. Zudem werde weitaus mehr Hilfe der internationalen Gemeinschaft gebraucht, mahnte Ban. "Unsere bestmögliche Schätzung ist, dass wir die Anstrengungen verzwanzigfachen müssen." In den kommenden sechs Monaten würden eine Milliarde Dollar (etwa 775 Millionen Euro) gebraucht.

Ermordung von Ebola-Aufklärern in Guinea

Nach einem Überfall wütender Dorfbewohner auf Mitarbeiter einer Ebola-Aufklärungskampagne im westafrikanischen Guinea wurden sieben verschleppte Helfer tot aufgefunden. Ihre Leichen seien aus dem Abwassertank einer Grundschule in der Ortschaft Womé geborgen worden, sagte ein Regierungssprecher. Die Helfer seien "kaltblütig ermordet" worden, "drei von ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten".

Nach Polizeiangaben hatten Bewohner des Dorfes nahe der Stadt Nzérékoré am Dienstag bei Protesten gegen die Aufklärungskampagne mehrere örtliche Gesundheitsvertreter und Journalisten verschleppt. Demnach wurde der Zugang zum Dorf von den Bewohnern abgeriegelt. Die Dorfbewohner hätten die Aktivisten mit Steinen und Stöcken angegriffen, mindestens 21 Menschen seien verletzt worden.

Die Demonstranten verdächtigten das Aufklärungsteam demnach, die Dorfbewohner töten zu wollen. Ihrer Meinung nach sei "Ebola eine Erfindung der Weißen, um die Schwarzen zu töten", sagte ein Polizeibeamter. Der Gouverneur von Nzérékoré sagte am Donnerstagabend im Radio, Ebola sei "eine sehr gefährliche Krankheit, aber diejenigen, die glauben, Ebola existiere nicht, sind noch gefährlicher als die Krankheit selbst".

Infizierte MSF-Mitarbeiterin nach Frankreich zurückgebracht

Eine in Liberia mit dem Ebola-Virus infizierte französische Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist in der Nacht nach Frankreich zurückgebracht worden. Das Spezialflugzeug mit der Helferin landete auf dem Militärflughafen Villacoublay bei Paris. Kurz darauf verließ ein Krankenwagen begleitet von vier Motorradfahrern und mehreren weiteren Fahrzeugen den Flughafen. Die Patientin soll in ein Krankenhaus in Saint-Maude gebracht werden, das über eine spezielle Isolierstation verfügt.

Die Frau hatte sich beim Einsatz in der liberianischen Hauptstadt Monrovia mit dem Virus infiziert. Ihr Name und ihre Aufgabe wurden von MSF nicht bekannt gegeben. Die Hilfsorganisation kämpft mit Hunderten Mitarbeitern an vorderster Front gegen die Epidemie, der in Liberia, Guinea und Sierra Leone den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bereits mehr als 2460 Menschen zum Opfer gefallen sind.

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