Doku zum 80. von Udo Jürgens:Alles Gala

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Udo Jürgens bei einem Auftritt in Hamburg am 16. September 2014

(Foto: dpa)

Der deutsche Schlager wäre wohl weniger hohl, wenn er bei den Liedern von Udo Jürgens etwas besser hingehört hätte. Arte und die ARD feiern den 80. Geburtstag des Entertainers dennoch mit einem sehr brav geratenen Dokumentarfilm.

Von Jens-Christian Rabe

Ist es eigentlich Zufall, dass der Sänger, der mit dem Lied "Griechischer Wein" berühmt geworden ist, während des Oktoberfests Geburtstag hat? Dass er in diesem Jahr während der Wiesn sogar 80 Jahre alt wird? Ob er wohl mal vorbeischaut, nur so zum Spaß, und sich im Schottenhamel-Festzelt von 10 000 glücklichen Menschen seinen großen Hit vorsingen lässt? Wenn Alkohol eine Lösung wäre, denkt man sich noch, während man sich kurz diese Wein-Blut-und-Erde-Szene im Kopf herum gehen lässt - hätte Udo Jürgens dann eigentlich nicht ein echtes Problem?

Also weil dieser Song - "Grüüüüüchüüüscher Wein!" - weil dieser Song von heute an auf der Münchner Theresienwüüüse zwei Wochen lang eine gewisse - "Komm, schenk Düüür ein!" - Zumutung sein kann, so gegrölt im Stehen, zur Alkoholiker-Hymne degradiert. Aber genau genommen ist jetzt auch dieser Text auf der schiefen Bahn, weil der Mann natürlich etwas für den Song kann, aber gar nichts für das große Bierfest. Und weil der deutsche Schlager im Allgemeinen heute womöglich nicht ganz so unerträglich seicht, hohl und belanglos wäre, wie er es leider ist, wenn er dann und wann bei den Liedern von Udo Jürgens etwas genauer hingehört hätte.

Menschenwürdige Umgangssprache

Weil es ist ja so: Man muss nicht der größte Fan seiner Musik sein, und kann doch verstehen, warum Joachim Kaiser einmal über ihn gesagt hat, dass er in seinen Liedern die deutsche Umgangssprache zu einer sehr menschenwürdigen Kommunikationsform erhoben habe. Man lese sich den Text von "Griechischer Wein" nur einmal nüchtern durch. Oder die großen Zeitungs- und Zeitschrifteninterviews, die er gegeben hat.

Oder man sehe sich Der Mann, der Udo Jürgens ist an. Auch wenn der 90-minütige Dokumentarfilm, den am Sonntag Arte zeigt und die ehrenwerte ARD am Vorabend des 80. Geburtstages am 29. September, vielleicht doch ein bisschen zu brav biografisch geraten ist, zu fernsehberichtig. Mit vielen tollen Bildern und Szenen zwar, mit riesigen Gala-Krawatten, monströsen Hemdkrägen, all dem irren alten deutschen Glamour-Tand, aber eben auch mit vielen nicht ganz so inspirierten Interviews mit Freunden, Familienangehörigen, Weggefährten und Jürgens selbst und vor allem mit etwas zu wenig atmosphärischer Geduld, zu wenig Lust am aufmerksamen Beobachten.

Der Mann, der Udo Jürgens ist, Arte, Sonntag, 21.40 Uhr.

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