Milliardenübernahme von SAP:Ab in die Wolke

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Es ist der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte: SAP bietet mehr als acht Milliarden Dollar für eine Firma, die Software zur Reiseabrechnung entwickelt. Analysten sind wenig überzeugt.

Von Max Hägler, Stuttgart

Es ist Bürokram, der jedem Angestellten missfällt: Reisen organisieren und das Ganze danach abzeichnen und abrechnen lassen. Etliche Quittungen, Unterschriften und Buchungen, oft verteilt auf unübersichtliche Kostenstellen, fallen da bei Vielreisenden an. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf Software, die beim Organisieren hilft.

In diesen Wachstumsmarkt investiert nun der Walldorfer Dax-Konzern SAP - mit dem teuersten Zukauf in der Firmengeschichte: Für umgerechnet 6,5 Milliarden Euro will der Konzern das US-Unternehmen Concur kaufen, das Software für Reise- und Reisekostenmanagement entwickelt, die wiederum per Internet Hotels und Mietwagenzentralen vernetzt. Zu den Partnern gehören auch Startups wie die Mitwohnzentrale Airbnb, die Kreditkartenfirma American Express oder der Mitfahrdienst Uber. Man sei sich bereits handelseinig, allerdings müssten die Concur-Aktionäre und die Kartellbehörden noch zustimmen, teilte SAP mit.

SAP ist eines der deutschen Unternehmen mit dem größten Kapitalstock: Gut 73 Milliarden Euro ist der Softwareanbieter an der deutschen Börse derzeit wert. Wobei nicht alle Anleger den kreditfinanzierten Zukauf goutierten: Bis zum Freitag Nachmittag hatte der SAP-Kurs mehr als drei Prozent im Vergleich zum Vortag nachgegeben. Sehr teuer sei der Preis für Concur, kritisierten Analysten, sprachen mitunter sogar von einer "wirklich großen Wette", die SAP da eingehe.

Allerdings fügt sich der Kauf in die Strategie von SAP: Immer stärker setzt der Konzern auf sogenannte Cloud-basierte Geschäftsanwendungen und hat bereits in den vergangenen Jahren mehrere entsprechende Anbieter übernommen. Dieses Jahr will der Walldorfer Konzern mit solchen Angeboten eine Milliarde Umsatz erzielen, bei Gesamterlösen von derzeit 17 Milliarden Euro.

"Es geht nicht darum, was wir dafür zahlen, sondern was wir damit machen", erklärte SAP-Chef Bill McDermott der Nachrichtenagentur dpa, das Geschäft sei von "strategischer Bedeutung". Mit Hilfe der Übernahme will SAP nicht nur sein Angebot im Cloud-Geschäft mit Software, die im Abo-Modell von fremden Servern angeboten wird, ausbauen. Der Softwarekonzern erweitert auch sein Handelsnetzwerk, auf dem seine mehr als 250 000 Firmenkunden miteinander in Kontakt treten können.

© SZ vom 20.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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