Ebola-Epedemie in Westafrika:Bundeswehr soll bei Luftbrücke mithelfen

Nach den USA steigen auch Deutschland und Frankreich in den Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika ein. Mit einer gemeinsamen Luftbrücke wollen sie die betroffenen Länder versorgen. Die Bundeswehr könnte die Mission mit bis zu 100 Soldaten unterstützen.

  • Die Bundesregierung musste sich von Hilfsorganisationen harsche Kritik wegen des mangelnden Einsatz gegen Ebola gefallen lassen. Nun schickt sie die Bundeswehr zur Unterstützung.
  • Landesweite Ausgangssperre in Sierra Leone startet ohne Zwischenfälle.

Bundeswehr soll im Kampf gegen Ebola unterstützen

Deutschland will vom Senegal aus eine Luftbrücke nach Westafrika aufbauen. Die Bundeswehr soll in den nächsten Tagen mit zwei Transall-Maschinen aus Dakar Versorgungsflüge in die drei besonders betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone starten. "Wir tun alles, was in unserer logistischen und Kapazitäts-Möglichkeit liegt, um hier zu helfen, inklusive der Ausbildung medizinischen Personals", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Deutschland habe zunächst durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geholfen. "Es erweist sich aber, dass die multilateralen Organisationen in ihrer Organisations- und Schlagkraft der rasanten Entwicklung nicht Herr werden können. Bilaterale Hilfe ist gefragt", sagte die Kanzlerin.

Die Regierung bemühe sich zudem, alle zivilen Möglichkeiten der Hilfe auszuschöpfen. "Es ist im Augenblick keine Frage des Geldes, sondern der Kapazitäten und der Logistik und des schnellen Umsetzens", sagte Merkel. Dennoch will die Bundesregierung ihre Finanzhilfen um weitere 15 Millionen Euro aufstocken. Bislang hat sie etwa 17 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Merkel erklärte, die Regierung sei seit längerem mit der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" im Gespräch. Diese hatte der Bundesregierung Verantwortungslosigkeit vorgeworfen, weil die bisherige Hilfe nicht ausreiche.

Sierra Leones Geisterstädte

In Sierra Leone begann am Freitag die dreitägige Ausgangssperrre. Sie betrifft nahezu alle sechs Millionen Einwohner des Landes. Ausnahmen gelten nur für wenige Menschen, etwa für medizinisches Personal und Sicherheitskräfte.

Die Straßen in der sonst lebhaften 1,2-Millionen-Einwohner-Stadt Freetown waren menschenleer, Büros und Geschäfte waren geschlossen. Bis Sonntag sollen 7000 Freiwilligen-Teams zu den 1,5 Millionen Haushalten des Landes gehen, um die Bewohner aufzuklären.

Staatspräsident Ernest Koroma sagte in einer Radio- und Fernsehansprache, "außergewöhnliche Zeiten" erforderten "außergewöhnliche Maßnahmen". "Wenn alle auf die Empfehlungen der Aufklärungsteams hören", werde die Ausgangssperre "erheblich dazu beitragen, die Geschwindigkeit der Ausbreitung" von Ebola zu drosseln.

Die ersten Reaktionen der Bevölkerung auf die Aufklärungsteams waren weitgehend positiv. "Wir waren zuerst verwirrt, weil es viele verschiedene Angaben über die Kampagne gab", sagte ein Familienvater in Freetown, Sammy Jones. "Aber jetzt sehen wir, dass es eine gute Sache ist." Der Leiter eines Teams, Francis Coker, sagte, die meisten Menschen äußerten sich zur Ausgrenzung der Infizierten und fragten nach experimentellen Medikamenten. "Das zeigt, dass sie verzweifelt Medikamente wollen."

Nach Angaben von Steven Gaojia, der die Ausgangssperre koordiniert, wurden für mögliche neue Krankheitsfälle 258 Betten in provisorischen Behandlungszentren aufgestellt. Sechs Krankenwagen, 89 Fahrzeuge von Hilfsorganisationen und 382 Motorräder stünden für den Transport von Kranken oder Toten bereit. "Ärzte ohne Grenzen" hatte die Kapazitäten zur Untersuchung und Behandlung für unzureichend erklärt und aus diesem Grund den Sinn der gesamten Aktion in Frage gestellt.

Sondermission der Vereinten Nationen

Der UN-Sicherheitsrat hat die Ebola-Epidemie in Westafrika als "Gefahr für Frieden und Sicherheit der Welt" eingestuft. Mit einer einstimmig beschlossenen Resolution mahnte das mächtigste UN-Gremium bei einer Sondersitzung mehr Hilfe für die betroffenen Länder in Westafrika und das Aufheben von Reisebeschränkungen an. Zudem wollen die Vereinten Nationen noch in diesem Monat eine Sondermission zur Bekämpfung der Epidemie mit bislang mehr als 2500 Toten nach Westafrika schicken. Der Rat hatte sich in seiner Geschichte zuvor nur zweimal mit Gesundheitsnotfällen beschäftigt, in beiden Fällen war es dabei um Aids gegangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: