BVB-Pleite in Mainz:Abgenutzt auf Platz acht

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Vergab die schönsten Möglichkeiten: Adrian Ramos. (Foto: dpa)

Statt den Punktverlust der Bayern zu nutzen, kassiert Borussia Dortmund am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga die zweite Saisonniederlage. Gegen engagierte Mainzer nutzt der BVB seine Chancen nicht, trifft zweimal den Pfosten und vergibt einen Elfmeter.

Von Thomas Hummel

Jürgen Klopp redet sich natürlich leicht. Das Mainz unter dem Trainer Kasper Hjulmand sei zwar in dieser Saison bislang nicht so viel gelaufen wie das Mainz der vergangenen Jahre unter Trainer Thomas Tuchel. Doch selbst wenn sich der Gegner an seinen Einsatzwillen erinnert, dann gebe es halt einen Abnutzungskampf - "und damit hätte ich dann auch kein Problem", sagte Klopp vor dem Spiel.

Klar, ein Jürgen Klopp muss sich ja nicht abnützen. Er kann sich gemütlich auf die Bank fläzen, wenn er möchte. Im Vergleich zu seinem Konterpart Pep Guardiola verliert er derzeit jeden Vergleich, was Laufbereitschaft und Einsatzfreude an der Seitenlinie angeht. Und auch Klopps Mannschaft hatte in Mainz mehr Probleme mit dem Abnutzungskampf auf dem Platz, als dem Dortmunder Trainer lieb war.

Nach dem 0:0 von Guardiolas Bayern hätte Dortmund mit einem Sieg Platz eins in der Tabelle erklimmen können. Stattdessen verlor die Borussia mit 0:2 und fällt auf Platz acht zurück. Während der FSV Mainz 05 nun Zweiter ist, mit acht Punkten nur ein Tor schlechter notiert als der Überraschungs-Spitzenreiter SC Paderborn.

"Die Mainzer haben im richtigen Moment die Tore gemacht, wir leider nicht, deshalb haben sie verdient gewonnen", sagte Matthias Ginter, der selbst das 0:2 per Eigentor erzielte. Kollegen Erik Durm erklärte ähnlich: "Wir müssen ein bisschen kaltschnäuziger sein vor dem Tor. Und hinten kriegen wir Tore, sie wir so nicht kriegen dürfen."

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Dortmund hatte im Vergleich zum Champions-League-Spiel unter der Woche gegen Arsenal gleich fünf neue Leute gebracht. Matthias Ginter, Lukasz Piszczek, Milos Jojic, Adrian Ramos und Shinji Kagawa kamen frisch ausgeruht ins Spiel. Entsprechend frohen Mutes schickte Klopp sein Team ins Pressing. Vor allem in den ersten 15 Minuten griffen die Gäste weit vorne an, die Mainzer sahen sich ständig Attacken ausgesetzt.

Doch, hoppla: Obwohl es bisweilen eng wurde, verlor Mainz kaum einen Ball in gefährlichen Zonen. Die Abwehrspieler und vor allem die starken Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger und Johannes Geis konnten sich stets befreien. So kamen die Dortmunder vor der Pause nur zu zwei Chancen, zweimal vergab Ramos. Einmal köpfte er im Abseits stehend völlig frei drei Meter am Tor vorbei (15.), nach 39 Minuten schoss der Stürmer an den Pfosten.

Mainz indes fand sich im Verlauf der ersten Halbzeit durch enorme Laufleistung und gute Zweikampf-Quoten besser gegen die offensiv verteidigende Borussia zurecht. Der von Dortmund ausgeliehene Jonas Hofmann schoss zweimal Richtung Ex-Kollege Roman Weidenfeller, Shinji Okazaki scheiterte mit einem Schienbein-Schuss ebenfalls am Nationaltorwart.

Zur Halbzeit musste sich überraschend Klopp Gedanken machen, mit welchen Kniffen er seiner Mannschaft helfen könnte. Dabei vergaß er offensichtlich seinen Stürmer Ramos zu sagen, nun bitte die nächste schöne Möglichkeit zu nutzen, denn auch in der 53. Minute schoss er eine wunderbare Großkreutz-Vorlage wieder nicht ins Tor, sondern Verteidiger Junior Diaz an die Hacke. Nach der anschließenden Ecke rettete wieder Junior Diaz für Mainz vor der Linie.

Klopps Abnutzungskampf ging derweil weiter. Die Spieler bestritten munter Zweikämpfe überall auf dem Platz und verstellten sich die Wege. Dortmund hätte hier zum Beispiel ein toller Shinji Kagawa helfen können, doch der Rückkehrer von Manchester United wirkte schon bald sehr abgenutzt. Er verließ nach 64 Minuten den Platz zusammen mit Ramos, dafür kamen Ciro Immobile und Henrikh Mkhitaryan.

Doch den entscheidenden Wechsel hatte da Kasper Hjulmand längst vollzogen: Der Mainzer Trainer brachte Jairo Samperio, Zugang vom FC Sevilla. Der umdribbelte beim ersten Angriff der Gastgeber nach der Pause den Dortmunder Sokratis, seine Hereingabe verwertete Shinji Okazaki zum 1:0 (66.). Praktisch im Gegenzug blockte Okazaki einen Schuss von Immobile mit dem Arm, doch den anschließenden Elfmeter von Immobile tauchte der Mainzer Torwart Loris Karius aus dem Eck (69.). Ein paar Minuten später entwischte Jairo Samperio wieder Sokratis, er legte wieder quer und Matthias Ginter grätschte den Ball in höchster Not ins eigene Netz (74.). 2:0 für Mainz.

Mkhitaryan traf noch einmal den Pfosten, doch das Tor trafen die Dortmunder an diesem Abend nicht mehr. Es ist schon die zweite Niederlage für den BVB im vierten Bundesliga-Spiel.

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