Entführung in Algerien:Frankreich will sich islamistischen Drohungen nicht beugen

"Eine Terrorgruppe kann Frankreichs Haltung nicht verändern": Außenminister Fabius will das Engagement gegen IS fortführen. Algerische Islamisten drohen damit, einen entführten französischen Touristen zu töten.

  • Die Terrormiliz IS hat einen französischen Touristen in Algerien gekidnappt und droht nun mit der Ermordung des Mannes binnen 24 Stunden.
  • Paris will sich den Drohungen der Geiselnehmer aber nicht beugen.
  • Der IS ruft dazu auf, Bürger von Staaten zu töten, die sich in Syrien und dem Irak am Kampf gegen sie beteiligen.
  • Die Berliner Polizei hat ein mutmaßliches Mitglied des IS festgenommen.

Frankreich bleibt hart

Trotz der angedrohten Enthauptung einer französischen Geisel will die Regierung in Paris den Forderungen der islamistischen Entführer nicht nachgeben. "Eine Terrorgruppe kann Frankreichs Haltung nicht verändern", sagte der französische Außenminister Laurent Fabius.

Fabius sagte bei einer Pressekonferenz in New York, Frankreichs Luftangriffe dienten auch der Verteidigung eigener Interessen und "unserer Sicherheit, die auf dem Spiel steht". Das Video zeige die "extreme Grausamkeit" der Geiselnehmer, ändere aber nichts an Frankreichs Position.

Französische Geisel in Algerien

Zuvor war ein Video bekannt geworden, in dem eine Islamistengruppe einen in Algerien entführten französischen Touristen präsentiert. Das Außenministerium in Paris bestätigte, dass der Mann am Sonntag in der Region Tizi Ouzou verschleppt wurde. In dem Video sagt der Franzose, er sei von einer Splittergruppe des Islamischen Staates (IS) namens "Soldaten des Kalifats in Algerien" verschleppt worden.

Der Franzose appellierte in dem Video an Präsident François Hollande, die Intervention im Irak zu beenden. Die Splittergruppe drohte mit der Ermordung ihrer Geisel binnen 24 Stunden, sollte Frankreich seine Luftangriffe gegen den IS im Irak nicht stoppen. Die französische Regierung erklärte, Frankreich und Algerien arbeiteten "auf allen Ebenen vollständig zusammen", um den Mann zu befreien.

IS ruft zur Tötung von Bürgern verfeindeter Staaten auf

Die IS-Dschihadisten rufen zur Tötung der Bürger aller Staaten auf, die sich an der Bekämpfung der Terrormiliz im Irak und in Syrien beteiligen. Ein IS-Sprecher nannte Amerikaner, Europäer, insbesondere Franzosen, Australier und Kanadier als Ziele sowie alle "Bürger jener Länder, die sich der Koalition gegen den Islamischen Staat angeschlossen haben". Die in mehreren Sprachen verbreitete Botschaft richtet sich offenbar gezielt an Einzeltäter.

Nach der US-Luftwaffe hatten kürzlich auch Kampfflugzeuge aus Frankreich erstmals Angriffe gegen IS-Stellungen im Norden des Iraks geflogen. Zahlreiche weitere westliche und arabische Staaten schlossen sich der US-geführten Koalition gegen die Gruppe an und sagten Waffenlieferungen und andere Hilfen zu.

Furcht vor radikalisierten Heimkehrern

Die USA fordern einem Bericht der New York Times zufolge einheitliche Gesetze gegen Terror-Rekruten in allen UN-Mitgliedsländern und wollen eine entsprechende UN-Resolution auf den Weg bringen. In westlichen Staaten wächst seit Monaten die Sorge, dass sich radikalisierte Bürger aus Europa, Nordamerika oder Australien in Syrien und dem Irak ausbilden lassen und dann dort oder bei der Rückkehr in ihre Heimatländer Anschläge verüben.

Eine Spezialeinheit der Berliner Polizei nahm am Freitag ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz fest. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 40-jährigen Mann mit türkischem Pass und Wohnsitz in Berlin. Er soll Anfang 2014 ausgereist sein und in einem IS-Lager in Syrien an Waffen ausgebildet worden sein. Von ihm sollen Fotos existieren, die ihn mit einer Waffe vor der schwarzen Fahne des IS zeigten. Er wurde mit Haftbefehl gesucht und nun nach seiner Rückkehr nach Deutschland festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen IS-Terroristen die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat im Ausland vor. Diese Tat richtet sich gegen die Sicherheit eines Staates oder einer internationalen Organisation. Von kriminellen oder terroristischen Plänen in Berlin war aber nicht die Rede.

Verfassungsschutz und Polizei gehen davon aus, dass in den vergangenen Jahren mehr als 400 Männer Deutschland in Richtung Syrien verließen, um dort für islamistische Terrororganisationen zu kämpfen. Etwa 130 dieser Männer sind nach Deutschland zurückgekehrt, bei 25 gibt es konkrete Hinweise auf Kampferfahrung.

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