Schützenzelt auf dem Oktoberfest:Wundersame Platzvermehrung

Schützenzelt auf dem Oktoberfest: Die Gasse zwischen Winzerer Fähndl Zelt und Schützenfesthalle wird nächstes Jahr vergrößert.

Die Gasse zwischen Winzerer Fähndl Zelt und Schützenfesthalle wird nächstes Jahr vergrößert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil sich vor dem Schützenzelt auf dem Oktoberfest die Menschenmassen stauen, muss es verkleinert werden. Um es sicherer zu machen, sollen ab 2015 1500 Menschen mehr in dem Wiesnzelt feiern dürfen.

Von Andreas Glas

Vor ein paar Tagen klang alles noch logisch. Das Schützenzelt, hatte die Stadt entschieden, müsse nächstes Jahr neu gebaut und kleiner werden, weil sich davor die Menschenmassen stauen. Auch Schützenzelt-Wirt Ludwig Reinbold hatte das bestätigt. Nun klingt plötzlich alles anders - und ist mit Logik nicht mehr zu erklären.

Denn jetzt sollen offenbar mehr Menschen ins neue Schützenzelt, um es sicherer zu machen. Es bleibt zwar beim Plan, das Zelt zu verkleinern, gleichzeitig aber soll es dort künftig trotzdem 1500 Sitzplätze mehr geben. Das ist der Wunsch des Stadtrats, skeptisch sind die Grünen und der Chef des Kreisverwaltungsreferats (KVR): "Die Wiesn hat eben eigene Gesetze", spöttelt Wilfried Blume-Beyerle.

Nicht nur für den KVR-Chef dürfte das "einigermaßen schwer zu verstehen" sein, sondern wohl für alle, die sich schon mal durchkämpfen mussten durch die Gasse zwischen Schützenzelt und Winzerer Fähndl. Der Durchgang ist vor allem am Wochenende ein Nadelöhr - und damit ein Risiko. Im Notfall sei "eine schnelle Räumung des Zelts nicht möglich", sagt Blume-Beyerle, der für die Sicherheit auf der Wiesn verantwortlich ist. Dass das Schützenzelt am Hang der Bavaria steht, würde eine Flucht zusätzlich erschweren.

Wenn man also mehr Platz für Fluchtwege schaffen wolle, "müsste das Zelt eigentlich kleiner werden", findet der KVR-Chef. Das klingt schlüssig, würde Schützenzelt-Wirt Ludwig Reinbold allerdings eine Menge Bierumsatz kosten. Das will die Stadt ihm nicht antun. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gibt offen zu, dass der Plan, die Zeltkapazität zu erhöhen, "sicher wirtschaftliche Interessen des Veranstalters beinhaltet."

Eine Haltung, die Blume-Beyerle nicht gefällt. Er verstehe zwar, dass Wirt Reinbold eine Gegenleistung fordere, wenn die Stadt von ihm den Neubau und die Verkleinerung seines Zelts verlange, aber die Sicherheit der Wiesn-Besucher habe aus Sicht des KVR Vorrang: "Es ist unsere Aufgabe, Genehmigungen auszusprechen. Und zwar so, dass wir sie auch vertreten können." Darüber hinaus fürchtet Blume-Beyerle, dass mit der Zahl der Sitzplätze auch die Zahl der Menschen vor dem Zelt zunimmt. "Wir müssen auch außerhalb des Zelts die Situation im Griff behalten", sagt er.

Bislang gibt es offenbar überhaupt keinen Plan, wie das Zelt einerseits schmaler werden könnte, um die Durchgangsgasse zu vergrößern, und andererseits die Sitzplatzzahl erhöht werden könnte. Die liegt derzeit bei 4000 Innen- und 1090 Außenplätzen. Wirt Ludwig Reinbold und seine Familie wollten sich dazu am Dienstag nicht äußern. Josef Schmid, Wiesn-Chef und Zweiter Bürgermeister, hat trotzdem angewiesen, in die Neubau-Pläne das Ziel aufzunehmen, das Zelt um 1500 Sitzplätze aufzustocken. Ob sich die größere Kapazität tatsächlich realisieren lasse, könne dann immer noch "auf Basis der Pläne diskutiert werden".

In der Vergangenheit war immer wieder versucht worden, den Stau vorm Schützenzelt aufzulösen. Zuletzt war der Biergarten des Schützenzelts um zwei Meter verkleinert worden, und man überlegte sogar, das Zelt an einen anderen Ort auf der Wiesn zu verlegen. Diese Idee hat der Stadtrat am Dienstag aber endgültig verworfen - eben zugunsten eines kleineren Zelts mit höherem Fassungsvermögen. Trotz seiner Bedenken will der KVR-Chef diesem Konzept eine Chance geben - und die Umsetzung prüfen, sobald ein genehmigungsfähiger Plan vorliege. "Es gibt ja nichts, was es auf der Wiesn nicht gibt", sagt Wilfried Blume-Beyerle.

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