Schauspielerin Andrea Sawatzki:Eine Frau schlägt sich durch

Bella Amore

Bella (Andrea Sawatzki) hat in den vergangenen Jahren viel durchgemacht. Ein fehlgeleiteter Baseball wird ihr Leben aber bald zum Besseren wenden.

(Foto: Volker Roloff / ZDF)

Wie kommt die Frau um die 50 mit dem Leben klar? Andrea Sawatzki widmet sich der Midlife-Crisis - in der ZDF-Komödie "Bella Amore" und in ihrem neuen Buch. Und stellt sich die Frage, ob sie ihre Träume wahrgemacht hat.

Von Katharina Riehl

Vor wenigen Tagen konnte der Berliner Kurier seinen Lesern ein paar wirklich lebensbereichernde Einblicke mit auf den Weg gegeben. Andrea Sawatzki und Christian Berkel, das Schauspielerpaar, sollten - so versprach es die Ankündigung - die fünf Geheimnisse ihres immerhin schon seit rund 15 Jahren anhaltenden Beziehungsglücks lüften. Und so zitierte die Zeitung Sawatzki etwa mit dem überraschenden Satz, man dürfe "nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn es mal nicht perfekt läuft". Oder: "Man sollte nicht immer die Schuld beim anderen suchen, sondern auch bei sich selbst die Augen offen halten."

Dies mögen keine vollkommen neuen Gedanken zum gemischtgeschlechtlichen Zusammenleben sein, erwähnenswert ist diese Episode aber trotzdem. Denn Andrea Sawatzki, 51, eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen, hat seit einiger Zeit eine neue Hauptrolle für sich gefunden, und das nicht nur in ihren Fernsehfilmen. Andrea Sawatzki, eine Frau um die 50, erklärt anderen Frauen um die 50, wie man mit dem Leben in diesem Alter am besten klarkommen kann. Denn leichter wird das Leben ja selten.

Midlife-Komödien, lupenreines ZDF-Programm

Man trifft Andrea Sawatzki an einem viel zu kalten Septembertag in München, sie ist angereist, um ihren neuen Film und ihr neues Buch zu bewerben. Der Film, Bella Amore, ist der sechste und letzte Teil einer kleinen ZDF-Reihe, es geht um eine Frau namens Bella, die in Teil eins von ihrem treulosen Ehemann sitzen gelassen wird und auf einmal sehen muss, wie sie sich und das Töchterchen ernährt.

Der Film Bella Vita lief 2010, in der Zwischenzeit haben Bella, das Töchterchen und der Exmann noch so einiges gemeinsam erlebt, bis nun in Teil sechs ein Baseball das Gedächtnis des abhanden gekommen Gatten auslöscht. War der erste Film noch stellenweise sehr lustig und Andrea Sawatzki selbstironisch, ist die Bella im Laufe der Jahre immer ein wenig langweiliger geworden; "ein bisschen braver" nennt es Andrea Sawatzki. Die Bella-Filme sind Midlife-Komödien, lupenreines ZDF-Programm, das mit Filmen über die Midlife-Crisis vermutlich den jüngeren Teil seines Publikums abholt.

Ende des Jahres wird Andrea Sawatzki wieder einen Film für das ZDF drehen, und wieder wird es um eine Frau gehen, die mit den Nöten des Alltags zu kämpfen hat. Die Frau heißt Gundula, ihren Mann Gerald wird Axel Milberg spielen, und das Besondere an Gundula ist, dass Andrea Sawatzki sich diese Gundula selber ausgedacht hat. Vergangenes Jahr erschien ihr Roman "Tief durchatmen, die Familie kommt", er handelt von einem Weihnachtsfest bei Gundula und Gerald, mit Mutter, Schwiegermutter, den Teenie-Kindern, zwei Hunden und viel aus Katastrophen gewonnener Heiterkeit. Mitte August ist der zweite Teil erschienen, "Von Erholung war nie die Rede", die Fortsetzung des Weihnachtsspektakels in einem Urlaub auf Norderney.

Ein Mädchentraum

Andrea Sawatzki sagt, sie habe Lust auf eine Familiengeschichte gehabt, auf eine schwarze Komödie. Und: "Mich hat vor allem diese Frau um die 50 interessiert, weil ich eben auch eine bin. Ich glaube, die Gundula hat viel von mir. Diese Sehnsüchte, diese Ängste und die Frage, ob man eigentlich alles gemacht hat, wovon man geträumt hat. Auch deshalb habe ich mit dem Schreiben angefangen." Ein Mädchentraum.

Mit dem Schreiben angefangen hat Andrea Sawatzki schon eine Weile vor der Erfindung der Gundula. Im Frühjahr 2013 bereits erschien ihr Buch "Ein allzu braves Mädchen", ein Psychothriller über eine Frau, die ihren alzheimerkranken Vater pflegen musste, und einen Mann, der mit eingeschlagenem Kopf in seiner Villa in Grünwald gefunden wird. Auch diesem Buch hätte ein Lektor gut getan, der mit einer Schaufel die sprachlichen Allgemeinplätze aus dem Text geräumt hätte. "Ein allzu braves Mädchen" aber war trotzdem ein interessantes Buch mit Ambitionen, komplex gebaut. Die Gundula-Romane sind eher das, was sie ja jetzt auch werden, leichte TV-Komödien zwischen Buchdeckeln. Auch wenn Andrea Sawatzki sagt: "Ich finde meine Gundula-Bücher ja gar nicht so leicht, wie das einige Journalisten sagen. Ich finde, das tut schon manchmal ganz schön weh."

Wenn man so will, hat Andrea Sawatzki mit ihren Büchern einen großen Teil ihres schauspielerischen Schaffens abgearbeitet. Die hessischen Tatorte mit ihr als Kommissarin waren oft düstere Stücke mit viel Tiefenpsychologie. Sie hat die Rolle aufgegeben, sagt sie, weil sich die Figur der Charlotte Sänger nicht genug weiterentwickelte. Seitdem wird Sawatzki, die auch schon überraschendere Rollen spielte, im König von St. Pauli etwa oder in Doris Dörries toller Klimakteriums-Serie Klimawechsel, vor allem für Variationen der Gundula gebucht. Sie sagt: "Wenn man im Fernsehen so erfolgreich ist wie ich, dann glauben viele Regisseure und Produzenten auch nicht mehr, dass eine Wandlung möglich ist."

Nicht nur Andrea Sawatzki bekommt übrigens eine Rolle im Film zu ihrem Buch. Auch die Familiendogge Gustav hatte Glück beim Casting.

Bella Amore, ZDF, 20.15 Uhr.

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