Jubiläum:Mit Kraft und Grazie

Der TSV Wolfratshausen feiert sein 150-jähriges Bestehen mit Reden, akrobatischen Darbietungen und einer atemberaubenden Show. Einen falschen Feueralarm gibt es auch

Von Maurizio Giuri, Wolfratshausen

Reden, akrobatische Showeinlagen und ein Feueralarm: Der TSV Wolfratshausen 1864 hat am Samstag sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. Die Abteilung Tischtennis beging zudem ihren 60. Jubiläum, die Fußballer ihr 95-Jähriges. Nach einem Festgottesdienst mit Standartenweihe in der Andreaskirche, marschierte ein Festzug in Begleitung der Stadtkapelle bei schönem Spätsommerwetter zur Loisachhalle. Schon am Eingang zeigte ein großes Plakat der Fußballer alte Mannschaftsfotos zeigte. Im Saal hing auf der Bühne eine große Leinwand, auf die ein Beamer Erinnerungen aus der Vereinsgeschichte warf. Als um 19 Uhr das Moderatorenduo Martina Altenburger und Harald Bolten, beide seit über 30 Jahren bei den Turnern des TSV, den Abend eröffneten, war der Saal gut gefüllt. Wenige Tische blieben im hinteren Teil des Saals leer. Viele Vereinsmitglieder waren samt Familie da, dazu kamen noch Abordnungen befreundeter Vereine.

Jubiläum: Die Kraftakrobaten Martin Lamer und Rene Piephardt zeigten ihr Können.

Die Kraftakrobaten Martin Lamer und Rene Piephardt zeigten ihr Können.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Vorsitzende Alfred Barth dankte in seiner Rede allen Mitgliedern für ihr Engagement, besonders dem Ehrenvorsitzenden Manfred Prankl, den Barth als "Seele des Vereins" beschrieb. Der Sport sei eine "Charakterschule des Lebens", sagte Barth, und ein "Fundament des Gemeinwesens". Entschuldigen musste er den Landrat Josef Niedermaier, der am Abend verhindert war. Nach Barth sprach Otto Marchner vom Bayerischen Landes-Sportverband. Er würdigte die "vitale Jugendarbeit", die sich in der Tatsache zeige, dass mehr 1000 Kinder und Jugendliche dem Verein angehörten - "ein Anteil von 70 Prozent." Im Gepäck für den größten Wolfratshauser Verein hatte der Sport-Funktionär eine Ehrenurkunde und einen Geschenkgutschein für neues Sportgerät im Wert von 350 Euro.

Jubiläum: Die zwei Turnerinnen des TSV geben alles.

Die zwei Turnerinnen des TSV geben alles.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zwischen die Reden schob der TSV Einlagen der Wolfratshauser Musikschule und Darbietungen seiner Mitglieder. So wurde nach der Rede Marchners die Bühne schnell mit Matten ausgelegt und schon flogen fünf junge Turner durch die Luft. Hechtsprünge, Salti aus dem Stand und vom Trampolin gar ein Doppelsalto: Die Jungen beeindruckten das Publikum und bekamen entsprechend großen Applaus. Als letzter Redner zollte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) dem TSV schließlich im Namen der Stadt seinen Respekt. Er erinnerte an die Gründung des Vereins und hob die soziale Funktion im Gemeinwesen hervor, die Vereine wie der TSV hätten. Seiner Rede folgte eine Einlage zweier Frauen, die zu wogender Musik grazil turnten, bis ein Feueralarm sie jäh unterbrach. Rote Lämpchen blinkten, ein ohrenbetäubender Alarmton setzte ein - es herrschte allgemeine Verwirrung im Saal. Wie sich nach einigen ratlosen Minuten herausstellte, war es ein Fehlalarm. Eine Frau habe auf der Damentoilette zu viel Haarspray benutzt und so den Alarm ausgelöst, hieß es. Die Turnerinnen fingen von neuem an.

Jubiläum: Robert Maaser ist Cyrwheel-Weltmeister.

Robert Maaser ist Cyrwheel-Weltmeister.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auch Ehrungen für langjährige Vereinstreue standen an diesem Abend auf dem Programm. Albert Weinderer und Karl Reinhold wurden für 50 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Reinhold hat in dieser Zeit 46 mal das goldene Sportabzeichen abgelegt, eine Leistung, die das Publikum mit spontanem Applaus würdigte. Alois Werner wurde sogar für 65 Jahre ausgezeichnet. Der Ehrenvorsitzende Manfred Prankl bekam die Verdienstnadel in Gold mit großem Kranz überreicht. Das Highlight an diesem Abend war aber der Auftritt von Artisten rund um Dominik Halamek. Das Licht wurde gedimmt, das Publikum blickte gespannt nach vorne. Robert Maaser trat in einem zebragestreiften Ganzkörperkostüm samt Maske auf die Bühne und vollführte fließende Bewegungen mit seinem "Cyrwheel", einer Art Rhönrad, aber mit nur einem Reifen. Masser ist mehrfacher Deutscher- und Weltmeister mit dem Rhönrad und der erste Cyrwheel-Weltmeister überhaupt.

Warum, war nach wenigen Minuten klar: Der Berliner schien eins mit dem Rad zu sein, umtanzte es, rollte und schwang sich mit ihm über die Bühne und erntete lauten Beifall dafür. Ihm folgten die beiden Kraftakrobaten Martin Lamer und Rene Piephardt. Sie zeigten artistische Posen und überwanden die Schwerkraft mit ihren muskelbepackten Körpern scheinbar mühelos: Ein Handstand auf den Schultern des Partners? Kein Problem. Gemeinsam hielten sich die beiden flachgestreckt, steif wie ein Brett, gekrümmt und angewinkelt übereinander wie nebeneinander in der Waage.

Diesem Kraftakt folgte zum Schluss noch der Vertikaltanz der Millertwins. Diana und Sandra Miller, Zwillingsmodels und Akrobatinnen, tanzten in drei Metern Höhe im 90 Grad-Winkel zum Boden auf einer Leinwand. Mit Gurten gesichert interagierten sie dabei mit einem Video, das auf der Leinwand lief. Sie spielten Fußball, oder sprinteten einen Hundert-Meter-Lauf. Riesenjubel und Begeisterung im Saal. Nach dem offiziellen Festakt klang der Abend noch gemütlich aus. Der Vorsitzende des TSV Alfred Barth war erleichtert. "Als der Feueralarm losging, hatte ich beinahe einen Blutsturz. Es ist ja aber alles gut gegangen, wir haben schon viel Lob für den Abend bekommen."

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