Neues Werbenetzwerk:Facebook greift Google an

Facebook

Facebook weiß, was du letzten Sommer getan hast. Zum Beispiel die vietnamesische Version von Facebook nutzen.

(Foto: dpa)

Ob Smartphone oder Laptop: Facebook erkennt seine Nutzer - und kann sie verfolgen. Das soll jetzt die Werbeindustrie begeistern.

  • Facebook führt eine neue Werbeplattform ein. Mit "Atlas" soll es für Werbetreibende möglich sein, Nutzer auch dann zu verfolgen und erkennen, wenn sie nicht mehr auf Facebook unterwegs sind.
  • Mit diesem Schritt greift Facebook Google an.

Neue Facebook-Werbung setzt auf Nutzer-Verfolgung

Wer die neue Werbeplattform verstehen will, die Facebook gerade eingeführt hat, muss vor allem auf die Nutzer schauen. Die Plattform heißt Atlas und soll es werbetreibenden Unternehmen erleichtern, Menschen durch das Netz zu folgen. Die Firmen sollen Facebook Geld geben, damit das Unternehmen aus seinem immensen Datensatz gewünschte Zielgruppen herausfischt und ihnen entsprechende Werbung vorsetzt - auch wenn die Nutzer nicht auf Facebook unterwegs sind, sondern auf einer anderen Webseite oder in einer Smartphone-App. Es wird so möglich, den Nutzern Anzeigen erst auf dem Laptop vorzusetzen und anschließend auf einem Smartphone.

Atlas will Menschen über mehrere Geräte hinweg identifizieren

Facebook hatte Atlas im vergangenen Jahr von Microsoft übernommen. "Atlas liefert Marketing, das sich am Menschen orientiert," schreibt der Chef von Atlas, Erik Johnson, zum Start der Plattform im Firmenblog. Ziel sei es, "dass die Werbetreibenden echte Menschen erreichen können, quer über mehrere Geräte hinweg." Dieses Problem können Werbetreibende bisher im Netz kaum lösen, weil verschiedene technische Geräte oft als unterschiedliche Personen abgespeichert werden, obwohl der gleiche Mensch davor sitzt.

Cookies reichen nicht aus

Klassische Internet-Werbung setzt in aller Regel auf Cookies. Das sind kleine Dateien, die auf einem Rechner abgespeichert werden und erkennen, wie sich ein Nutzer durch das Internet bewegt. Sie allein seien aber nicht ausreichend, schreibt Johnson. "Cookies funktionieren nicht auf mobilen Geräten und werden zunehmend ungenauer, eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen."

Mobile Anzeigen bringen viel Umsatz

Facebook erwirtschaftet zwei Drittel seiner Werbeeinnahmen über mobile Nutzung. Der Konzern muss auf diesen Wandel reagieren. Die Antwort ist nun: weg von Cookies, hin zum Account. Sobald ein Nutzer in Facebook eingeloggt ist, wird er quer über alle Geräte hinweg als ein- und dieselbe Person erkannt.

Angriff auf Google

Durchschnittlich verbringt ein Nutzer knapp 40 Minuten pro Tag auf Facebook. All diese Minuten, Klicks und Likes sind Informationen, die das Netzwerk nutzt, um Profile über die Nutzer zu erstellen. Auch Google betreibt einen mit Atlas vergleichbaren Dienst mit dem Namen Adsense, mit dem Werbung auf vielen Internetseiten geschaltet werden kann. Der Konzern sammelt vor allem über die Suchanfragen Informationen über seine Nutzer, um die Werbung auf die Nutzer zuzuschneiden. Dafür setzt Google bisher vor allem auf Cookies, obwohl Nutzer sich auch bei Google ebenfalls mit einem Profil einloggen können. Facebook greift dieses Werbenetzwerk nun an. Der Anreiz für die Nutzer, immer eingeloggt zu bleiben, dürfte bei einem sozialen Netzwerk größer sein als bei einer Suchmaschine.

Google kündigte am Montag an, neue Formate für die mobile Werbung einzuführen. Dazu gehören etwa sogenannte Anker-Anzeigen, die nicht mehr aus dem Bild verschwinden, wenn der Nutzer auf einer Seite herunterscrollt, heißt es in einem Blogeintrag.

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