Essen in Thailand:Roboter mit Geschmack

Essen in Thailand: Ein Straßenrestaurant in Bangkok. Nun soll dort ein Roboter für besseres Essen sorgen.

Ein Straßenrestaurant in Bangkok. Nun soll dort ein Roboter für besseres Essen sorgen.

(Foto: AFP)

Die Thai-Küche ist vielerorts offenbar nicht mehr ihren Namen wert. Nun soll ein elektronischer Restauranttester einem Medienbericht zufolge Abhilfe schaffen. Den Anstoß dazu soll ausgerechnet die ehemalige Premierministerin gegeben haben.

Irgendwann war die ehemalige Premierministerin Yingluck Shinawatra der kulinarischen Kränkungen einfach überdrüssig. Egal, in welchen thailändischen Lokalen sie auf ihren Auslandsreisen speiste, immer wieder seien ihre Geschmacksknospen beleidigt worden.

Nach einem Bericht der New York Times machte sie das Problem kurzerhand zum Politikum und setzte es auf die Agenda eines Kabinettstreffens. Im Mai wurde Shinawatra vom Verfassungsgericht abgesetzt, dennoch könnte ihre Initiative jetzt Folgen haben: Der US-Zeitung zufolge soll ein Roboter Abhilfe schaffen - und die hohe Kunst der thailändischen Küche standardisieren.

Doch der elektronische Restauranttester ist nur Teil eines ausgeklügelten und umfassenden Programms: Das von der Regierung finanzierte "Thai Delicious Committee" erwäge an Restaurants Gütesiegel für originäre Thai-Kost zu vergeben, mit denen sich die Lokale schmücken können, so lange sie sich an den standardisierten Rezepten orientieren würden.

Roboter könnte als Restauranttester fungieren

An diesem Dienstag soll ein Bankett in einem Bangkoker Hotel stattfinden, bei dem die Regierung einem auserwählten Kreis von Diplomaten und anderen Würdenträgern das Lösungskonzept präsentieren will. Vor allem den Roboter. Das "Thai Delicious Committee" spricht von einer intelligenten Maschine, die Geruch und Geschmack von Zutaten durch Sensor-Technologie erfassen und als Restaurant-Kritiker fungieren könne.

So bewerte die Maschine thailändische Gerichte streng wissenschaftlich und könne beispielsweise den Unterschied zwischen einem traditionell zubereiteten grünen Curry mit der richtigen Mischung aus Thai-Basilikum, Curry-Paste sowie frischer Kokosnuss-Creme und einer geschmacksarmen Imitation ausmachen.

Die mit Sensoren und Mikrochips ausgestattete "Electronic-Delicious- Machine" scanne die chemische Signatur des Gerichts ein. Die Speise sei zuvor von einer Jury aus 120 Studenten und Mitarbeitern der Chulalongkorn Universität von Bangkok als am wohlschmeckendsten befunden und damit zum Standard erhoben worden.

Das Gerät vergleiche die Zusammensetzung des Testprodukts mit der chemischen Signatur des Standards. Das Ergebnis der Auswertung entnehme man einer Skala, die bis zur Höchstpunktzahl 100 reiche. "Normalerweise sagen wir, dass alles unter 80 nicht dem Standard des Gerichts entspricht", sagte ein Entwickler der New York Times.

Gütesiegel für Restaurants im Ausland

Ein Geschäftsmann erhoffe sich von dem Roboter hohe Einnahmen. Er will die Geräte mit den elektronischen Geschmacksknospen für 18 000 Dollar pro Stück an Thai-Botschaften in Ländern verkaufen, in denen es viele thailändische Restaurants gibt.

Die Kritik kommt natürlich nicht ganz ohne eine Prise kulinarischem Chauvinismus aus: "Es gibt viele Thai-Restaurants, die nicht mal von Thailändern betrieben werden - eher von Italienern oder Franzosen", echauffiert sich etwa ein Mitarbeiter der thailändischen "National Innovation Agency".

Einheimische Köche misstrauten dagegen dem High-Tech-Ersatz menschlichen Geschmacksinns. Viele von ihnen arbeiten in ihren Küchen ohne Messbecher, nur mit einer großen Wok-Pfanne und folgen einem handgeschriebenen Rezept. Die alteingesessenen Thai-Köche sind offenbar überzeugt davon, dass schon kleinste Abweichungen bei der Zubereitung den Geschmack beeinflussen - etwa eine kleine Änderung der Reihenfolge beim Vermischen der Zutaten.

"Ich nutze meine Zunge, um zu testen, ob etwas lecker ist oder nicht", wurde einer von ihnen in der New York Times zitiert. "Die Regierung sollte vielleicht eher einen Menschen einsetzen, um zu prüfen, wie authentisch ein Gericht wirklich ist."

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