1. FC Nürnberg:Wahlkampf auf dem Platz

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Seltene Flugeinlage: Nürnbergs Torwart Rakovsky wurde beim 3:2 gegen Kaiserslautern spät gefordert - bei den beiden Gegentoren war er aber chancenlos. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Sportvorstand Bader gerät kurz vor der Mitgliederversammlung beim 1. FC Nürnberg in den Mittelpunkt des internen Wahlkampfs. Deshalb ruft er einen Generationenwechsel beim "Club" aus - als Ersten trifft es den langjährigen Stammtorwart Raphael Schäfer.

Von Markus Schäflein

Raphael Schäfer steht nicht mehr im Tor beim 1. FC Nürnberg; das ist natürlich eine gewaltige Nachricht, der 35-Jährige war ja seit über zehn Jahren Stammkeeper beim Club und lange Zeit Kapitän. Aber nun hat Trainer Valérien Ismaël ja das Ziel Wiederaufstieg abgehakt und offiziell eine "Übergangssaison" ausgerufen, in Absprache mit Sportvorstand Martin Bader.

Man wolle künftig "auf junge Spieler setzen", sagte Bader bei einem Auftritt in Blickpunkt Sport. Der Trainer habe sich entschlossen, "den Generationswechsel einen Tick früher anzufangen".

Idee mit der Übergangssaison kam spät

Am Montagabend stand daher beim 3:2 (2:0) gegen Kaiserslautern Patrick Rakovsky, 21, im Tor, er ist nun die Figur des Übergangs. Eine Stunde lang hatte der Club frech nach vorne gespielt; Daniel Candeias (25.) und Alessandro Schöpf mit einem Doppelpack (41., 51.) erzielten die Tore. In der letzten halben Stunde aber wurde der Club nervös - bei den Gegentoren durch Alexander Ring (62.) und Chris Löwe (71.) war Rakovsky chancenlos. Die Idee mit der Übergangssaison nahm der Mannschaft also zumindest ein bisschen den Druck. Dennoch kam sie spät in dieser Saison.

Nur "Nuancen" hätten vor der Saison für Schäfer gesprochen, sagte Bader. Zuletzt beim 0:3 in Heidenheim spielte bereits Manuel Bihr, 21, aus der Regionalliga-Mannschaft links in der Viererkette, und der 19-jährige Niklas Stark in der Innenverteidigung; der 31-jährige Javier Pinola, den Bader als "Luxus, den wir uns leisten können", bezeichnet hatte, war nicht im Team.

Hanns-Thomas Schamel freute sich erst einmal über diese Personalien; "den Zeitpunkt, kurz vor der Wahl, lassen wir mal so stehen", sagte er aber. Der 60-jährige Lebensmittelunternehmer tritt ja an diesem Dienstag bei der Mitgliederversammlung zur Aufsichtsratswahl mit einer Oppositions-Gruppe unter dem Namen "Pro Club 2020" an und macht keinen Hehl daraus, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Bader für ihn recht unwahrscheinlich ist.

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Ein Kritikpunkt ist hierbei die Personalpolitik: der Ausverkauf nach dem Abstieg ebenso wie die folgende Einkaufstour, und vor allem der Umgang mit dem Nachwuchs. Das Nachwuchsleistungszentrum müsse gestärkt werden, hatte Schamel gefordert: "Alle sportlichen Strukturen sind im Eimer, es ist alles verfilzt und verstrickt." Spieler der Qualität des Zugangs Ondrej Celustka "müssen wir aus dem eigenen Nachwuchs rekrutieren", sagte der Unternehmer, der Talente wie Sebastian Gärtner oder Mirko-Antonio Colak nicht abgegeben hätte.

Dass nun offenbar ein Umbruch mit eigenen Nachwuchskräften beginnen soll, "das ist das, was wir seit Jahren fordern", sagte Schamel: "Hätte man das früher umgesetzt, hätte man jetzt nicht diesen völlig verwurschtelten Kader. Aber immerhin sieht man es jetzt ein."

Bader weiß, dass er samt seiner Mannschaftsplanung in den Mittelpunkt des Wahlkampfs geraten ist. Am Sonntag griff er Schamel erstmals öffentlich an, er hatte ja mitbekommen: "Die Situation hat sich auf meine Person zugespitzt." Bader sagte: "Mit Flyern und Überschriften zu hantieren, ohne Inhalte zu transportieren, ist natürlich im Wahlkampf ganz schick." Es passe "nicht ins Bild", ihm die Gier nach Machterhalt zu unterstellen - und gleichzeitig selbst eine Mehrheit anzustreben.

Geht es mit Bader besser oder schlechter weiter?

Immerhin wird die Wahl aufgrund der klaren Lager endlich eine sinnvolle Mehrheit in dem Gremium schaffen. Der Aufsichtsrat sei zuletzt "eine ganz zerrissene Gemeinschaft" gewesen, sagte der Sportvorstand, "die nicht wusste: Geht es mit Martin Bader besser oder schlechter weiter?" Ein Rücktritt sei für ihn nicht in Frage gekommen; sein Vertrag läuft bis Juni 2017: "Ich bin eher einer, der sagt: So leicht wird es nicht sein, dass man sich davonstiehlt."

Bader fügte aber an: "Kann sein, dass es ab Dienstag anders ist." Namentlich dann, wenn Schamel mit seiner Gruppierung die Mehrheit im Aufsichtsrat bekommt: "Für mich stellt sich dann die Frage, ob eine Zusammenarbeit in der neuen Konstellation möglich ist."

Schamel wird von Klaus Daedelow, Klaus Kreutzer und Michael Röhler unterstützt - sowie nach seinen Angaben von fünf weiteren Kandidaten, die aber unabhängig antreten. Unter den 16 Bewerbern haben sich - neben dem bisherigen Vorsitzenden Klaus Schramm und Siegfried Schneider, die zur Wiederwahl stehen - auch einige bereits deutlich gegen Schamel positioniert: etwa der Marketingunternehmer Stefan Müller und der ehemalige Sportchef im Funkhaus Nürnberg, Mathias Zeck, der mit seinen Reportagen von den Clubspielen bei Radio Gong bekannt wurde und als hauptamtlicher Vorstand des Regionalligisten Eintracht Bamberg arbeitet.

Zu den Unterstützern Schamels zählt auch ein ehemaliger Radioreporter: der bereits im Aufsichtsrat befindliche Günther Koch. Dieser forderte bereits seit zwei Jahren, unter anderem in einer Kolumne in der Mittelbayerischen Zeitung, einen Wechsel im Tor des 1. FC Nürnberg. Dass Schäfer gehalten wurde und nun nicht einmal mehr zum Kader zählt - auf der Bank soll künftig Samuel Radlinger, 21, sitzen -, findet allerdings selbst Koch befremdlich: "Ich war immer kritisch, aber dass Schäfer jetzt so behandelt wird, hat er weder als Mensch noch als Sportler verdient", sagte Koch. "Das ist auch wieder kein guter Stil und entspricht nicht unserem Leitbild."

© SZ vom 30.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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