Rechtsstreits:Deutsche Bank legt Boni auf Eis

Rechtsstreits: Deutsche Bank in Frankfurt: Boni eingefroren

Deutsche Bank in Frankfurt: Boni eingefroren

(Foto: AP)

Die Strafen aus Prozessen könnten hoch werden: Wegen der enormen Rechtsrisiken erhalten Topmanager einen Teil ihrer Erfolgsprämien vorerst nicht.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Chefs der Deutschen Bank bekommen in diesem Jahr langfristige Boni aus früheren Zeiten nicht ausbezahlt. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass wegen der hohen Rechtsrisiken variable Vergütungen einbehalten werden. Ein Insider bestätigte der SZ einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts. Demnach geht es um erfolgsabhängige Gehaltsbestandteile aus dem Jahr 2011. Betroffen seien die beiden aktuellen Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen, Finanzvorstand Stefan Krause und Privatkundenvorstand Jürgen Neske, aber auch der frühere Vorstandschef Josef Ackermann sowie die beiden Ex-Vorstände Hugo Bänziger (Risikomanagement) und Hermann-Josef Lamberti (Organisation).

Die Deutsche Bank hat nach der Finanzkrise ihr Vergütungssystem umgestellt. Seitdem werden Boni in Form von Bargeld und Aktien nicht mehr auf einen Schlag ausgezahlt, sondern zum Teil erst nach einer Wartefrist von mehreren Jahren. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Top-Manager zu hohe Risiken eingehen, um den Gewinn und damit ihre Erfolgsprämie schnell in die Höhe zu treiben. Denn die negativen Folgen solch riskanter Geschäfte zeigen sich oft erst nach Jahren. Ist dies der Fall, können die Boni einbehalten werden.

Offensichtlich ist dies nun nach Meinung des Aufsichtsrats der Fall. Hintergrund sind die vielen Rechtsstreits, in die die Deutsche Bank verwickelt ist. Die meisten davon reichen in die Zeit vor Ausbruch der Finanzkrise zurück, zum Beispiel Klagen wegen US-Immobilienkrediten, an deren Verbriefung die Deutsche Bank mitgewirkt hat. Auch können Finanzaufsichten noch hohe Strafen wegen der Manipulation von Referenzzinsen und am Devisenmarkt verhängen, an der Mitarbeiter der Deutschen Bank mitgewirkt haben.

Die fraglichen Boni werden erst einmal nur einbehalten. Sie können auch wieder ausbezahlt werden, sollten sich die Risiken als doch nicht so gravierend herausstellen. Muss die Deutsche Bank deswegen allerdings hohe Strafen zahlen, ist es wahrscheinlich, dass das Extrageld für die Manager verloren ist. Der Aufsichtsrat prüft regelmäßig, ob sich die Voraussetzungen für die Zahlung der Boni verändert haben.

Wie hoch die Summe der einbehaltenen Boni ist, ist nicht bekannt. Laut Geschäftsbericht 2011 erhielten die acht Vorstände damals insgesamt Bezüge von 26,4 Millionen Euro. Der größte Teil davon, 17,2 Millionen Euro, waren Boni, also erfolgsabhängig. Davon wiederum wurde ein Teil sofort ausbezahlt, ein Teil abgestuft nach einem, zwei, drei, vier oder fünf Jahren - und unterschiedlich, ob bar oder in Aktien. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank soll bereits im Juli beschlossen haben, jene Bestandteile einzubehalten, die für 2014 zur Auszahlung angestanden hätten. Die Deutsche Bank wollte den Bericht nicht kommentieren.

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