Kampf gegen IS:Syrische Stadt Kobanê droht zu fallen

  • Der IS ist bis auf wenige Hundert Meter an Kobanê, die letzte Bastion im syrischen Kurdengebiet, herangerückt. Das berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
  • Luftschläge der internationalen Allianz setzen den "Islamischen Staat" im Irak unter Druck. Premier al-Abadi spricht sich jedoch gegen eine arabische Beteiligung aus.
  • Das türkische Parlament entscheidet über eine mögliche Unterstützung der internationalen Allianz gegen die Terrorgruppe.
  • Die Bundeswehr will Ärzte in den Nordirak schicken, um Schwerverletzte zu versorgen.

Die Lage in der Grenzstadt Kobanê

Die letzte Bastion im syrischen Kurdengebiet, Kobanê, droht zu fallen. Am Donnerstag rückten Kämpfer des "Islamischen Staats" (IS) bis auf einige Hundert Meter an die Stadtgrenze heran, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Kurdische Volksschutzeinheiten bereiten sich demnach auf Straßenkämpfe vor.

Schon am Morgen wurde berichtet, dass IS-Anhänger von drei Seiten auf die Stadt vorrücken - trotz des Beschusses von Kampfflugzeugen durch die von den USA geführte Allianz. Der im Arabischen Ain al-Arab genannte Ort an der Grenze zur Türkei ist die letzte Bastion in einer Enklave, die bisher unter Kontrolle syrischer Kurden stand.

Die IS-Terrorgruppe kontrolliert im Norden und Osten Syriens etwa ein Drittel der Fläche des Landes. Sollte sie Kobanê einnehmen, würde sie auch weite Teile der etwa 900 Kilometer langen türkisch-syrischen Grenze beherrschen. Während es den Kurden im Irak - auch dank der Waffen und der Luftunterstützung aus dem Westen - gelungen war, Dörfer vom IS zurückzuerobern, stehen die Extremisten inzwischen seit mehr als zwei Wochen vor Kobanê.

Premier al-Abadi gegen arabische Flugzeuge über dem Irak

Am Donnerstag bombardierten die USA und ihre Verbündeten erneut IS-Ziele südlich und östlich von Kobanê. Die Luftunterstützung aus dem Westen setzt den IS im Irak unter Druck, eine Beteiligung arabischer Staaten lehnt die irakische Führung allerdings ab. In einem Interview mit der BBC begrüßte Premierminister Haider al-Abadi die Luftschläge westlicher Staaten, die "viele Lücken" im Kampf Iraks gegen die Terrorgruppe geschlossen hätten. Er sei jedoch "vollkommen dagegen", dass auch arabische Länder derartige Einsätze flögen. Al-Abadi begründete seine Haltung allerdings nicht näher.

Mehrere Staaten, unter anderen Jordanien und Saudi-Arabien, gehören der von den USA geschmiedeten internationalen Allianz an, die den IS in Syrien und dem Irak bekämpfen. Bislang haben jedoch nur französische, britische und US-amerikanische Flugzeuge Ziele im Irak angegriffen.

Türkei entscheidet über Militäreinsatz gegen IS

Angesichts des IS-Vormarsches stimmt das türkische Parlament am Donnerstag über ein Mandat für einen Militäreinsatz gegen die Terrorgruppe in Syrien und im Irak ab. Der Regierung des Nato-Mitglieds soll erlaubt werden, über den Zeitpunkt, die Dauer und das Ausmaß militärischer Operationen in den Nachbarländern zu entscheiden, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Das Mandat soll für ein Jahr gelten. Ankara werde auch befugt, über ausländische Truppen in der Türkei zu entscheiden. Der Regierung in Ankara war wiederholt mangelndes Engagement im Kampf gegen den IS vorgeworfen worden.

Bundeswehr will Ärzte in den Nordirak schicken

Die Bundesregierung unterstützt die Kurden im Irak in ihrem Kampf gegen den IS. Am Donnerstag informierte sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) über die Ausbildung kurdischer Kämpfer in der Infanterieschule der Bundeswehr im bayerischen Hammelburg. Dabei kündigte sie an, dass sich die Bundeswehr an der Versorgung Schwerverletzter im Nordirak beteiligen wird. Deutschland will 10 000 der insgesamt etwa 100 000 kurdischen Kämpfer mit Gewehren, Panzerfäusten und Fahrzeugen ausrüsten.

Im Nordirak informierte sich zudem Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) über die Lage der Flüchtlinge und die Verwendung der deutschen Hilfsleistungen. Mitte Oktober plant Innenminister Lothar de Maizière eine Sonderkonferenz der Innenminister zur Gefahr durch Islamisten.

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