Gewalt gegen Demonstranten:Hongkongs Polizei streitet Kooperation mit Triaden ab

Proteste in Hongkong

Verzweiflung bei den prodemokratischen Demonstranten nach erneuten Zusammenstößen in Honkong

(Foto: REUTERS)
  • Angriffe angeblicher Triaden-Banden auf Demonstranten haben die Proteste in Hongkong neu angefacht. Jetzt wehren sich die Sicherheitskräfte gegen Vorwürfe, sie hätten die Übergriffe zumindest gelduldet.
  • Journalisten und Abgeordnete halten an den Anschuldigungen fest, gewalttätige Gegendemonstraten seien eingesetzt worden, um die Aktivisten einzuschüchtern.
  • Nach neuen Zusammenstößen in einem belebten Geschäftsvierel kündigen die Demosntranten einen "Aufmarsch gegen Gewalt".
  • Regierungschef Leung fordert ein Ende aller Blockaden bis Montag.

Sicherheitschef weist Vorwürfe als "erfunden" zurück

Die Sicherheitskräfte in Hongkong haben Vorwürfe zurückgewiesen, sie hätten mit den berüchtigten mafiösen Triaden-Banden zur Einschüchterung der Demokratie-Bewegung kooperiert. "Diese Anschuldigungen sind erfunden und maßlos", sagte Hongkongs Sicherheitschef Lai Tung-kwok.

Auch Polizeichef Patrick Kwok dementierte die Berichte und verwies darauf, dass unter den zwölf Verletzten auch sechs Polizisten gewesen seien. Zudem bestätigte die Polizei, dass hinter dem gewaltsamen Übergriffen zum Teil Schläger mit Beziehungen zu den Triaden steckten. Die Polizei hatte 19 Menschen festgenommen, von denen acht in Beziehungen zu den Triaden stehen sollen.

Triaden-Banden, um "Bürger zu vertreiben"

Die Vermutung, Gegendemonstranten seien von der Regierung oder frustrierten Geschäftsleuten angeheuert worden und die Polizei kooperiere mit ihnen, war rasch laut geworden. Der Abgeordnete Albert Ho sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizei habe sich "sehr nachsichtig gegenüber den Triaden-Aktivitäten" gezeigt. "Ich habe Grund zu der Annahme, dass das die letzte Option für Hongkongs Mächtige ist, um die Proteste von der Straße zu bekommen", sagte Ho.

Der Abgeordnete James To sagte der South China Morning Post, er könne nicht glauben, dass die Polizei die kriminellen Angreifer nicht erkannt habe. "Die Regierung hat organisierte und angeleitete Kräfte und sogar Triaden-Banden für den Versuch benutzt, die Bürger zu vertreiben", sagte To. Der Club der Auslandskorrespondenten zeigte sich "verstört" über Berichte von Angriffen auf Journalisten durch Polizeikräfte oder mit deren Duldung. Amnesty International kritisierte, es habe sexuelle Übergriffe auf weibliche Demonstranten gegeben.

Neue Zusammenstöße auf Hongkongs Straßen

Die Angriffe auf die Demonstranten haben die seit einer Woche anhaltenden Proteste in Hongkong neu angefacht. Viele Tausend Menschen strömten am Samstag auf die Straßen. Es kam zu neuen Zwischenfällen, als Gegner der Proteste am Samstag gewaltsam die Lager der Studenten im belebten Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon räumten. Die Studenten kündigten für den Abend im Stadtteil Admiralty nahe des Regierungssitzes einen "Aufmarsch gegen Gewalt" an. Gespräche mit Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun Ying sagte die Protestbewegung ab.

Regierungschef Leung verurteilt Gewalt

Regierungschef Leung Cun-ying fordert ein Ende der Blockaden bis Montag und rief beide Seiten eindringlich zur Ruhe auf. Er verurteilte alle Gewalt und warnte, wenn die Zwischenfälle andauerten, könnte die Lage "sehr leicht außer Kontrolle geraten". Es könne "ernste Konsequenzen für die Sicherheit der Bürger und die soziale Ordnung haben", sagte Leung in einer Videobotschaft. Die Regierung und Polizeikräfte seien entschlossen, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die soziale Ordnung wiederherzustellen". Die Regierungen in Hongkong und Peking betrachten die Proteste als illegal.

Die Demonstranten werfen Leung vor, ein Handlanger der chinesischen Zentralregierung zu sein, und fordern seinen Rücktritt. Ferner fordern sie Änderungen bei der von Peking bestimmten Wahlreform. Diese sieht vor, dass Peking eine Vorauswahl unter den Kandidaten trifft, die 2017 für die erstmalige Wahl von Hongkongs Verwaltungschefs kandidieren. Die Demonstranten verlangen dagegen freie Wahlen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: