Komplett-Übernahme von G + J durch Bertelsmann:Investition in die digitale Zukunft

Gruner + Jahr

Das Logo von Gruner + Jahr ist an der Einfahrt des Verlagshauses in Hamburg.

(Foto: Christian Charisius/dpa)

Bertelsmann gelingt mit der Ankündigung, Gruner + Jahr komplett zu übernehmen, ein Coup. Der Schritt soll den Gütersloher Medienkonzern für das digitale Zeitalter fit machen.

Von Caspar Busse

Es ist fast fünfzig Jahre her, da taten sich die Verleger John Jahr, Gerhard Bucerius mit dem Druckereibesitzer Richard Gruner zusammen und gründeten in Hamburg einen Zeitschriftenverlag. Über die Jahrzehnte prägten sie und ihre Nachfahren das Unternehmen, machten Gruner + Jahr mit Titeln wie Stern, Capital und Geo erfolgreich, zum heute größten Magazinverlag Europas.

Von November an brechen nun neue Zeiten an: Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann übernimmt Gruner + Jahr vollständig. Die Familie Jahr steigt aus - und lässt sich den Verkauf von 25,1 Prozent an dem Verlag bar bezahlen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Montag. Spekuliert wird über einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.

Richtig gut ist es zuletzt bei Gruner + Jahr nicht mehr gelaufen: Umsatz und Gewinn sinken, es gab Querelen beim Vorzeigemagazin Stern. Verlagschefin Julia Jäckel musste gerade erst ein hartes Sparprogramm bekanntgeben. 400 Stellen sollen in drei Jahren gestrichen werden. Die Unruhe in Hamburg ist groß.

"Klares Bekenntnis zum Journalismus"

Nun kommt der Überraschungscoup aus Gütersloh. Dass Bertelsmann Gruner + Jahr nun ganz übernimmt, haben die Mitarbeiter auch erst am Montagmorgen erfahren. Konzernchef Rabe war zufrieden mit dem Coup. "Das ist ein Meilenstein in der Geschichte beider Unternehmen", sagte er und beteuerte, dass er den Hamburger Verlag in Zukunft weder ganz noch teilweise verkaufen wird. Darüber war zuletzt immer wieder spekuliert worden. Rabe betonte: "Das ist ein klares Bekenntnis zum Journalismus."

Bertelsmann werde nun weiter bei Gruner + Jahr investieren und den Kurs in Hamburg fortsetzen, sagte Rabe. Und das bedeutet: Weiter ins digitale Geschäft von Gruner + Jahr investieren. Das machte zuletzt nur zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus. Zum Bertelsmann-Konzern gehören außerdem die Fernsehfirma RTL, der weltweit größte Buchverlag Penguin Random House, die Dienstleistungstochter Arvato sowie die Musikfirma BMG. Insgesamt machen rund 120 000 Mitarbeiter einen Umsatz von mehr als 16 Milliarden Euro.

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