Bauvorhaben in der Innenstadt:Streit in bester Lage

HypoVereinsbank Gebäude in der Münchner Innenstadt, 2011

Steine des Anstoßes: Das Gebäude der Hypo-Vereinsbank an der Ecke Kardinal-Faulhaber-/Prannerstraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Bayerische Hausbau will das Areal zwischen Literaturhaus und dem Hotel Bayerischer Hof neu gestalten. Die Stadt soll dem Bauträger dabei sehr viele Freiheiten eingeräumt haben - dagegen klagt Hotelchefin Innegrit Volkhardt.

Von Alfred Dürr und Christian Krügel

Es ist eines der ehrgeizigsten Bauprojekte in der Münchner Altstadt - und wohl bald auch schon eines der umstrittensten: Die Bayerische Hausbau plant, das Areal rund um die frühere Staatsbank an der Ecke Kardinal-Faulhaber-/Pranner-Straße komplett umzubauen und neu zu nutzen. Doch bereits jetzt gibt es heftigen Widerstand dagegen: Der Bayerische Hof klagt gegen die Stadt, weil die dem Bauträger allzu viele Freiheiten für das Projekt gelassen haben soll.

Seit 2011 ist die frühere Hypo-Zentrale im Besitz der Bayerischen Hausbau. Das Unternehmen, das zur Schörghuber-Gruppe gehört, besitzt zudem in direkter Nachbarschaft das Palais Neuhaus-Preysing an der Prannerstraße 2 und 4 sowie die Gebäude an der Salvatorstraße 11 und 13. Der Bauträger kann damit quasi das ganze Viertel zwischen Literaturhaus und Bayerischem Hof in eigener Regie planen und neu gestalten - eine vergleichbare Konstellation gab es seit langem nicht mehr in der Altstadt.

Offensive Bürgerinformation

Entsprechend ehrgeizig dürften die Pläne der Hausbau sein, entsprechend offensiv sollen die Bürger darüber informiert werden: Noch ehe ein Architektenwettbewerb startet, lädt Geschäftsführer Jürgen Büllesbach zu einer Infoveranstaltung ins Literaturhaus ein (Beginn: 19 Uhr). Stadtbaurätin Elisabeth Merk jubelt in einer Pressemitteilung der Bayerischen Hausbau denn auch: "Dass die Bürger bereits in dieser frühen Phase eingebunden werden, belegt wieder einmal das hohe Engagement der Bayerischen Hausbau für mit der Stadtgesellschaft abgestimmte Entwicklungen." Ihr Referat freue sich "über solch engagierte Projektpartner".

Diese Freude teilt Innegrit Volkhardt, Chefin des Bayerischen Hofes, allerdings ganz und gar nicht. Sie klagt derzeit gegen die Stadt, weil diese allzu großzügig gegenüber dem "engagierten Projektpartner" gewesen sein soll. Denn obwohl die Hausbau sich bis heute nicht auf eine detaillierte Nutzung für das Areal festgelegt habe, habe die Stadt großzügig bereits einen Vorbescheid für das Projekt erteilt.

Tatsächlich will der Bauträger auch kurz vor der Infoveranstaltung noch nichts über Details der künftigen Nutzung des Areals verraten. Nach Informationen der SZ plant die Hausbau aber fix mit einem Hotel, Büros und Geschäften. In den Bauvoranfragen soll es aber auch die Option für zwei Hotels, gewerbliche Nutzung sowie für Wohnungen gegeben haben. "Das ist total unkonkret, und trotzdem hat die Stadt schon zugestimmt", sagt Volkhardt.

Wenig Begeisterung bei den Nachbarn

Es sei nicht die Furcht vor neuer Konkurrenz für den Bayerischen Hof, die sie umtreibe: "Wenn eine große Kette nach München kommen will, kommt sie so oder so. Und wenn das gute Häuser sind, lassen sich da sogar Synergien mit uns finden", sagt sie. Sie ärgere aber, dass die Stadt nicht erst festlege, was in dem sensiblen Altstadtbereich überhaupt machbar und wünschenswert sei. Insbesondere die Verkehrssituation sei jetzt schon schwierig: Enge Straßen, zu wenig Parkplätze, zu viel Suchverkehr seien mehr als belastend für das historische Kreuzviertel.

Das sehen auch andere Anwohner so, und auch im Erzbischöflichen Ordinariat hält sich offenbar die Begeisterung in Grenzen: Denn ein Hotel im Gebäude der früheren Staatsbank läge direkt gegenüber dem Palais Holnstein, dem Amts- und Wohnsitz von Kardinal Reinhard Marx. Der hätte dann künftig Taxistand und Anfahrtszone direkt vor seinem Bürofenster. Offiziell heißt es im Ordinariat aber nur, eine Klage scheide für die Kirche aus: Das Palais Holnstein gehört dem Freistaat. Innegrit Volkhartdt will aber hart bleiben: "Wir halten unsere Klage in jedem Fall aufrecht."

Ob diese aussichtsreich ist, dürfte fraglich sein. Cornelius Mager, Chef der Lokalbaukommission, hält das Vorgehen von Stadt und Hausbau für völlig normal. Im Kreuzviertel gebe es jetzt schon eine Vielzahl von verschiedenen Nutzungen. "Was da von der Hausbau abgefragt wurde, fügt sich gut in die vorhandene Struktur ein", sagt Mager. Jürgen Büllesbach, Geschäftsführer des Bauträgers, spricht von "viel Wind, der da gemacht wird". Denn laut einem Gutachten, das er in Auftrag gegeben habe, werde sich die Verkehrssituation sogar entspannen.

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