Proteste der Kurden in der Türkei:Erdoğan wirft Demonstranten Sabotage vor

Recep Tayyip Erdogan

Die Demonstranten greifen nach Ansicht des türkischen Premier Erdoğan "den Frieden in der Türkei an".

(Foto: AP)
  • Der türkische Premier Erdoğan sieht die Aussöhnung mit den Kurden im eigenen Land durch Demonstranten bedroht.
  • Sie würden unter dem "Vorwand Kobanê" den Frieden, die Stabilität und die Brüderlichkeit in der Türkei angreifen, so Erdoğan.
  • Die Kurdenpartei PKK droht Ankara mit einem Ende des Friedensprozesses im eigenen Land.

Türkischer Präsident kritisiert Unterstützer der kurdischen Kämpfer

Die Unterstützer der kurdischen Kämpfer in Syrien sabotieren Recep Tayyip Erdoğan zufolge den schwierigen Friedensprozess mit der kurdischen Minderheit im eigenen Land. "Unter dem Vorwand Kobanê greifen sie den Frieden, die Stabilität und die Brüderlichkeit in der Türkei an", sagte Erdoğan der Nachrichtenagentur Anadolu. "Gewalttaten, Vandalismus und Plünderungen, die wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, haben nichts mit Kobanê zu tun."

Die Kurden demonstrierten gegen die Zurückhaltung der Regierung in Ankara angesichts des Vormarschs der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den nordsyrischen Kurdengebieten rund um die Stadt Kobanê. Ankara hat sich zwar eine entsprechende Erlaubnis vom Parlament geholt, lehnt es aber bislang ab, im Alleingang Bodentruppen zur Verteidigung der syrischen Kurdengebiete gegen den IS zu entsenden. Bei den Protesten in der Türkei sind bislang mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 350 Menschen wurden verletzt.

PKK beordert nach Protesten Kämpfer zurück in die Türkei

Die in der Türkei verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat nach den gewaltsamen Protesten den laufenden Friedensprozess in Frage gestellt. "Wir haben die Türkei gewarnt. Wenn sie so weiter machen, dann wird die Guerilla den Verteidigungskrieg zum Schutz des Volkes wieder aufnehmen", sagte der ranghohe PKK-Anführer Cemil Bayik in einem Interview mit dem ARD-Hörfunk.

Die türkische Regierungspartei AKP sei verantwortlich "für das, was sich in Kobane und in der Türkei abspielt". Noch immert sei die Verteidigung des Volkes die Hauptaufgabe der PKK-Kämpfer. Dem Kurden-Anführer zufolge wurden "alle aus der Türkei abgezogenen Kämpfer zurückgeschickt".

Die PKK hatte im Rahmen der Ende 2012 aufgenommenen Friedensverhandlungen einen Teil ihrer Kämpfer im Frühjahr vergangenen Jahres abgezogen und im nordirakischen Kandil-Gebirge stationiert. Die Gesamtzahl der PKK-Kämpfer wird auf etwa 5000 geschätzt. Wie viele nun in die Türkei zurückgekehrt sind, sagte Bayik nicht.

Derzeit verhandelt die türkische Regierung unter dem früheren Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Erdoğan mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan über eine Beilegung dieses Konflikts. Dieser ließ nun aus seinem Gefängnis verlauten, sollte Kobanê fallen, bedeute dies das Ende des Friedensprozesses.

Mehr als 21 000 Menschen gehen in Düsseldorf auf die Straße

Wegen der Lage in Kobanê hatten auch Kurden in Deutschland bereits mehrmals Kundgebungen organisiert und mehr Unterstützung im Kampf gegen den IS. Bei den Demonstrationen kam es teilweise zu Zusammenstößen mit radikalislamischen Salafisten. Am Samstag verliefen Proteste mit mehr als 12.000 Menschen in Düsseldorf friedlich.

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