"Er sagt, sie sagt":Ich werde niemals eine Klopsberger!

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Klopsberger oder Kreuz-Klopsberger? Beim Streit um den gemeinsamen Namen kann es nochmal richtig kriseln.

(Foto: iStock)

Als wäre die Ehe an sich nicht schon kompliziert genug: Wenn zwei heiraten, beginnt das Gerangel um den Nachnamen. Was als Symbol der Zusammengehörigkeit gemeint ist, hat das Potenzial, nachhaltig zu entzweien.

Von Violetta Simon

Er: Und, hast du dich schon entschieden?

Sie: Du meinst, wegen der Torte?

Er: Nein, keine Torte. Du weißt, was ich meine!

Sie: Ach sooo. Puh, müssen wir jetzt wieder davon anfangen?

Er: Entschuldige mal, gibt es gerade etwas Wichtigeres?

Sie: Allerdings! Die Gästeliste zum Beispiel. Und was ist mit den Tauben, hast du dich darum gekümmert?

Er: Tauben? Ich dachte, wir hätten uns auf weiße Luftballons geeinigt.

Sie: Ich wusste es. Dann hast du sicher auch den Kuchen nicht bestellt.

Er: Jetzt vergiss mal die Torte und die Tauben. Viel wichtiger ist doch die Frage, wie du in Zukunft heißen wirst!

Sie: Am liebsten so wie ich heiße und immer hieß, das hatte ich dir doch schon gesagt.

Er: Du weigerst dich also, meinen Namen anzunehmen.

Sie: Ich finde, du könntest es etwas weniger dramatisch formulieren. Aber gut, auf die Gefahr hin, dass du wieder beleidigt bist: Ich würde meinen Namen gern behalten. Und offen gesagt würde jeder, der bei Verstand ist, versuchen, deinen Namen loszuwerden. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum du so daran hängst.

Er: Wenigstens mal ein ausgefallener Name.

Das Telefon läutet.

Anrufer: Konditorei Schmidt. Wir haben hier eine Bestellung für eine Hochzeitstorte auf den Namen Klopsberger. Wollten mal fragen, ob es sich um einen ... nun ja, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Es hätte ja auch ein Scherz sein können. Aber die Nummer scheint zumindest zu existieren.

Er: Was soll das heißen, ein Scherz? Hat meine Frau Sie um diesen Anruf gebeten?

Sie: Siehst du? Mit dem Namen kriegt man nicht einmal eine Torte! Und du verlangst von mir, dass ich mir das antue? Wenn ich nur daran denke, dass ich beim Arzt aufgerufen werde. Oder in einer anderen Warteschlange. "Frau Klopsberger, bitte!"

Er (ins Telefon): Moment bitte, ich leg' Sie eben mal weg. (Wendet sich an seine Braut) Das fängt ja gut an. Wir sind noch nicht einmal verheiratet, schon distanzierst du dich von mir.

Sie: Ich distanziere mich nicht von dir. Nur von deinem Namen.

Er: Was ist falsch daran, seine Zusammengehörigkeit nach außen hin zu demonstrieren?

Sie: Nichts - bis auf die Tatsache, dass es für dich nur ein einziges Symbol dafür gibt: den Namen des Mannes.

Er: Komm schon, so viel Souveränität sollte man als emanzipierte Frau doch besitzen. Selbst Amal Alamuddin hat den Namen von ihrem Schauspieler angenommen, und die ist eine erfolgreiche Anwältin und Menschenrechtsaktivistin!

Sie: Ihr Mann heißt ja auch Clooney! Und nicht Klopsberger. Wobei: Georgie-Boy könnte sich vielleicht auch einen ausgefalleneren Namen erlauben.

Er: Schon klar. Jeder Depp darf anderen seinen Namen aufdrängen, wenn er prominent ist. Aber ich nicht.

Sie: Oh nein! Johnny Depp wird niemals eine Frau dazu bringen, seinen Nachnamen zu tragen. Da kann er noch so mit seinen braunen Kulleraugen blinzeln. Wahrscheinlich hat Vanessa Paradis ihn deshalb nie geheiratet. Jetzt mal angenommen, du wärst seine zukünftige Frau, Amber Heard - würdest du dich ihm zuliebe umbenennen? In Amber Depp?

Du überheblicher Sexist!

Er: Natürlich nicht, aber ich bin weder prominent noch ...

Sie: ... eine Frau, das wolltest du sagen, stimmt's? Ha! Da haben wir's. Was bist du für ein überheblicher Sexist!

Er: Ach ja? Und wie war das nochmal mit Georgie-Boy? Warum musst du dich nur so anstellen! Selbst die Frau von diesem Komiker, Sebastian Pufpaff, hat seinen Namen angenommen! Und das als Urologin!

Sie: Ja, weil ihr eigener noch schlimmer war. Irgendwas Unaussprechliches, mit einem Sack am Ende (Anm. d. Red.: Skrzypczak) - und das als Urologin! Das Problem habe ich nicht. Sag mal, warum nimmst du nicht meinen Namen an? Kreuz klingt neutral, ist kurz und leicht verständlich.

Er: Du weißt genau, warum. Schon vergessen? Ich heiße Andreas!

Sie: Wo ist das Problem? Andreas Kreuz, wie das Verkehrszeichen - ist doch prima! Das merkt man sich wenigstens.

Er: Ich habe eine Firma, wie stellst du dir das vor?

Sie: Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass der Name Klopsberger für deine Firma weitaus geschäftsschädigender sein könnte?

Er: Jetzt werd' mal nicht gemein, ja? Außerdem: Ich habe Hunderte Kontakte. Da kann ich mir nicht einfach so einen neuen Namen zulegen.

Sie: Und ich? Habe ich keine Kontakte? Weißt du, wie lange das dauert, bis ich allen erklärt habe, dass ich mich nun Karin Klopsberger nenne - und dass das kein Scherz ist?

Er: Wenn du jetzt nicht gleich aufhörst, kannst du deine Tauben und Torten gleich wieder abbestellen. Ich mach mich für dich nicht zum Andreaskreuz, vergiss es!

Sie: Und wenn du glaubst, ich werde Frau Klopsberger, hast du dich geschnitten! Warum behalten wir nicht einfach jeder seinen Namen? Das ist doch am einfachsten.

Er: Kommt nicht in Frage. Wenn überhaupt, könnten wir bestenfalls über einen Doppelnamen nachdenken. Das ist das Mindeste!

Sie: Sag mal spinnst du? Karin Kreuz-Klopsberger, das ist ja wohl nicht dein Ernst!

Er: Du bist kein bisschen besser als ich, so viel steht fest. Dann lassen wir es halt, wir müssen ja nicht heiraten.

Sie: Gut, dass wir das geklärt haben. Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, dass wir beinahe geheiratet hätten.

Er: Ja. Und ohne meinen schrecklichen Nachnamen hättest du gar nicht gemerkt, was für ein Chauvinist ich in Wirklichkeit bin.

Sie: Und du nicht, dass ich auf Clooney stehe.

Aus dem Telefonhörer tönt dumpf eine Stimme.

Konditor: Hallo? Was ist denn jetzt mit der Torte?

Er: Ach Gott, Sie sind noch dran? Wissen Sie was, wir bestellen diese verdammte Torte, aber diesmal über Kreuz.

Konditor: Ich wusste es ja, Sie wollten mich auf den Arm nehmen.

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