Es war schon gegen Ende seiner Profilaufbahn, da ließ sich David Beckham den Schriftzug "Perfectio In Spiritu" auf den Unterarm tätowieren. Das bedeutet "Vollkommenheit im Geiste", was dann doch etwas überraschend war, denn eigentlich fiel der Mann stets durch den Versuch auf, körperliche Vollkommenheit zu erreichen.
Seine Bauchmuskeln, seine Frisuren, seine tätowierte Brust - das alles sprach eher für Beckham als Unterhosenmodel, weniger für Beckham als Philosophieprofessor.
Beckham ist 39 Jahre alt und hat vor einem Jahr seine Fußballerkarriere beendet. Nun macht er was mit Medien, was sowohl in Richtung Heldentum als auch in Richtung Philosophie geht. Es ist die ideale Kombination aus Selbstdarstellung und Horizonterweiterung: Für eine zweiteilige Fernsehdokumentation fuhr der Ex-Sportler auf dem Motorrad durch den Amazonas-Dschungel.
Die Reifen wühlen dabei fast so tief im Matsch wie der Hauptdarsteller in seinen Gedanken: "So weit weg von zu Hause habe ich mich noch nie gefühlt", sagt er einmal am Rand einer Piste, "warum musste ich erst diesen langen Weg gehen, um nachdenken zu können?"
22 Jahre lang stand der britische Fußball-Popstar im Rampenlicht, nun schlägt er sich fast inkognito in die Büsche. Für Abenteuer Amazonas reist er zusammen mit drei Freunden von Manaus bis zu einer Siedlung der Yanomami, eines abgeschieden lebenden Ureinwohner-Stammes.
Selbst in der Wildnis gibt es Leute, die wissen, wer dieser Typ ist
Mit dabei: sein Jugendfreund Dave Gardner, der Mechaniker Derek White und Anthony Mandler, der die Idee zu dem Trip hatte und auch Regisseur der TV-Doku ist, die zuerst bei der BBC zu sehen war und nun am Freitag um 20.15 Uhr beim Bezahlsender RTL Living gezeigt wird .
"Sobald ich einen Helm trage, erkennt mich niemand", philosophiert die weltbekannte Werbefigur. Aber selbst im tiefsten Amazonasgebiet gibt es Leute, die wissen, wer dieser Typ mit dem vollkommenen Unterarm-Geist ist. 1300 Kilometer auf dem Motorrad, in winzigen Propellermaschinen, zu Fuß und per Kanu reist das Team bis in die hinterletzten Dörfchen, wo neugierige Kinder staunend Beckhams Tattoos streicheln. Und die Zuschauer hören mit, wenn der Star seinen Freunden am Lagerfeuer Geschichten von früher erzählt, etwa, wie er seinem Vater, einem Gasinstallateur, bei der Arbeit half.
"Into the Unknown", ins Unbekannte, so heißt die Originalfassung. Doch wohin die Abenteurer auch kommen, sie werden bereits erwartet - von Fischern, die mit ihnen die Netze einholen, von fröhlichen Farmern, von den Yanomami, die ein Willkommensfest feiern.
Die Dokumentation wirkt wie eine Mischung aus Dauerwerbeclip und Dschungelcamp. Spannende Fragen stellen sich trotzdem. Zum Beispiel: Wie kann ein Kerl, der seine Brust epilieren lässt, selten ungeschminkt auf die Straße geht und einst den Begriff des "Metrosexuellen" prägte, so eine schmutzige Tour überhaupt überleben? Die Schlangen, Taranteln und giftigen Frösche seien kein Problem für ihn gewesen, sagte Beckham nach den Dreharbeiten, das Einzige, was er unterwegs vermisst habe, war die tägliche Dusche: "Wie jeder weiß, mag ich es gerne reinlich."