Internetverbindung in Unterfranken:Homeoffice im freien Feld

Internetverbindung in Unterfranken: Das ist Anja Keilbach in ihrem Büro. Sie arbeitet zurzeit im Auto, denn nur draußen kommt sie ins Internet.

Das ist Anja Keilbach in ihrem Büro. Sie arbeitet zurzeit im Auto, denn nur draußen kommt sie ins Internet.

(Foto: privat)

Sie hat zwar kein Bett im Kornfeld, aber ein Büro in ihrem Auto: Weil die Internetverbindung der Telekom vor zwei Monaten zusammenbrach, arbeitet eine Journalistin aus Unterfranken seitdem in der freien Natur.

Von Katja Auer, Kleinheubach

Anja Keilbach macht zurzeit Feldarbeit. Dabei ist sie keine Bäuerin, sie steht nicht auf einem Acker, um Kartoffeln zu graben oder Krautköpfe zu ernten. Trotzdem fährt sie jeden Tag zweimal von ihrer Wohnung im unterfränkischen Kleinheubach in Richtung Miltenberg und parkt ihr Auto unterwegs auf einem Feldweg. Dann setzt sie sich auf den Beifahrersitz und klappt den Laptop auf den Knien auf. Und fängt an zu arbeiten.

Anja Keilbach ist freie Journalistin und ihre Texte schickt sie per E-Mail an die Redaktionen. Sie nutzt das Internet, sie braucht die Verbindung ins Netz, doch genau dafür muss sie zurzeit viele Stunden auf freiem Feld verbringen. Denn bei ihr daheim funktioniert es nicht mehr. Vor bald zwei Monaten brach die Verbindung ab. Sie informierte ihren Anbieter, die Telekom, und dann sollte die Störung, die als solche erkannt wurde, baldmöglichst behoben sein. Das ist sie aber bis heute nicht.

Am Anfang war es noch nicht so schlimm

"Am Anfang war das ja noch ganz lustig", sagt die 45-Jährige. Die ersten Wochen pilgerte sie mit ihrem Computer durch die Wohnzimmer von Verwandten und Freunden und durch Cafés, immer in der Hoffnung, dass ihr Internetzugang doch bald wieder einsatzfähig sein würde.

Sie nutze eine Mobilstick, erzählt Keilbach, der, um eine Internetverbindung herzustellen, in den Laptop gesteckt wird. Seit Jahren mache sie das so, sagt sie, immer ohne Probleme. "Der Stick ist leistungsstark und vergleichsweise günstig." Sie wählte den sogenannten Zuhause-Tarif, der in einem Radius von etwa zwei Kilometer um ihren Wohnort gilt und im Gegensatz zum bundesweit nutzbaren Inland-Tarif etwas preiswerter sei. Genau dieser funktioniert nun nicht mehr. Mehrmals habe sie mit Telekom-Mitarbeitern gesprochen, erzählt sie, und immer wieder habe sie zu hören bekommen, dass die Störung nun bald behoben sein werde. Ganz bestimmt. Ist sie immer noch nicht.

Schließlich habe ihr ein Mitarbeiter die kostenlose Umstellung auf den Inland-Tarif angeboten, dann müsse sie nur ein Stückchen rausfahren, könne aber wenigstens arbeiten. Seitdem macht Anja Keilbach Feldarbeit. "Mittags lade ich meinen Laptop auf und mache Lockerungsübungen", sagt sie. Dann fährt sie wieder raus.

Der Winter naht - und Abhilfe ist noch nicht in Sicht

Ihre Freundinnen kommen regelmäßig vorbei und bringen Kaffee und Kuchen oder eine Leberkäs-Semmel. Sie hat Bekanntschaft mit freilaufenden Kühen und mistfahrenden Bauern gemacht und mit einem Lastwagen-Fahrer, der ihre Arbeit mit der einer anderen Berufsgruppe verwechselte, die gelegentlich am Straßenrand anzutreffen ist.

Irgendwann ließ sie das Licht zu lange an und ihr mobiles Büro sprang nicht mehr an. Zwei Stunden habe sie mit offener Motorhaube am Straßenrand gestanden, sagt Anja Keilbach, allerdings ist in der Gegend nicht allzu viel Verkehr. Schließlich setzte sie über das Internet-Netzwerk Facebook einen Hilferuf ab, der von einer jungen Frau mit Überbrückungskabel erhört wurde. Nur gut, dass dort draußen die Verbindung ins Netz funktionierte. Inzwischen kann die Journalisten nicht mehr recht darüber lachen, dass sie unfreiwillig an der frischen Luft arbeiten muss. Zumal die Temperaturen sinken und es im Auto zunehmend ungemütlicher wird. Auf die Internetverbindung ist sie aber angewiesen.

Bei der Telekom weiß man um die Störung und bedauert "die Unannehmlichkeiten, die unseren Kunden entstanden sind". Wann Anja Keilbach allerdings wieder normal arbeiten kann, weiß offenbar niemand. "Notwendige Modernisierungsarbeiten an unseren Mobilfunkmasten führen derzeit zu gelegentlichen Kapazitätsengpässen bei mobiler Datenübertragung", lässt die Telekom einen Sprecher mitteilen. Wie lange diese Engpässe noch andauern, könne man leider nicht sagen. Aber "wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass bald auch in Kleinheubach die neue Mobilfunktechnik LTE verfügbar sein wird und sich die Situation damit deutlich verbessert". Mit Hochdruck. Da kann Anja Keilbach nur lachen. Immerhin hat die Telekom aber auch eine gute Nachricht für alle Kleinheubacher: "Telefoniedienste stehen nach wie vor zur Verfügung."

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