Nachlese zum Münchner "Polizeiruf 110":Fehlt nur noch Monaco Franze

Polizeiruf 110

Mit seinem Trenchcoat verwachsen: Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) im neuen Münchner Polizeiruf 110.

(Foto: Julia von Vietinghoff)

Sie wollen mitreden über den "Polizeiruf 110"? Hier erfahren Sie, warum Kommissar von Meuffels von Nackten umringt ist und ob Ken Duken Bairisch kann. Die "Polizeiruf"-Nachlese - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Matthias Kohlmaier

Darum geht's:

Eine Journalistin wird erschlagen aufgefunden und ein erfolgloser Musiker gesteht die Tat nach kurzem, aber heftigem Verhör. Ein vermeintlich einfacher Fall für Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt). Als er jedoch weiter ermittelt, wird bald klar, dass der Musiker unschuldig ist und hinter der Tat ein monströses System steht, das bis in die obersten politischen Kreise reicht.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ-Autor David Steinitz:

Bezeichnender Dialog:

Der Kommissar befragt in einer Kneipe im Münchner Umland die Freundin der Ermordeten, Corry Hüsken.

Von Meuffels: Vielleicht will er (Joachim von Cadenbach, ein Verdächtiger, Anm. d. Red.) Außenminister werden, oder Verteidigungsminister.

Hüsken: Na ja, der Adel bringt halt noch immer einen besonderen Menschenschlag hervor.

Von Meuffels: Sagen Sie das, um mir zu schmeicheln?

Hüsken: Ach so. Ich bin begeisterte Bunte-Leserin.

Von Meuffels: Ach, du lieber Himmel! Noch eine von denen, die das Leben lieber anderen überlassen.

Hüsken: Meinen Sie?

Von Meuffels: Ja. Ich habe die Theorie, dass nur solche Menschen Klatsch brauchen, die selber nicht leben, weil sie Angst haben, es kommt was an sie dran.

Die beste Szene:

Hanns von Meuffels ist mit seinem Trenchcoat ähnlich eng verwachsen wie dereinst Columbo, für besondere Ausgelassenheit ist der Mann auch nicht bekannt. Umso amüsanter, wenn er im Münchner Englischen Garten ermittelt, dort, wo traditionell die Nackten liegen. Binnen Sekunden ist der zunehmend miesepetrig dreinblickende Mann von einem Heer blanker sekundärer Geschlechtsmerkmale umringt. Wenigstens wissen deren Träger Hilfreiches zu berichten.

Die besten Zuschauerkommentare:

Top:

Öffentlich-rechtliche Krimis sind oft linear erzählt, von A nach B, von Mord nach Zugriff. Das ist angenehm, da kommt jeder Zuschauer mit, auch wenn er sich gegen 21 Uhr in der Küche noch ein kleines Leberwurstbrot zurechtmachen möchte. Aber Filme von Regisseur Dominik Graf sind nur selten angenehm, so auch dieser. Nach neun Minuten, spätestens aber nach 41 weiß man, wie das war mit dem Mord, und was den Hauptfiguren noch bevorstehen könnte. Ungewohnt, aber aufregend.

Flop:

Ken Duken spielt den Adelsspross und Politikemporkömmling Dr. Joachim von Cadenbach als zerrissene Existenz oft eindrücklich, aber noch öfter ungewollt komisch. Rückenschmerzen plagen ihn immer, wenn er einen Tag lang keinen Sex hatte. Und: Ken Duken mag in Heidelberg, also nicht allzu weit von Oberbayern entfernt geboren sein - aber wenn er sich am hiesigen Dialekt versucht, klingt das bestenfalls nach Wolfgang Viereck.

Die Schlusspointe:

Der Mörder wird geschnappt, weil der Clint-Eastwood-hafte Kommissar von Meuffels nicht käuflich ist - natürlich nicht. Für die wirklich Bösen geht am Horizont trotzdem wieder die Sonne auf.

Erkenntnis:

Ein neuer Film funktioniert auch in alten Bildern. Die Optik des neuen Münchner Polizeirufs sieht ein bisschen nach den 80er Jahren aus, das Polizeipräsidium steht voller uralter Ledersofas und mittelbraunem, abgegriffenem Holzmobiliar. Ein Wunder, dass von Meuffels bei seinen Ermittlungen in München nicht dem Monaco Franze über den Weg läuft.

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