Die neue "SZ am Wochenende":Das Beste zweier Welten

Nichts ruht, alles bewegt sich - die Welt, der Sport, das Angebot einer Zeitung. Auch deshalb geht die "Süddeutsche Zeitung" neue Wege. Sie tut es jetzt ein weiteres Mal. Und das nicht zufällig am Wochenende.

Von SZ-Chefredakteur Kurt Kister

Die Tageszeitung ist ein sonderbares Ding. Einerseits wird ihr Charakter unter anderem dadurch definiert, dass ihre Leser jeden Tag etwas grundlegend Neues erhalten wollen. Andererseits nehmen dieselben Leser zwar mit wechselnd intensivem Interesse zur Kenntnis, wie sich die Welt, das Land oder ihre Heimatstadt jeden Tag verändern, aber dennoch möchten sie häufig, dass ihre Zeitung so bleibt, wie sie ist. Sie haben sich an eine gewisse Ordnung gewöhnt, sie erwarten, dass die Kommentare auf der Seite 4 stehen und dass die Wissenschaft zwischen dem Feuilleton und der Wirtschaft zu finden ist.

Als Zeitungsmacher weiß man, wie wichtig für viele Käufer, zumal für viele Abonnenten, die Gewohnheit ist. Sie kennen sich in ihrer Zeitung aus, sie ist, glücklicherweise, ein Teil ihrer geistigen Heimat, und im besten Fall führt das dazu, dass sie ihrer Zeitung Vertrauen entgegenbringen. Dieses Vertrauen ist eine feine Sache, menschlich, journalistisch und ökonomisch. Es bedeutet, dass die Zeitung, die Süddeutsche, Teil des Lebens vieler Menschen ist, dass sie vielleicht sogar darauf warten, was sie in der SZ über Syrien, die Buchmesse oder den Münchner Stadtrat lesen können.

Die neue "SZ am Wochenende"

Deutschlands neue Wochenendzeitung ist da. Warum Sie sich darauf freuen können und was neu an der Süddeutschen Zeitung am Wochenende ist, erfahren Sie hier - wir wünschen viel Spaß beim Entdecken!

Ein Blatt von überregionalem Anspruch ist längst nicht mehr nur Informationsquelle

Nun hat sich auch die SZ durchaus in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Wir haben neue Formen eingeführt (den Kasten auf der Seite 1 etwa, das Tagesthema auf der Seite 2), haben ganze Ressorts - wie zum Beispiel München, Bayern, Region - umgebaut oder das Layout, das äußere Erscheinungsbild, sowie die Schrift verändert. Das alles geschah zumeist mit Augenmaß und relativ behutsam. Viele Leser fanden es gut, andere nicht - und die haben uns das oft deutlich wissen lassen. Uns ist also sehr bewusst, dass bei aller Aktualität und Modernisierung eben jenes durch Tradition und Gewöhnung gewachsene Vertrauen erhalten werden muss.

Von diesem Samstag an gehen wir wiederum neue Wege. Die Tageszeitung, zumal ein Blatt von überregionalem Anspruch wie die Süddeutsche, ist längst nicht mehr nur Informationsquelle. Informationen, Nachrichten gibt es zuhauf und sehr schnell im Internet, über Radio und Fernsehen. Information ist beileibe nicht mehr das Hauptgeschäft der Journalisten. Die SZ hat sich auch deswegen über die Jahre hinweg gewandelt. Was einst die Aktualität war, ist heute die Exklusivität - viele Informationen stehen zuerst in der SZ, und dann verbreiten sie auch die anderen Medien. Wir bemühen uns außerdem sehr um Einordnung, wir unterhalten ein großes Korrespondentennetz, wir recherchieren und schreiben Hintergrundgeschichten, die sich nicht immer, aber doch auch nicht selten sogar unterhaltsam lesen. Unsere Kommentatoren beziehen deutlich Stellung, manchmal so deutlich, dass Andersmeinende sich provoziert fühlen und Verschwörungstheoretiker verschiedenster politischer Couleur nach unseren vermeintlichen Auftraggebern fahnden.

Wir machen immer noch eine Tageszeitung, aber die hat immer häufiger auch Merkmale eines Wochenblatts oder eines Magazins. Am Wochenende werden wir in Zukunft eine Art Liebesheirat zwischen Tageszeitung und Wochenblatt eingehen. Die konkreten Neuerungen haben wir zusammengefasst und auf dieser Seite optisch präsentiert - sie reichen vom neuen, opulenten "Buch Zwei" über den großen Wissenschaftsteil bis hin zu den Büchern "Gesellschaft" und "Stil". Geübte SZ-Leser werden anderswo in der Wochenendzeitung weitere Veränderungen entdecken. Da gibt es eine zusätzliche Meinungsseite mit einer Kolumne von Carolin Emcke, neue Formate in den verschiedenen Ressorts oder die wöchentliche Kinderzeitung.

Und ja, die Wochenendzeitung sieht anders aus. Die Bildsprache ist großzügiger, manche Grafiken sind dies auch, die Seitengestaltung ist hier luftiger und dort gewagter. Wir drucken manchmal größere Bilder und Illustrationen, tun dies aber nicht, weil wir zu wenig Text haben oder weil, ein beliebtes Vorurteil, es so billiger wäre, die Seiten zu füllen. Nein, gute Bilder sind keineswegs billig. Aber sie erzählen manchmal eine eigene Geschichte. Gelegentlich ist dies eine Parallelgeschichte zum Text; hin und wieder erläutert sogar der Text "nur" eine großartige Bildergeschichte. Das ist für eine Tageszeitung nicht unbedingt üblich. In unserer Wochenendzeitung allerdings wollen wir auch immer wieder solche Bild-Text-Geschichten erzählen.

Natürlich wird die SZ auch am Wochenende eine Zeitung der Autorinnen und Autoren - und damit eine Zeitung der Leserinnen und Leser - bleiben, auch wenn man am Wochenende häufiger mal andere grafische Elemente oder eine großzügige, nahezu künstlerische Seite wie das "Großformat" im Feuilleton findet. Artikel, Essays, Analysen, Kommentare, Reportagen und Hintergrundgeschichten wird es eher mehr als bisher geben. Die Wochenend-SZ soll die Leser schließlich über zwei Tage begleiten. Was man am Samstag noch nicht liest, kann man sich für den Sonntag aufheben. Und es wird jede Woche etliche Artikel geben, an denen auch der Leser merkt, wie viel Zeit sich die Autorin oder der Reporter für Recherche und Schreiben genommen hat. Wir nehmen uns mehr Zeit dafür, die wir in gewisser Weise in Form der Wochenendzeitung an die Leser weitergeben.

Auch die Wochenendausgabe der SZ bleibt eine Tageszeitung

Trotz alledem soll auch die Wochenendausgabe der SZ eine Tageszeitung bleiben. So wie unsere Leser von Montag bis Freitag das Neue und Wichtige aus der Zeitung erfahren, werden sie das auch weiter am Samstag tun können. Und wenn am Wochenbeginn dann die Wochenblätter, die so zwischen Donnerstag und Montag erscheinen (bald häufiger am Samstag), allmählich Patina ansetzen, gibt es die neue SZ am Montag, dann die am Dienstag, am Mittwoch und so weiter. Es ist von Vorteil, eine Tageszeitung zu machen (und zu lesen), die immer wieder das Beste aus zwei Welten bietet: aus der täglichen Zeitungswelt und dem wöchentlichen Hintergrunduniversum.

Das Wochenende ist nun einmal Lebens- und damit auch Lesezeit. Selbst etliche von jenen, die viel am Bildschirm, welcher Größe auch immer, lesen oder lesen müssen, nehmen an einem Samstagnachmittag oder zum Sonntagsfrühstück gerne eine Zeitung in die Hand. Deswegen gibt es Sonntagszeitungen (allerdings nicht am Sonnabend), und deswegen zielen Magazine nun auch auf den Samstag (bis die so weit sind, dauert es noch ein wenig). Nächstes Jahr gibt es dann samstags immer ein kleines Gedränge am Kiosk. Aber da die SZ ja kein Wochenmagazin ist, sondern von heute an glücklicherweise eine Samstags-Wochenend-Zeitung, die es am Montag schon wieder neu gibt, freuen wir uns mit den Lesern auf das Wochenende - jetzt und die kommenden Jahre.

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu unserer neuen Wochenendzeitung? Schreiben Sie uns. Einfach per E-Mail unter wochenende@sueddeutsche.de oder per Post an: Süddeutsche Zeitung GmbH, Stichwort: Neue Wochenendzeitung, 80289 München

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