Finanzierung des IS-Terrors:Regierung will Handel mit geraubten Kulturschätzen eindämmen

  • Der illegale Handel mit geraubten Kulturschätzen zählt zu den wichtigsten Finanzquellen der Terroristen des Islamischen Staates.
  • In Deutschland nimmt der Handel mit Antiken zweifelhafter Herkunft zu.
  • Die Bundesregierung will dies mithilfe einer Gesetzesänderung wirksamer bekämpfen.

Von Volkmar Kabisch und Georg Mascolo

Die Bundesregierung will den Handel mit illegal beschafften Antiquitäten wirksamer bekämpfen. Eine von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU, geplante Gesetzesänderung ist nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und NDR auch eine Reaktion darauf, dass die Terroristen des Islamischen Staates (IS) sich durch Plünderungen und Raubgrabungen in Syrien und im Irak finanzieren. Nach Angaben der irakischen Regierung gehört dieses Geschäft bereits heute zu den "Haupteinnahmequellen" der Terroristen. "Sie kaufen mit dem Erlös ihre Waffen," sagte Armee-General Kassim Atta.

Viele der bedeutendsten archäologischen Stätten des Irak befinden sich inzwischen in den Händen des IS. Nach Angaben von Archäologen soll es bereits an vielen Orten zu Plünderungen gekommen sein, darunter auch in Museen. Nach Grütters Plänen sollen künftig in Deutschland nur noch solche Kulturgüter gehandelt werden dürfen, die über eine offizielle Ausfuhrlizenz des Herkunftslandes verfügen. Die Ministerin will erreichen, dass das Gesetz spätestens Anfang 2016 in Kraft tritt.

"Eine wichtige Finanzierungsquelle des Terrorismus austrocknen"

Weil das bisherige "Kulturgüterrückgabe-Gesetz" keine entsprechende Vorschrift kennt, ist Deutschland seit Jahren eine Drehscheibe für den Verkauf von Antiken zweifelhafter Herkunft. In Auktionshäusern und Galerien werden hunderte Stücke nahöstlicher Provenienz angeboten. Eine Expertin des Bundeskriminalamtes kritisiert, dass nach dem bisherigen Gesetz "ein Hühnerei besser deklariert sein muss, als die wertvollste Antike." Zudem warnt die Behörde vor einem Anstieg des Handels. Grütters sagte der SZ: "Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht zum Umschlagplatz werden."

Schon heute zählt der illegale Handel mit Antiken laut Interpol zu einem der bedeutendsten Geschäftsfelder der Organisierten Kriminalität weltweit, der Jahresumsatz wird vom FBI auf sieben Milliarden Dollar geschätzt. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es zuletzt, man müsse "eine wichtige Finanzierungsquelle des Terrorismus austrocknen."

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder unter sz.de/ipad

Die ARD berichtet am Montag um 22.45 Uhr in der Reihe "die story" über "Das geplünderte Erbe"

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