Epidemie in Westafrika:Steinmeier fordert "Weißhelm"-Mission gegen Ebola

  • Außenminister Steinmeier befürwortet den Aufbau eines Expertenpools an zivilen Helfern. Diese "Weißhelme" könnten auch nach Westafrika zur Hilfe gegen Ebola geschickt werden.
  • Steinmeier übte bei einem Treffen mit Kollegen Selbstkritik an der späten Reaktion auf die Epidemie. Die EU-Außenminister wollen die finanzielle Hilfe im Kampf gegen Ebola nun aufstocken. Die UN fordern auch von China größere Anstrengungen.
  • Nigeria ist nach Angaben der WHO seit 42 Tagen frei von Ebola-Infektionen.
  • Der Flughafen von Brüssel verschärft bei Reisenden aus Westafrika die Kontrollen.

Weißhelme für medizinische Krisen gefordert

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat beim Treffen der EU-Außenminister für eine zivile EU-Mission zur Bekämpfung von Ebola in Westafrika geworben. Steinmeier sprach sich für den Aufbau eines Expertenpools für medizinische Helfer und Logistikfachleute aus. Diese "Weißhelme" könnten bei akuten medizinischen Krisen schneller eingesetzt werden, so wie Blauhelm-Soldaten für UN-Friedensmissionen bereitstünden.

"Wir waren sicherlich weltweit auf diese Epidemie mit dieser Dynamik nicht vorbereitet", räumte der deutsche Außenminister ein. Nach Steinmeiers Worten drohen die staatlichen Strukturen in den drei am stärksten betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone zusammenzubrechen. Umso wichtiger sei es jetzt, Versäumtes nachzuholen und koordiniert vorzugehen. So sollten auf EU-Ebene die Ausbildungsmaßnahmen koordiniert und Rettungsmöglichkeiten für erkrankte Helfer gebündelt werden. Zudem könnte es unter dem Dach einer gemeinsamen Mission die Möglichkeit für kleinere EU-Staaten geben, sich an der Hilfe zu beteiligen.

Kuba schickte bereits 130 Ärzte

Der britische Außenminister Philip Hammond sprach sich dafür aus, die bisherigen Finanzmittel der EU-Kommission und der Mitgliedsstaaten auf eine Milliarde Euro zu verdoppeln. Das Geld solle unter anderem für zusätzliche Krankenhausbetten und Isolierstationen verwendet werden. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn nannte das sozialistisch regierte Kuba als Vorbild: "Mit elf Millionen Einwohnern haben (die Kubaner) schon 130 Ärzte vor Ort und wollen noch 300 Ärzte und Krankenschwestern nach Afrika schicken."

Bislang hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 4500 Ebola-Tote in Afrika registriert. Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher liegen. Nach Schätzungen der WHO droht die Zahl der Neuinfektionen Anfang Dezember auf 5000 bis 10 000 je Woche zu steigen.

"Wo bleiben die chinesischen Milliardäre?"

Nicht nur die Europäer sind mit der Hilfe für Westafrika spät dran. Die Vereinten Nationen forderten auch von Chinas reichen Bürgern und Konzernen einen größeren Beitrag. "Wo bleiben die chinesischen Milliardäre?" fragte der für China zuständige Vertreter des Welternährungsprogramms (WFP) der UN, Brett Rierson, am Montag. "Das Gleiche könnte man die privaten Unternehmen fragen, gegenwärtig die größten Investoren in Westafrika." China hat 40 Millionen Dollar für den Kampf gegen Ebola bereitgestellt, von denen sechs Millionen an das WFP gingen. Ein Sprecher der chinesischen Gesundheitsbehörden erklärte, sein Land bilde zudem Ärzte aus.

Brüssel verschärft Sicherheitsbestimmungen

Angesichts der steigenden Zahlen verschärft der Flughafen in Brüssel die Sicherheitsvorkehrungen. Neben Körpertemperaturen soll das Gepäck von ankommenden Reisenden aus Guinea, Sierra Leone und Liberia kontrolliert werden. Lebensmittel dürfen nicht mehr eingeführt werden. Die Kontrollen sollen Montagabend beginnen. Vier bis fünf Flüge pro Woche sind davon betroffen.

Nigeria ist offiziell Ebola-frei

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Ebola-Ausbruch in Nigeria offiziell für beendet erklärt. "Das ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Ebola eingedämmt werden kann", erklärte die Organisation am Montag in Genf. Der nigerianischen Regierung und den WHO-Vertretern vor Ort sei aber bewusst, dass das westafrikanische Land weiter gefährdet sei, solange die Krankheit in anderen Ländern der Region weiter wüte. Man bleibe deswegen in Alarmbereitschaft.

In Nigeria hatte es 20 Erkrankte gegeben, acht davon starben. Ein Ebola-Ausbruch gilt nach den Richtlinien der WHO als beendet, wenn 42 Tage lang kein Fall aufgetreten ist. 42 Tage entsprechen der doppelten maximalen Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen.

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