Hockey:Stabile Lage

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MSC-Frauen verpassen Herbstmeisterschaft, sind aber im Soll

Von Nikolai Huland

München - Kim Platten hat sie schon oft gehört, die Klänge, wenn der Ball beim Feldhockey ins Tor einschlägt. Sie können ziemlich unterschiedlich sein: Dumpf rumst es, wenn der Ball gegen das mit Gummi verkleidete Brett unten im Tor knallt, metallisch klirrt es, wenn der Ball gegen die Stangen kracht, an denen das Netz hängt. Doch in dieser Saison musste Kim Platten solche Geräusche selten hören. Sie ist die Torhüterin der Frauen des Münchner Sportclubs (MSC), und die haben in bislang neun Spielen erst acht Gegentore zugelassen; viermal stand sogar die Null.

"Wir stehen einfach gut. Das war schon immer unsere Stärke. Und wir haben diese Saison noch gute Leute dazu bekommen", erklärt Platten die stabile Defensive ihres Teams. Unter anderem Nationalspielerin Anissa Korth wechselte diese Saison nach München.

Auch Kim Platten selbst ist natürlich dafür verantwortlich, dass es so wenige Gegentore gibt. Die Torhüterin ist eine der besten ihres Fachs, 2013 gewann sie mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft, für die Olympischen Spiele in London war Platten nominiert, verpasste sie dann aber wegen eines Kreuzbandrisses. "Wir haben eine sehr gute Abwehrreihe, aber Kim macht das schon sehr gut", sagt MSC-Trainer Thorben Wegener.

Lediglich im letzten Heimspiel der Hinrunde am Samstag konnte Kim Platten nicht zeigen, was sie kann: Beim 2:3 gegen den Düsseldorfer Hockey Club (DHC) wurden die MSC-Frauen in der ersten halben Stunde überrannt, es rumste dreimal dumpf, die Torhüterin war bei den drei schnellen Gegentoren chancenlos.

"Es war super ärgerlich, so in Rückstand zu geraten. Wenn man gegen den Tabellenführer zu langsam ins Spiel kommt, dann geht es schnell", urteilte Platten. "Wir haben die ersten 30 Minuten tierisch verpennt", meckerte auch Trainer Wegener. Gegen Düsseldorf geschah das nicht zum ersten Mal in der Saison, auch gegen Köln und Mannheim hatten die Münchnerinnen frühe Rückstände aufholen müssen. "Ich habe keine Erklärung. Das ist reine Kopfsache. In Gesprächen müssen wir herausfinden, was da los ist", sagt Wegener.

Bereit für die Playoffs: Nationalspielerin Kim Platten möchte mit dem MSC endlich ein Halbfinale gewinnen. (Foto: Claus Schunk)

Das erklärte Ziel, die Herbstmeisterschaft, ist mit der Niederlage gegen den DHC nun futsch. Doch allzu deprimiert äußerten sich Spielerinnen und Trainer nach der Partie gegen Düsseldorf nicht. "Die Hinrunde ist super gelaufen, wir sind zufrieden", sagte Platten. Mit einem Sieg gegen den Abstiegskandidaten Harvestehuder THC am kommenden Samstag würden die MSC-Frauen im letzten Spiel vor der Hallenpause noch auf den dritten Platz klettern. Und wichtiger als die Herbstmeisterschaft ist ihnen ohnehin das Ziel, in die Meisterschafts-Playoffs zu kommen. Für die qualifizieren sich die besten vier Mannschaften der Saison. In der vergangenen Spielzeit klappte das knapp nicht, in den Jahren davor scheiterte der MSC jeweils im Halbfinale. "Wir wollen endlich ein Halbfinale gewinnen, wir haben schon genug verloren", sagt Platten, die seit 2010 in München spielt.

Coach Wegener, der die Münchnerinnen seit Anfang dieser Feldsaison trainiert, sieht eine positive Entwicklung bei seinem Team: "Wir sind in einer aufsteigenden Form, beim Final Four sollten wir auf dem Höhepunkt ankommen." Auf dem Weg dahin, in der im April beginnenden Rückrunde, möchte Wegener die Mannschaft taktisch optimieren: Das Pressing solle variabler und die Manndeckung besser einstudiert werden. Und natürlich müsse die Spannung künftig von Beginn an hoch sein. "Auf die Taktiken, die wir haben, müssen wir noch etwas oben drauf packen, damit wir nicht so leicht auszurechnen sind", erklärt der Trainer. Eine offensivere Grundhaltung strebt er jedoch nicht an, obwohl die MSC-Frauen erst 15 Mal den Ball in des Gegners Tor beförderten - die anderen Spitzenteams wie Düsseldorf (28) trafen viel öfter. Die Münchnerinnen werden es also weiter als Defensiv-Spezialisten probieren. Kim Platten dürfte das freuen.

© SZ vom 21.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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