Zum Tod von Christophe de Margerie:Rastlos bis zum Schluss

Total-Chef Christophe de Margerie stirbt bei einem Flugzeugunfall in Moskau. Der Öl-Manager aus der Champagner-Dynastie Taittinger war ein Freund deutlicher Worte - und Russlands.

Von Caspar Busse

Er war kaum zu bremsen: Christophe de Margerie war immer unterwegs, immer engagiert. Als der Franzose, dessen Mutter aus der Champagner-Dynastie Taittinger stammte, vor wenigen Monaten nach einem langen Abend zum morgendlichen Redaktionsbesuch erschien, hatte er eine schwere Erkältung. Seine Stimme war beinahe weg, eigentlich konnte er nur noch flüstern.

Doch das hielt den Chef des französischen Ölkonzerns Total nicht davon ab, seine Meinung zu sagen: zur Russland-Krise, zu den Problemen Frankreichs, zum schwierigen Verhältnis zu den Deutschen - wie immer lebenslustig, humorvoll, pointiert, schlagfertig. "Ich pflege stets offen meine Meinung zu sagen", sagte de Margerie Anfang September in einem SZ-Interview. Und so war es auch: Der Mann mit dem markanten Schnauzbart hielt mit seinen Ansichten nicht hinter dem Berg, was ihm Freunde, aber auch Feinde einbrachte.

In der Nacht zum Dienstag ist de Margerie bei einem Flugzeugunglück in Moskau ums Leben gekommen. Mit ihm starben drei französischen Besatzungsmitglieder des Privatjets. De Margerie wurde 63 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

File picture of Total SA CEO Christophe de Margerie arriving at the Elysee Palace in Paris

Als Chef eines der größten französischen Konzerne war Christophe de Margerie auch regelmäßig Gast im Elysée-Palast.

(Foto: REUTERS)

Auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo war der Firmenjet vom Typ Falcon 50 bei Nebel mit einem fahrenden Schneepflug zusammengeprallt, teilten die russischen Behörden mit. Der Fahrer des Räumfahrzeugs war den Angaben nach betrunken. "Ärzten zufolge befand sich der Mann im Alkoholrausch", sagte Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde am Dienstagvormittag. Kremlchef Wladimir Putin äußerte sein Beileid. Alle diensthabenden Fluglotsen würden zunächst als Zeugen vernommen, noch am Dienstag sollten französische Ermittler in Moskau eintreffen.

40 Jahre bei Total

De Margerie arbeitete seit 1974 für Total, seit 2007 war er Vorstandschef des Ölkonzerns mit Hauptsitz in Paris. Mit rund 100 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 190 Milliarden Euro ist das Unternehmen eines der größten der Welt. Noch in der Nacht teilte Total mit, man sei "zutiefst bewegt und traurig". Es wurde ein Sondertreffen des Veraltungsrats angekündigt.

Eigentlich wollte de Margerie am Montagabend zurück nach Paris fliegen. Er hatte den russischen Ministerpräsidenten Dmitrij Medwedjew in dessen Residenz außerhalb von Moskau getroffen, um über weitere Investitionen in Russland zu beraten. Der Total-Chef galt als Unterstützer Russlands und hatte immer wieder vor einer Eskalation der Krise zwischen dem Kreml und dem Westen gewarnt. "Sanktionen sind ein Irrweg, wirtschaftliche Verflechtung hingegen erzwingen einen konstruktiven Dialog. Wir dürfen uns nicht einreden lassen, Russland sei ein Feind - obwohl unsere Energieversorgung großteils von diesem Nachbarn abhängt", hatte er noch Anfang September in der SZ betont. Total ist an zahlreichen wichtigen Projekten in Russland beteiligt.

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