WTA-Finale in Singapur:Aufschwung in Stöckelschuhen

Charity Event with Porsche Asia Pacific In Singapore

Soll Tennis in Singapur populär machen: Maria Scharapowa

(Foto: Getty Images for Porsche)

Die besten acht Tennisspielerinnen der Welt schlagen in dieser Woche in Singapur auf. Es ist nicht das erste Mal, dass die WTA-Tour versucht, sich im asiatischen Raum zu etablieren. Diesmal soll es endlich klappen mit den großen Erlösen. Doch die wichtigste Botschafterin spielt nicht mit.

Von Matthias Schmid

Vermutlich wäre es Stacey Allaster sehr viel lieber gewesen, wenn Li Na Tennisklamotten getragen hätte. Die Chinesin erschien dann aber zum Leidwesen der Chefin der Spielerinnenorganisation WTA in einem schicken schwarzen Abendkleid und blauen Schuhen mit hohen Absätzen.

Li kehrte am Montag beim Abschlussturnier in Singapur als Frührentnerin in den Kreis der besten acht Tennisspielerinnen der Welt zurück, die in dieser Woche ihre Beste suchen. Nach der offiziellen Eröffnungszeremonie schlug die 32-Jährige, die im vergangenen Monat die Profitour wegen anhaltender Verletzungsprobleme verlassen hatte, ein paar Bälle mit der 16 Jahre alten Inderin Karman Kaur Thandi, die im Juniorenwettbewerb startet. Lis Vorhand sah dabei selbst auf Stöckelschuhen umwerfend aus, sie hätte bestimmt noch mithalten können mit Serena Williams oder Maria Scharapowa. Aber sie will nicht mehr.

Die WTA-Verantwortlichen um Allaster waren deshalb schon froh, dass Li als erfolgreichste und beliebteste Sportlerin im asiatischen Raum überhaupt zur Premiere gekommen war. Das WTA-Finale im Stadtstaat Singapur ist ein Prestigeprojekt, von dem beide Seiten profitieren wollen. Es geht natürlich um viel Geld und Einfluss. Der Fünfjahresvertrag mit Singapur garantiert der WTA 14 Millionen Dollar - pro Jahr.

Singapur denkt an die Olympischen Sommerspiele

Im Gegenzug erhofft sich der kleine Stadtstaat in Südostasien, dass er mit einer perfekten Organisation künftig noch größere Sportveranstaltungen ausrichten darf. Die Macher denken dabei an Vorrundenspiele der Weltmeisterschaft 2019 im Rugby oder sogar an die Olympischen Sommerspiele. "Es gibt hier 600 Millionen Menschen innerhalb von einem Radius von vier (Flug-)Stunden", sagt Allaster zu den Gründen, warum sich die WTA für den Standort Singapur entschieden hatte: "Wir sind zudem sehr nah an China und Indien dran, die riesige Anhängerschaften im Tennis haben."

Singapur war nie an einem Schaukampf interessiert, "wir wollten unbedingt ein Weltkasse-Event hierherholen", ergänzt Andrew Georgiou, Chef der Vermarktungsagentur World Sport Group. "Und der Fünfjahresvertrag war uns wichtig, damit wir uns auch gemeinsam mit der Regierung langfristig engagieren können."

Mit Rucksack und einer Videokassette nach China

Es ist nicht der erste Ausflug der Tennisbranche in den Asien-Pazifik-Raum. Zwischen 2008 und 2010 machte das WTA-Finale, das damals noch WTA-Championships hieß, vorrübergehend halt in Doha, Katar. Dort gab es zwar viel Geld, aber nur wenige Zuschauer. Es melden sich aus diesem Grund einige kritische Stimmen, die die Fokussierung auf den asiatischen Markt für verfehlt halten. Aber nicht nur die WTA-Verantwortlichen um Allaster, sondern auch viele andere Sportarten wie die nordamerikanische Basketballliga NBA glauben, in der Region gewaltige Potenziale in Wachstum und Erlöse zu erkennen.

17 Turniere wurden in diesem Jahr hier ausgespielt, allein sechs fanden in China statt, im nächsten Jahr kommt noch ein siebtes dazu. Der Zeitpunkt von Lis Rücktritt hätte daher kaum ungünstiger sein können. "Nur mit einer Starspielerin kann ein Turnier wachsen", sagt ihr Manager Max Eisenbud, der sich auch um Scharapowa kümmert. Ihn sorgt vor allem der Umstand, dass sich die WTA auf den chinesischen Markt verlässt. "Sie können ja gleich die gesamte Tour nur noch in China spielen lassen", sagt er süffisant, "viele Menschen jagen dort nur dem Geld nach."

David Shoemaker sieht das weit weniger dramatisch. Der Chef der NBA kann durchaus Parallelen zu seiner Sportart erkennen. Nach dem Rücktritt des populärsten chinesischen Basketballers Yao Ming "sagten die Pessimisten einen Absturz voraus", erinnert sich Shoemaker. Das Gegenteil sei geschehen. "Wir sind dort rasant gewachsen", sagt Shoemaker. "Ich glaube, das kann sich bei Li Na ganz ähnlich verhalten, weil sie dem chinesischen Tennis etwas zurückgeben und sich deshalb engagieren möchte."

Es könnten einige Jahre vergehen, bis die Zahlen so sind, wie sich die WTA das gerne vorstellt. David Stern, früher Commissioner der NBA, war 1987 das erste Mal nach China gekommen, ein Videokassette im Rucksack, um die Fernsehsender davon zu überzeugen, die NBA zu übertragen. Zumindest in der Hinsicht sind sie heute im Tennis sehr viel weiter.

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